Diskriminierung bei der Trassenvergabe? Flixtrain zofft sich mit der Deutschen Bahn

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Flixtrain und Deutsche Bahn: Die Vorwürfe im Detail

Bei den anderen drei Verbindungen seien Gewinne laut Gutachten überhaupt nicht möglich: 

Berlin-München: An einzelnen Tagen wären die Züge von Flixtrain demnach bis zu sechs Stunden unterwegs – und damit „mehr als zwei Stunden über der Fahrtzeit der DB Fernverkehr, und andererseits nicht deutlich unter der Fahrtzeit ihrer Busverbindungen“. 

Berlin-Stuttgart: Drei bis vier Monate könnten gar keine Flixtrain-Züge fahren, stattdessen würden sie über eine Alternativroute mit teils anderen Halten umgeleitet. „Die Alternativtrasse bedeutet andere Laufwege mit stark wechselnden Halten (z.B. Erfurt statt Hannover, Nichtbedienung von Göttingen)“, heißt es in dem Gutachten. „Dies bedeutet Einschränkungen beim Marktaufbau, bei der Kundenfreundlichkeit und dem Verbraucherschutz, da der Grundsatz der Angebotsbeständigkeit missachtet wird.“

Berlin-Köln: Halte in Düsseldorf und in den Ruhrgebietsstädten Dortmund, Essen und Duisburg könnten mehr als ein halbes Jahr lang nicht bedient werden. Außerdem würde sich die Reisezeit auf teilweise mehr als sieben Stunden erhöhen. Zum Vergleich: Ein ICE benötigt knapp viereinhalb Stunden. „Aufgrund des zu geringen Fahrgastaufkommens“ wäre die Linie daher „wirtschaftlich nicht tragbar“.

Der Verdacht auf Diskriminierung erscheine „deshalb gerechtfertigt, da es schwer vorstellbar ist, dass die DB Fernverkehr im selben Maße von den Einschränkungen betroffen ist“, heißt es in dem Gutachten weiter. Die DB-Fernverkehr müsste demnach ebenfalls auf der gerade neu eröffneten Schnellfahrstrecke längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen oder über vier Monate hinweg ihr Angebot auf der Strecke Berlin-Stuttgart um zwei Drittel reduzieren. Flixmobility bezweifelt, dass das der Fall ist, und folgt dem Gutachter, der von „künstlich erhöhten Marktaufbaukosten“ spricht und zu diesem Ergebnis kommt: „Unter Beachtung der voranstehenden Punkte ist es ratsam, gegen die Trassenangebote vorzugehen.“

Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe zurück. Sie begründet die starken Einschränkungen mit Baumaßnahmen, die alle Eisenbahnunternehmen gleichermaßen betreffen würden. Außerdem sei der Netzfahrplan 2019 vorläufig. „Die Planer haben Anfang Juli einen Entwurf, den so genannten vorläufigen Netzfahrplan, zur Kommentierung an die Eisenbahnverkehrsunternehmen versandt“, heißt es auf Anfrage der WirtschaftsWoche. „Mit Flixtrain ist die DB Netz AG schon seit vergangener Woche im Gespräch, um etwaige Wünsche des Unternehmens im weiteren, standardisierten Prozess der Fahrplanerstellung 2019 zu berücksichtigen.“ Es seien weitere Gespräche und Abstimmungen vereinbart worden. 

Sollte der Konflikt nicht gelöst werden können, könnten die Züge von Flixtrain im kommenden Jahr möglicherweise sogar gar nicht rollen. Sollte bei den Nachverhandlungen kein wirtschaftlich tragfähiger Kompromiss mit der DB Netz gefunden werden können, heißt es im Gutachten, „ist die Einstellung des schienengebundenen Angebots in Erwägung zu ziehen“. 

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