Diagnostika Das schlechte Geschäft mit dem Blut

Die Medizintechnikmärkte entwickeln sich gut, doch eine Ausnahme macht die Diagnostikbranche. Die Gewinne sinken auf breiter Front, weil Bluttests und Co. zum Massengeschäft geworden sind. Das hat massive Auswirkungen.

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Das Massengeschäft wie die Messung von Blutzucker fördert den Preisverfall. Quelle: dpa

Berlin Diagnostische Tests werden bei immer mehr medizinischen Entscheidungen eingesetzt. Aber dennoch kommt die Industrie in Deutschland nicht recht voran. Nach der aktuellen Branchenumfrage des Verbandes der Diagnostica-Industrie (VDGH) ist der deutsche Mark für In-vitro-Diagnostika wie etwa Bluttests im vergangenen Jahr faktisch nicht gewachsen. Die befragten Unternehmen gehen von einem Plus von 0,1 bis 0,2 Prozent aus. „Weiterhin gilt: Die Diagnostika-Branche ist von der positiven Entwicklung in anderen Medizintechnik-Märkten deutlich abgekoppelt“, kommentierte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Matthias Borst, die Zahlen. In der Medizintechnik-Branche werden nach Branchenschätzungen Umsatzzuwächse zwischen vier und sechs Prozent erwartet.

Grund für die verhaltene Entwicklung ist der Preisverfall im Massengeschäft wie der Messung von Blutzucker oder Blutgerinnung. In Spezialgebieten wie etwa der Immunochemie, in der Mikrobiologie sowie bei molekulardiagnostischen Tests ist das Wachstum dagegen robust.

Immer mehr Unternehmen wenden sich daher solchen Spezialgebieten zu: Im Bereich der Personalisierten Medizin, bei der mit diagnostischen Tests die Eignung eines Patienten für eine bestimmte Therapie untersucht wird, erzielten mittlerweile 37 Prozent der Unternehmen Umsätze. 2014 lag der Anteil noch bei unter 30 Prozent.

Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) vertritt als Wirtschaftsverband die Interessen von 100 in Deutschland tätigen Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von rund vier Milliarden Euro. Etwa 2,2 Milliarden Euro davon werden mit Untersuchungssystemen und Reagenzien zur Diagnose menschlicher Krankheiten erzielt. Die anderen zwei Milliarden Euro Umsatz kommen aus dem Geschäft mit Instrumenten, Reagenzien, Testsystemen und Verbrauchsmaterialien für die Forschung in den Lebenswissenschaften.

Mit 2,2 Milliarden Euro Umsatz ist Deutschland der größte in-vitro-Diagnostikmarkt in Europa. Der stagniert bei rund zehn Milliarden Euro Umsatz, weil auch die großen anderen EU-Märkte wie Frankreich, Großbritannien und Spanien nicht wachsen.

Für 2017 geht über die Hälfte der Unternehmen von einer Stagnation aus. Ein Drittel erwartet im neuen Jahr eine bessere wirtschaftliche Situation für das eigene Unternehmen, zehn Prozent der Befragten erwarten eine Verschlechterung.

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