Disney+ macht Jagd auf Netflix Disneys neuer Streaming-Service startet fulminant

Disneys neuer Streaming-Service startet fulminant Quelle: AP

Disneys neuer Streaming-Dienst Disney+ legt ein beachtliches Wachstumstempo vor: Fast 29 Millionen Kunden in weniger als drei Monaten. Der Start habe die „höchsten Erwartungen übertroffen“, sagt Konzernchef Iger.

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Disney hat mit seinem neuen Online-Videodienst einen Turbostart hingelegt. Der erst seit kurzem verfügbare Streaming-Service Disney+ hatte zu Wochenbeginn bereits 28,6 Millionen Kunden, wie der Unterhaltungsriese am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Das Wachstum habe „sogar unsere höchsten Erwartungen übertroffen“, sagte Konzernchef Bob Iger in einer Konferenzschalte nach der Präsentation der jüngsten Geschäftsbilanz.

Disney+ hatte in den USA am 12. November Premiere gefeiert und ist bislang nur in fünf Ländern empfänglich. In Deutschland soll der neue Service am 24. März an den Start gehen. Mit dem Angebot will der Hollywood-Gigant Walt Disney dem Streaming-Marktführer Netflix Druck machen, der der klassischen Kabel-TV- und Entertainment-Industrie in den vergangenen Jahre sehr viele Kunden abgejagt hatte. Auf der Disney-Plattform laufen unter anderem Marvel-, Pixar- und Star-Wars-Filme.

Es ist vor allem Disney-Chef Iger zu verdanken, dass der Medienkonzern diesen Schritt nun gemacht hat. Der Vorstandschef versucht seit Jahren einen direkteren Draht zu den Kunden zu bekommen und pumpt Disney zu einer Größe auf, die den Konzern fit machen soll, um mit Amazon und Facebook mitzuhalten. Dabei überraschte Iger in den vergangenen Jahren mit zahlreichen klugen Zukäufen: Animationsspezialist Pixar, Comicbuch-Verlag Marvel, Lucas-Film und noch einige mehr. Mit der milliardenschweren Einkaufstour erweiterte Iger Disneys Figuren-Portfolio. Besonders Marvel und George Lucas' Star Wars haben enorme Anziehungskraft auf Kunden.

Teuer erkaufter Erfolg

Nachdem Disney in den vergangenen Jahren als Lizenzgeber seine Disney-Figuren bei Netflix tanzen ließ und so vor allem mit der Lizensierung von Inhalten gutes Geld verdiente, soll nun auch Disney drauf stehen, wo Disney gestreamt wird. Statt wie bislang auf Netflix sollen Disney-Serien und Filme zukünftig nur noch bei Disney+ zu sehen sein. Iger steigerte schon mit der Ankündigung den Druck vor allem auf Netflix. Mit den fulminanten Zahlen dürfte die Sorge in der Netflix-Führungsetage noch etwas größer geworden sein.

Dass der neue Geschäftszweig bei Disney dermaßen boomt, hat allerdings seinen Preis. Der Auftakt von Disney+ dürfte zum einen deshalb so erfolgreich verlaufen sein, weil Disney beliebte Produktionen wie die „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ zum Start des Streaming-Dienstes dort prominent platzierte. Zum anderen, weil der Streamingdienst das Angebot von Netflix preislich bislang erheblich unterbietet. In Deutschland soll Disney+ monatlich 6,99 Euro kosten oder 69,99 Euro im Jahr. So sorgten die hohen Kosten für den Ausbau des Streaming-Geschäfts im jüngsten Quartal bei Disney für einen Gewinneinbruch. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel das Nettoergebnis aus dem fortgeführten Geschäft verglichen mit dem Vorjahreswert um 23 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Milliarden Euro), wie der Konzern mitteilte. Der Umsatz stieg indes um gut ein Drittel auf 20,9 Milliarden Dollar.

Zum Vergleich: Netflix gewann im jüngsten Quartal weltweit 8,8 Millionen neue Kunden hinzu. Ende 2019 brachte es das Unternehmen auf gut 167 Millionen bezahlte Mitgliedschaften. Davon ist Disney zwar noch weit entfernt, doch Netflix ist auch schon seit über zehn Jahren im Geschäft und in über 190 Ländern weltweit vertreten. Anders als Disney brauchte der Streaming-Pionier Jahre, um 28 Millionen Kunden zu erreichen. Die Konkurrenz hat es nun leichter, da das Fernsehen im Internet inzwischen bei vielen Menschen zum Alltag gehört. Auch andere finanzstarke Konzerne wie der iPhone-Hersteller Apple greifen neuerdings mit günstigeren Angeboten im Streaming-Markt an.

Insgesamt zeigt sich schon länger, dass sich Netflix insbesondere im US-Heimatmarkt schwer tut. Im vierten Quartal kamen in den USA nur 423.000 Abo-Kunden hinzu. Das waren deutlich weniger als angenommen. Das Problem: Der US-Markt ist inzwischen relativ übersättigt. Neben Netflix kämpfen Disney, Apple, Viacom und Comcast, aber auch bereits etablierte Rivalen wie Amazon oder Hulu um Kunden und den besten Preis – und unterbieten sich gegenseitig teilweise erheblich.

Wer sich die Krone des Streaming-Markts zukünftig aufsetzen kann, wird sich schon bald in weiteren Kunden- und Quartalszahlen zeigen.

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