Didier Saint-Georges "Die Akzeptanz für weniger Staat ist gering"

Der Chefstratege des Vermögensverwalters Carmignac, Didier Saint-Georges, über die Reformagenda von Emmanuel Macron.

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Didier Saint-Georges ist Managing Director und Investmentstratege des französischen Vermögensverwalters Carmignac. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Monsieur Saint-Georges, kann Frankreichs neuer Präsident Emmanuel Macron dem Land eine Reform wie die Agenda 2010 in Deutschland verordnen?
Didier Saint-Georges: Die Erfahrung zeigt: Harte Reformen helfen der Wirtschaft, sind aber politisch tödlich, besonders wenn sie von konservativen Regierungen stammen. Dagegen stoßen Reformen von linken Regierungen auf weniger Widerstand. Macron gehört weder dem linken noch dem rechten Lager an. Die entscheidende Frage ist, ob er im Parlament ausreichend Unterstützer für seine Reformpläne findet.

von Simon Book, Karin Finkenzeller, Rüdiger Kiani-Kreß

Zuletzt erholte sich Frankreich ja konjunkturell etwas. Braucht es da überhaupt noch Reformen?
Die wirtschaftliche Erholung ist keine Eintagsfliege, sondern der Beginn eines längeren Aufschwungs. Das Problem Nummer eins in Frankreich aber ist und bleibt der aufgepumpte Staat. Die Ausgaben der Regierung sind im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung viel zu hoch. Das schmälert das Wachstumspotenzial der Wirtschaft und bringt den Staatshaushalt in eine prekäre Lage. Die nächste Regierung muss deswegen die Staatsquote senken.

Die meisten Franzosen betrachten den Staat aber als Heilsbringer.
Die soziale Akzeptanz für weniger Staat ist in Frankreich in der Tat gering. Zudem besteht die Gefahr, dass Kürzungen zulasten staatlicher Investitionsausgaben gehen, was sich negativ auf das Wachstum auswirkt. Die nächste Regierung muss das Kunststück fertig bringen, die Staatsausgaben zu senken, ohne die öffentlichen Investitionen zu beeinträchtigen und die Menschen auf die Straße zu treiben.

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