Easyjet „Ständige Streiks machen Geschäft unberechenbar“

Carolyn McCall, die Chefin des Billigfliegers Easyjet, erklärt, warum sie sich auf steigende Kerosinpreise freut. Außerdem äußert sie sich zu den Übernahmegerüchten rund um Air Berlin.

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Easyjet-Chefin Carolyn Mccall. Quelle: Bloomberg

Frau McCall, Ihre Branche hat sich immer schnell von Schocks durch Streiks oder Terror erholt. Wie ist das nach der Anschlagswelle von Paris, Ägypten und Brüssel?
Carolyn McCall: Die vergangenen Monate waren die schlimmste Zeit für alle Airlines.

Haben Sie keine Krisenpläne?
Klar. Aber die helfen uns jetzt wenig. Diesmal kommen zur Buchungszurückhaltung nach den Anschlägen die ständigen Streiks von Fluglotsen in Frankreich und Belgien und des Sicherheitspersonals in Deutschland. Diese Kombination ist neu und macht das Geschäft fast unberechenbar.

Die Nebeneinkünfte der Airlines abseits des Ticketverkaufs

Wird Ihr Geschäft dauerhaft leiden?
Ich glaube nicht. Wir werden auch diese Probleme überwinden und 2016 wie geplant sieben bis acht Prozent wachsen.

Und die Branche? Droht das von Ryanair-Boss Michael O’Leary erwartete Blutbad?
Das mit dem Blutbad ist ein wenig übertrieben. Der niedrige Ölpreis schützt die weniger konkurrenzfähigen Linien.

Warum?
Der billige Sprit hilft vor allem Altlast-Airlines, wie wir etwa Air France-KLM nennen. Die können mit ihren alten, ineffizienten Jets viele Strecken anbieten, die sie bei höheren Kerosinpreisen einstellen müssten.

Das sind Deutschlands unpünktlichste Flughäfen
Meiste Verspätungen – Platz 5: NürnbergDer zweitgrößte Flughafen Bayerns schneidet in der Verspätungsrangliste schlecht ab. Im Jahr 2015 waren insgesamt 504 Flüge verspätet oder wurden annulliert. Das waren 3,13 Prozent aller Flüge in Nürnberg. Die Prozentzahl gibt dabei den jeweiligen Prozentsatz der Verspätungen ab einer Stunde sowie Annullierungen am Gesamtflugvolumen des Flughafens an.Quelle: „Welt“, Flightright/OAG, Mindestflugvolumen jeweils 5000 Flüge pro Flughafen. Quelle: dpa
Meiste Verspätungen – Platz 4: Leipzig/HalleAn Sachsens Drehkreuz Leipzig hatten zwar lediglich 292 Flüge mehr als eine Stunde Verspätung oder wurden annulliert, doch die machten 3,21 Prozent des Flugvolumens aus. Sprich: Passagiere mussten im innerdeutschen Vergleich oft warten. Quelle: dpa
Meiste Verspätungen – Platz 3: Köln/BonnAuch größere Flughäfen schneiden in der Verspätungsrangliste schlecht ab: Der Airport Köln/Bonn knackte 2015 die Marke von zehn Millionen Passagieren, dabei hatten 1400 Flüge mehr als eine Stunde Verspätung oder fielen aus. Das waren 3,26 Prozent aller Flüge. Quelle: dpa
Meiste Verspätungen – Platz 2: FrankfurtFrankfurt ist Deutschlands größte Luftfahrtdrehkreuz – und auch einer der unpünktlichsten Flughäfen. Der „Flightright“-Analyse zufolge waren 7754 Flüge von Verspätungen und Annullierungen betroffen. 3,31 Prozent des Gesamtverkehrs war damit nicht pünktlich. Quelle: dpa
Meiste Verspätungen – Platz 1: Dresden1,7 Millionen Passagiere zählte der Airport Dresden 2015. Ob die zurückgehende Zahl mit den Verspätungen zu tun hat? Denn die sind mit einem Anteil von 3,52 Prozent am Gesamtflugvolumen die höchsten in Deutschland. 321 Flüge besonders unpünktlich oder fielen aus. Quelle: Flughafen Dresden GmbH, Michael Weimer
Wenigste Verspätungen – Platz 5: HannoverDer Airport der niedersächsischen Landeshauptstadt eröffnet die Top Fünf der Flughäfen mit den wenigsten Verspätungen. 527 Flüge waren mehr als eine Stunde hinter der geplanten Zeit oder wurden gecancelt – macht 2,55 Prozent am Gesamtflugvolumen. Quelle: dpa
Wenigste Verspätungen – Platz 4: BremenRund vier Prozent weniger Passagiere verzeichnete der Airport der Hansestadt 2015. An den Verspätungen kann das eigentlich nicht gelegen haben 256 Flüge waren in Bremen betroffen, das macht einen Prozentsatz von 2,2 Prozent. Quelle: AP

