
Die neuen regionalen Paketgesellschaften der Post haben ein Jahr nach ihrem Start einen festen Platz auf dem hart umkämpften deutschen Paketmarkt erobert. In den 49 Firmen der DHL Delivery GmbH arbeiteten inzwischen rund 9000 Menschen, sagte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Dazu gehörten etwa 3800 ehemals befristet Beschäftigte der Deutschen Post, die übrigen auf dem Arbeitsmarkt rekrutiert und neu eingestellt worden seien.
Anders als die Beschäftigten des Post-Konzerns werden die Mitarbeiter der Paketgesellschaften nach den jeweils gültigen regionalen und zum Teil deutlich niedrigeren Tarifen des Speditions- und Logistikgewerbes bezahlt. Die neuen DHL-Zustellfirmen sind den 49 Niederlassungen der Post zugeordnet.
Was die Post mit ihrer Strategie 2020 erreichen will
Auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß soll verringert werden: Bis 2020 will die Post ihre Energie-Effizenz um 30 Prozent verbessern. Vor kurzem kaufte der Dax-Konzern zum Beispiel den deutschen Elektroauto-Entwickler Streetscooter auf.
Die Aktie Gelb soll weiter steigen: Post-Chef Frank Appel möchte zur ersten Wahl für Anleger werden. Zwischen 40 und 60 Prozent des Nettogewinns sollen die Aktionäre jährlich als Dividende ausgeschüttet bekommen.
Auch die Kundenzufriedenheit soll steigen - auf über 80 Prozent. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche beschwerten sich allerdings vor allem deutsche Großkunden zuletzt über die Briefzustellung.
Der Gewinn ist die wichtigste Ziellinie in der Strategie 2020: Bis zum Ablauf der Frist will Appel fünf Milliarden Euro Plus machen. Dazu müsste er pro Jahr den Gewinn um acht Prozent steigern. Die Brief- und Paketsparte, die ihren Umsatz vor allem in Deutschland macht, soll drei Prozent Gewinnsteigerung pro Jahr dazu beisteuern - das Expressgeschäft, die Logistik- und Speditionssparten müssen zehn Prozent mehr im Jahr verdienen.
Kein anderer Dax-Konzern hat so konkrete und zugleich so ehrgeizige Ziele.
In Deutschland hat der durch den Onlinehandel ausgelöste Paketboom die Deutsche Post weit nach vorne getrieben. Jetzt will der Bonner Konzern diesen Effekt auch in den Schwellenländern mitnehmen: Bis 2020 soll sich der Marktanteil in diesen Regionen von 22 auf 30 Prozent erhöhen. Der Fokus liegt dabei auf Brasilien, Indien, China, Russland und Mexiko.
Auch bei den Mitarbeitern möchte die Post die erste Wahl sein. Ziel des Vorstand ist es, in den Mitarbeiterbefragung eine Zustimmungsquote von über 80 Prozent zu erlangen. Zuletzt lag die Quote bei ungefähr 70 Prozent.
Für die Gewerkschaft Verdi war die schlechtere Bezahlung im vergangenen Jahr der Hauptgrund für wochenlange Streiks. Am Ende scheiterte Verdi aber mit dem Versuch, die Ausgliederung der Paketzustellung zu verhindern. Für die verbleibenden gut 7500 Paketzusteller der Post rang sie dem Unternehmen aber Jobgarantien ab. Sie werden damit weiterhin im Mutterkonzern arbeiten und nicht in die Paketgesellschaften abgeschoben.
Die Deutsche Post begründete den Umbau in der Paketzustellung vor allem mit der wachsenden Konkurrenz durch Wettbewerber, die mit vergleichsweise niedrigeren Löhnen den Branchenprimus unter Druck setzen. Darüber hinaus machen der andauernde Onlineboom und das hiermit wachsende Paketvolumen einen Kapazitätsausbau unausweichlich. Bis 2025 könnten nach Einschätzung der Post 20.000 neue Jobs in dem Bereich entstehen.