Nach außen hin gibt es zwischen ihm und Compador auch keine Verbindung. Doch offenbar stehen sich beide sehr nahe. Man habe „penibel darauf geachtet, die Geschäftsbeziehung zu verschleiern“, sagt ein Insider, um keinen Verdacht beim Bundeskartellamt aufkommen zu lassen. Tatsächlich habe sich Compador aber in das operative Tagesgeschäft eingemischt, Compador-Manager hätten Mitarbeitern der Nordbayernpost gar Weisungen erteilt. Greve und Lübnitz bestreiten das. Es habe lediglich einen Beratungsvertrag mit Compador „im Rahmen der Restrukturierung“ gegeben, so Lübnitz.
Unumwunden gibt Greve aber zu, welchen Inhalt die Beratung hatte. Das Ziel sei ein „kooperatives Wettbewerbsmodell“ gewesen. Die Nordbayernpost-Zusteller sollten Briefe nur noch im eigenen, deutlich geschrumpften Kerngebiet Nürnberg austragen – dort hätten sie Briefträgern der Deutschen Post weiter Konkurrenz gemacht. Die restlichen Sendungen, etwa 40 Prozent der täglich rund 100.000 Briefe, die vor allem in Gebiete außerhalb Frankens gingen, sollte die Nordbayernpost nicht mehr wie vorher üblich über private Briefdienstpartner zustellen lassen, sondern über die Deutsche Post. Die Verträge mit den früheren Partnern kündigte Lübnitz – der Bonner Konzern gewann auf einen Schlag 40.000 Briefsendungen pro Tag.
Die Stärken der Deutschen Post
Alle Geschäftsbereiche arbeiten profitabel.
Besonders stark ist die Post im Express-Geschäft - der Anteil der Sparte am Gesamtgewinn (Ebit) 2012 beträgt 35,9 Prozent.
Die Post hat einen Anteil am deutschen Briefmarkt von 90 Prozent.
Die Post ist Marktführer in Asien. DHL hat einen Anteil von 40 Prozent im Expressgeschäft, FedEx folgt mit 21 Prozent, EMS mit 14 Prozent, UPS mit 10 Prozent, weitere Anbieter halten 15 Prozent.
Für die Großkunden der Nordbayernpost hatte das durchaus Charme: So war sichergestellt, dass die Briefe in der Regel einen Tag nach Einwurf, im Fachjargon „E+1“ genannt, bundesweit zugestellt wurden. Die private Konkurrenz schafft das nur im eigenen, meist regionalen Zustellgebiet. Bundesweite Briefe brauchen eher zwei Tage. Private Briefdienste, die sich etwa in der Mail Alliance zusammengeschlossen haben, akzeptieren den Qualitätsverlust, um sich so wenigstens eine Alternative zur Post zu sichern. Würde die Nordbayernpost als Erster aus diesem System ausscheren und andere dem Beispiel folgen, wäre das zweite Netz aber so gut wie tot – das Monopol der Deutschen Post wäre dauerhaft gesichert.