Warum greifen Sie nicht an und legen mehr neue Strecken auf?
So denken die in der alten Airline-Welt, aber nicht wir. Wir wollen keine Marktanteile, sondern profitabel wachsen, guten Service bieten und attraktive Dividenden zahlen.

Will das nicht jede Fluglinie?
Den meisten reicht eines der drei Ziele. Doch wir wollen alle drei Ziele erreichen, wenn wir eine neue Strecken auflegen. Die starten wir fast unabhängig vom Ölpreis. Ist der dann niedrig, verdienen wir etwas mehr. Ist er hoch, verdienen wir etwas weniger. Aber am Ende sind bei uns fast alle Strecken profitabel, egal, wie teuer das Kerosin ist.

"Wir sind keine Airline, die andere übernimmt"

Also freuen Sie sich, wenn der Preis steigt?
Ich sage es lieber so: Wir freuen uns, weil ein hoher Ölpreis für mehr Disziplin bei der Kapazität sorgt und damit für höhere Preise und Erträge.

Es gab Berichte, Sie hätten mit Air Berlin über eine Übernahme gesprochen.
Wir sind keine Airline, die andere übernimmt. Dann müssten wir schneller wachsen als geplant. Und dafür sehe ich derzeit keinen Grund.

Welche Airlines ihre Kunden verwöhnen
Menschenmengen an den Flughäfen Quelle: dpa
Michael O´Leary. Quelle: dpa
Tuifly Quelle: dpa
Germanwings Quelle: dpa
Condor Quelle: AP
Air Berlin Quelle: dpa
Turkish Airlines Quelle: REUTERS

Ist bei Billigfliegern wie Easyjet nicht bald einmal das Kostensparen ausgereizt?
Wir sparen nicht wie traditionelle Unternehmen und kürzen stur Kosten oder gar Personal. Wir wollen nicht wegschneiden, sondern lean arbeiten, also schlank. Das heißt, wir wollen unseren Mitarbeitern ermöglichen, mehr zu tun mit weniger Ablenkung und Verschwendung ...

... das sagt Lufthansa-Chef Carsten Spohr auch.
Denken Sie, er setzt das auch um?

Zur Person

Was machen Sie denn anders?
Unsere wichtigsten Mittel sind eine bessere IT und Big Data zur Planung unserer Arbeit, vom Ticketverkauf bis zur Planung des Flugbetriebs. Da stehen wir wie die ganze Branche erst am Anfang. Wir sind zwar ein digitales Unternehmen, doch arbeiten noch zu oft analog. Wir sind etwa bei der Auslastung unserer Jets mit 91 Prozent sehr gut, aber sogar wir können uns noch verbessern.

Würde ein Austritt Großbritanniens aus der EU die Entwicklung von Easyjet stören?
Nein. Wir sind gegen einen Brexit. Aber wir dürfen die Auswirkungen auch nicht überschätzen. Easyjet hat natürlich einen Plan, wenn es zu einem Austritt kommt. Wir sind längst in ganz Europa aktiv und haben auch in anderen Ländern eine Zulassung.

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