Der Deutschen Post haben Fortschritte bei der Sanierung ihrer kriselnden Frachtsparte und das boomende Express-Geschäft ein deutliches Gewinnplus beschert. Rückenwind gibt den Bonnern auch die Erhöhung des Briefportos in Deutschland zu Jahresbeginn. "Wir hatten einen guten Start in das laufende Jahr", bilanzierte Konzernchef Frank Appel am Mittwoch.
"Mit einem Ebit von 873 Millionen Euro haben wir das beste erste Quartal in unserer Unternehmensgeschichte verzeichnet." Man sei "voll auf Kurs, unsere Ziele für 2016 zu erreichen". Appel will die Erträge im laufenden Jahr um mindestens eine Milliarde Euro steigern, der operative Gewinn soll auf 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro steigen nach 2,41 Milliarden Euro im Vorjahr.
Der Umsatz ging im ersten Quartal allerdings um 6,1 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro zurück. Grund dafür sei neben Währungseffekten der geänderte Ausweis von Umsätzen in einem großen Kundenvertrag. Bereinigt um diese Effekte legte der Umsatz um 1,4 Prozent zu. Beim operativen Ertrag übertraf der Konzern die Erwartungen des Marktes. Analysten hatten mit einem Umsatz von 14,861 Milliarden Euro und einem Ebit von 830 Millionen Euro gerechnet.
Logistik: Diese Anbieter dominieren das Paketgeschäft
Der Paketdienst GLS ist der fünftstärkste Anbieter in Deutschland. Sein Marktanteil liegt bei acht Prozent.
Quelle: MRU; Zahlen für 2014
Der vierte Platz geht an Hermes (13 Prozent).
Mit einem Marktanteil von 17 Prozent landet UPS auf Platz drei im Ranking.
Auf Rang zwei liegt DPD mit 18 Prozent Marktanteil.
Marktführer ist die Deutsche Post-Tochter DHL mit einem Anteil von 44 Prozent.
Die Frachtsparte, in den vergangenen Jahren Sorgenkind des Konzerns, steigerte den operativen Gewinn (Ebit) von 17 auf 51 Millionen Euro. Dies zeige die "positiven Auswirkungen" der eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen, hieß es. Auch das Express- sowie das Paketgeschäft legten deutlich zu.
Die Post kommt damit nach dem "Übergangsjahr" 2015 wieder in Schwung. Im vergangenen Jahr lasteten unter anderem Abschreibungen in einer Höhe von gut einer halben Milliarde Euro auf der Bilanz. Diese waren vor allem durch die in weiten Teilen gescheiterte Einführung neuer Datenverarbeitungssysteme in der Frachtsparte nötig geworden.
Der Briefmarkt in Zahlen
Dank E-Mail und Smartphone schreiben die Deutschen immer seltener Briefe. In diesem Jahr stellen die Briefdienste nur noch etwa 15,7 Milliarden Briefe zu. Vor fünf Jahren waren es noch 16,4 Milliarden Briefe, berichtet die zuständige Bundesnetzagentur in ihrem Tätigkeitsbericht.
Die meisten dieser Briefe stellt die Deutsche Post zu. Ihr Marktanteil liegt bei 87,3 Prozent, berichtet die Bundesnetzagentur. Damit hat sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren nur leicht verändert: 2010 kamen die Konkurrenten der Deutschen Post gemeinsam auf etwa 10 Prozent Marktanteil, heute sind es 12,7 Prozent.
Trotz der sinkenden Briefzahlen: Der Umsatz des Marktes ist kaum geschrumpft. Vor fünf Jahren lag er noch bei rund 9 Milliarden Euro, 2015 liegt er bei etwa 8,7 Millionen Euro. Den Großteil davon erwirtschaftet die Deutsche Post. Nur etwa 1,1 Milliarden Euro Umsatz machen die Konkurrenten.
Grund für den fast gleichbleibenden Umsatz sind auch Preiserhöhungen: 55 Cent kostete vor fünf Jahren noch die Briefmarke für einen Standardbrief bei der Deutschen Post. Seit dem hat der Bonner Konzern das Porto in drei Schritten auf 62 Cent erhöht. Im kommenden Jahr wird das Porto auf 70 Cent steigen.
Für Großkunden ändern sich die Preise nicht so stark, auch, weil die Post ihnen Rabatte gewährt. Doch wenn die Post das Porto erhöht, heben oft auch die Konkurrenten die Preise an.
Die Post profitierte nun auch von der Porto-Erhöhung in Deutschland. Der Konzern hatte die Preise so deutlich angehoben wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Beim Massenprodukt Standardbrief stieg das Porto von 62 auf 70 Cent. Der Post spielt zudem der ungebrochene Boom des Online-Handels in die Hände.