Offenbar hätte dieser Tag anders verlaufen sollen- und zwar so: Zuerst hätte die lange erwartete Ankündigung einer Fusion mit dem Wettbewerber für viel Aufmerksamkeit gesorgt. „T-Mobile US und Sprint formieren neuen US-Mobilfunkriesen“ hätten dann die Überschriften lauten können – und wie als Bestätigung der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens hätte die Telekom-Tochter mit Zahlen für das dritte Quartal geglänzt. So berichtete es zumindest die Nachrichtenagentur Bloomberg bis vor kurzem mit Bezug auf Personen, die mit den Verhandlungen betraut sind.
Doch die Zeit hat wohl nicht gereicht. Die Papiere sind nicht fertig, aber T-Mobile US muss nun seine Quartalszahlen vorlegen. Bei der Vorstellung der Bilanz des zweiten Quartals hatte sich der Mobilfunker noch gerühmt, nun als erster der amerikanischen Telekommunikationsanbieter seine Ergebnisse zu präsentieren. Schließlich laufe man auch im Wettbewerb vorweg. Doch nun hat Wettbewerber Verizon schon vorgelegt, und Branchenprimus AT&T wird dies am Dienstag tun. Also muss nun T-Mobile US zeigen, was sie geleistet haben. Und die Zahlen können sich sehen lassen:
Mit einem Nettogewinn von 550 Millionen Dollar nach 366 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum hat T-Mobil US die Expertenerwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg auf etwa zehn Milliarden Dollar nach 9,3 Milliarden und entsprach grob den Prognosen. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen jetzt mindestens 3,3 Millionen Neukunden statt drei Millionen.
Für die Telekom ist T-Mobile US mittlerweile die wichtigste Tochter. Sie trägt mehr als 48 Prozent zu den Einnahmen des Konzerns und 40 Prozent zu dessen bereinigten Gewinn (Ebitda) bei. Tendenz bei beidem: steigend. T-Mobile US ist die Nummer drei im US-Markt. Von einer Fusion mit Nummer vier, Sprint, erhofft sich der Konzern Einsparungen durch Synergieeffekte von mehr als 30 Milliarden Dollar. Seit Freitag berichtet die Nachrichtenagentur „Bloomberg“, die Verkündung des Deals würde wahrscheinlich um etwa einen Monat verschoben.
Zahlen und Fakten zum Mobilfunk-Markt
Im vergangenen Jahr wurden rund 1,5 Milliarden Smartphones verkauft. Das war ein Wachstum von zwei bis fünf Prozent im Vergleich zu 2015 - die Berechnungen einzelner IT-Marktforscher weichen etwas voneinander ab.
Noch im Jahr davor war der Absatz um mehr als zehn Prozent gewachsen. Als zentrale Auslöser für die Abkühlung gelten die wirtschaftlichen Turbulenzen im größten Smartphone-Markt China sowie anderen Ländern wie Russland.
Samsung blieb auf das gesamte Jahr gerechnet der größte Smartphone-Anbieter mit einem Marktanteil von gut 20 Prozent, Apple ist die Nummer zwei mit knapp 15 Prozent.
Im Weihnachtsgeschäft wurden die Apple-Verkäufe aber vom iPhone 7 beflügelt und bei Samsung schlug das Batterie-Debakel beim Galaxy Note 7 auf den Absatz. Im Ergebnis schob sich Apple in dem Quartal mit 78,3 Millionen verkauften iPhones knapp an Samsung vorbei.
Anbieter aus China haben sich - vor allem dank der Größe des heimischen Marktes - weltweit in die Spitzengruppe vor. Die drei Hersteller Huawei, Oppo und BBK schließen nach Samsung und Apple die globale Top 5 ab und kamen zusammen auf gut 20 Prozent Marktanteil.
Bei den Smartphone-Betriebssystemen dominiert Googles Android-Software mit einem Marktanteil über 80 Prozent. Den Rest füllt weitgehend das iOS von Apples iPhones aus. Andere Betriebssysteme wie Windows Phone oder Blackberry OS sind inzwischen praktisch bei Null angekommen. Dabei wurde mit ihnen einst die Hoffnungen verbunden, dass sie zur starken Nummer drei im Markt werden könnten.
Im vergangenen Jahr gab es nach Berechnungen von Experten weltweit rund 7,4 Milliarden Mobilfunk-Anschlüsse. Zum Jahr 2020 dürfte ihre Zahl auf knapp 8,4 Milliarden ansteigen, prognostiziert der IT-Marktforscher Gartner.
Das könnte auch daran liegen, dass mögliche Einwände von Kartellbehörden vorher bereits ausgeschlossen werden sollen. Die Telekom muss drei Behörden überzeugen: Die beiden Kartellbehörden Federal Communications Commission (FCC) und die „Antitrust Divison“ des Justizministeriums, sowie den Ausschuss der US-Regierung zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen. Die FCC gilt unter der Leitung von Ajit Pai ebenfalls als liberal. Auch vom neuen obersten Kartellbeobachter im Justizministerium, Makan Delrahim, erhoffen sich die Unternehmen Zustimmung.
Tatsächlich müssen die Unternehmen einen Zusammenschluss beim Justizministerium zwar anmelden, die kann aber keinen direkten Einspruch einlegen. Sie kann allerdings innerhalb eines Monats nach der Anmeldung in einem ausführlichen Fragebogen alle möglichen Informationen anfordern, angefangen beim Geschäftsmodell, bis hin zur erhofften verbesserten Effizienz. Kommt sie bei der Prüfung der Unterlagen zu dem Schluss, eine Fusion ist nicht im Sinne der Konsumenten, kann die Behörde gegen den Zusammenschluss klagen und ist dann in der Beweispflicht. Weil dieses Verfahren sich dann allerdings sehr lange hinziehen kann, lassen viele Unternehmen ihre Pläne ab diesem Zeitpunkt fallen. So wie AT&T im Jahr 2011.