Disneyland in Schanghai Mickey Mouse kommt nach China

Der erste Disneypark im Reich der Mitte eröffnet heute seine Pforten. Für Vorstandschef Bob Iger ist das Projekt ein Fuß in der Tür zum Riesenmarkt China. Die Freude wird aber von einem Vorfall in den USA überschatten.

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Das Material, woraus Träume bestehen: Das Disney Resort in Schanghai soll nicht nur die Träume der Besucher wahrmachen, sondern auch die Expansionshoffnungen des Unternehmens. Quelle: AP

Säulen aus Jade, Pfingstrosen neben Disney-Sternen: An Details erkennt der Besucher des Märchenschlosses, dass er nicht in Amerika, sondern in China ist. Ansonsten sieht der neue Freizeitpark in Schanghai genauso aus, wie die anderen Disneyparks in Kalifornien, Florida, Paris oder Tokio.

Eine Wildwasserbahn im Stile der Piraten-Saga „Fluch der Karibik", eine Bühnenshow zum Animationsfilm „Die Eiskönigin" sowie Attraktionen rund um die Figuren aus „Star Wars". Und natürlich nicht zu vergessen: Überall sind Prinzessinnen, Mickey Mouse, Donald Duck und Co. zu sehen.

Am heutigen Donnerstag öffnet der erste Disneypark auf dem chinesischen Festland seine Tore. Der Andrang ist groß, im Testbetrieb in den vergangenen Wochen standen die Menschen bereits Schlange. Sie zahlten umgerechnet 50 bis 67 Euro pro Person Eintritt. „Das ist ein Meilenstein für unser Unternehmen“, sagte Bob Iger, Vorstandschef von Disney.

Der Amerikaner sagt das aus vielen Gründen. Beispielsweise aus persönlichen: Mit dem Park begründete er 2011 seinen Rücktritt vom Rücktritt. Damals wollte er eigentlich bis 2015 in Rente gehen, verlängerte dann aber bis 2018 – mit der Begründung, das Projekt im Wert von 5,5 Milliarden Dollar bis zum Ende begleiten zu wollen. Es sei zu wichtig für den weltgrößten Medienkonzern. Die Freude über die Eröffnung wird allerdings von einem tödlichen Vorfall in den USA überschattet. In dem Park in Lake Buena Vista des Disney-Ferienpark in Florida ist am Dienstagabend ein zweijähriger Junge, der im flachen Wasser watete, von einem Alligator geschnappt und von der Mutter weggezogen worden. Der Vater versuchte das Kind zu retten, ohne Erfolg. Nach 16 Stunden kam dann die traurige Gewissheit: Die Leiche des Jungen wurde geborgen.

Auf die Frage, ob Disney gewusst habe, dass Alligatoren auf dem Gelände seien, verwies Unternehmenssprecherin Jacquee Wahaler auf Schilder mit der Aufschrift „Nicht Schwimmen“. An dem Strand, an dem der Junge angegriffen wurde, warnen allerdings keine Schilder vor Alligatoren. Die Situation werde für die Zukunft überprüft, so Wahaler. Es ist ein schwerer Schlag für das Image des Unternehmens. Der Freizeitpark in Schanghai soll für Disney nicht nur einen Gewinn abwerfen, er soll auch die Marke im Reich der Mitte verbreiten. China wird für die Filmstudios von Disney wie Marvel, Pixar oder Lucasfilm als Markt immer wichtiger. Auch will Disney seine Kreuzfahrten anbieten und im digitalen Bereich wie bei Videospielen wachsen. „Im Vergleich zu anderen, großen Märkten in der Welt sind wir in China zu wenig geschätzt und bekannt“, sagte Iger im Interview mit dem „Wall Street Journal“. „Der Park wird das ändern“. Daher war das „Schanghai Disney Resort“ mit Disneyland, zwei Hotels und einem Sternschnuppen-Park Chefsache. Iger pendelte ständig zwischen Los Angeles und Schanghai. Vor der Einweihung besichtigte er beispielsweise den Park und bemängelte Kleinigkeiten wie zu wenige Sitzplätze im Schatten.

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Es gab aber auch große Probleme. Vor allem mit den chinesischen Bauunternehmen, die laut Iger solch einem komplexen Bauwerk wie dem größten Märchenschloss der Welt kaum gewachsen waren. „Wir haben ihre Fähigkeiten überschätzt“, sagte Iger, die Probleme hätten Zeit gekostet, seien aber mit „ein wenig Aufsicht“ aus der Welt geschaffen worden.

Disney gehören 47 Prozent am Park, der Rest einem chinesischen Partner. Das Joint Venture erwarb reichlich Land um den Park, der mit den Jahren ausgebaut werden soll. Analysten rechnen mit zwölf bis 15 Millionen Besuchern im ersten Jahr. Das chinesische Disneyland soll aufgrund der hohen Anlaufkosten viele Jahre Verluste schreiben, um später hohe Gewinne einzufahren. Investmentbank Nomura geht von einem Profit 2021 von 500 Millionen Dollar aus.

Laut Disney wohnen 330 Millionen Chinesen innerhalb von drei Autostunden vom Park entfernt, deren Einkommen als „qualifiziert“ eingestuft werden. Probleme durch die abschwächende Wirtschaft in China sieht Iger nicht: „Wir kommen in einen Markt, der riesig ist – egal, wie hoch die Wachstumsraten sind“.

Konkurrent Dalian Wanda hat da eine ganz andere Meinung. Der in China größte Mischkonzern baut bis zu 20 Freizeitparks. Vor wenigen Tagen ist mit der Wanda Cultural Tourism City im Südwesten von China der erste eröffnet worden. Der Disneypark sei wie ein Tiger, „der keine Chance gegen ein Wolfsrudel hat“, sagte Dailan Wandas Chairman Wang Jianlin und kündigte Kampfpreise an.

Der Milliardär wurde in Europa 2015 durch seinen 20-prozentigen Anteil am Fußballklub Atlético Madrid bekannt. Pikant dabei: Sein Filmvertrieb Wang ist eng verdrahtet mit den Amerikanern. „Wir sind perplex“, sagte Disney in einem Statement.

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