Deutsche Post Schwere Vorwürfe gegen DHL in Südamerika

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Mikrofone in Umkleidekabinen?

Drei Tage lang dauerte der Ausstand. Dann habe die DHL-Führung eingelenkt und die Zulage für die Nachtschicht erhöht. Einen Monat nach dem Streik habe das Unternehmen 42 Beschäftigten gekündigt - allesamt Gewerkschaftsmitglieder, heißt es in dem Bericht. "Wir waren alle entrüstet", sagt Valentina. "Danach haben viele die Gewerkschaft verlassen." Die Deutsche Post bestätigt diese Angaben auf Anfrage der WirtschaftsWoche nicht.

Mit sieben der entlassenen Mitarbeiter zog die Gewerkschaft vor Gericht. Das gab der Gewerkschaft Recht, sprach den Angestellten 30 Prozent mehr Abfindung zu und verurteilte das Vorgehen des Konzerns als gewerkschaftsfeindlich.

In der Folge hätte das Unternehmen keine öffentlichen Aufträge in Chile mehr erhalten können. Das Management einigte sich daraufhin mit der Gewerkschaft im Mai 2015 auf ein Abkommen zur Verbesserung der Beziehung. Doch seitdem habe es keine Fortschritte mehr gegeben, kritisiert die Gewerkschaft.

Einige chilenische Gewerkschaftsmitglieder vermuten außerdem, dass das Unternehmen ihre Telefongespräche abhöre. In Kolumbien befürchten die Mitarbeiter, dass das Management sogar versteckte Mikrofone in Umkleidekabinen und Fahrzeugen installiert habe, heißt es in dem Bericht des ITF. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche erklärte die Deutsche Post, dass solche Praktiken nicht bekannt seien.

Dem Bericht nach versuchten DHL-Manager in Panama und Kolumbien, die Beschäftigten mit der Aussicht auf eine Lohnerhöhung zu beeinflussen. So berichtete ein DHL-Express-Mitarbeiter in Kolumbien, dass ein Kollege ihm im Namen eines Vorgesetzten umgerechnet fast 25.000 Euro anbot, wenn er aus der Gewerkschaft austrete. Nachweisen konnte die Gewerkschaft das nicht.

In einem anderen Fall kündigte DHL dem Sohn eines Gewerkschaftsmitglied. Angeblich, weil ein Kunde sich beschwert habe, in dessen Lager der Sohn arbeitete. Doch als der Sohn sich an seinen ehemaligen Vorgesetzten bei der Firma gewandt habe, habe der nichts von einem entsprechenden Schreiben gewusst, heißt es in dem Bericht.

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