Elbphilharmonie Die unglaublichen Zusagen des Hochtief-Chefs

Für den Essener Baukonzern Hochtief ist der Vertrag über den Weiterbau des Hamburger Konzertsaals Elbphilharmonie finanziell hoch riskant. Auf der Hauptversammlung wird sich Chef Fernandez unangenehme Fragen dazu gefallen lassen müssen.

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Die ewige Baustelle - für den Bau der Elbphilharmonie liegt Hochtief ein riskanter Vertrag vor. Hochtief-Chef Fernandez verhandelte im Alleingang. Quelle: dpa

Bei der Hauptversammlung des deutschen Bauprimus Hochtief am Dienstag dieser Woche ist der Ort der Inszenierung derselbe wie vor einem Jahr: das Essener Kongresszentrum neben dem Wildgehege des Grugaparks. Vom letztjährigen Hochtief-Spitzenpersonal aber ist kaum noch jemand übrig.

Seit der spanische Mehrheitsaktionär ACS im November 2012 seinen Gefolgsmann Marcelino Fernandez an die Hochtief-Spitze setzte, legten fünf Aufsichtsräte des Konzerns sowie der Bau- und Servicetochter Hochtief Solutions ihre Mandate nieder. Die Verfallsdaten der Solutions-Manager, von denen in fünf Monaten vier ausschieden, wurden immer kürzer.

Wer Hochtief bereits verlassen hat

Der in der 140-jährigen Geschichte des Essener Bauriesen beispiellose Managerexodus hängt eng zusammen mit dem vermeintlichen Geniestreich der halbjährigen Fernandez-Amtszeit: dem am 9. April unterzeichneten Vertrag zum Weiterbau der Hamburger Elbphilharmonie. Darin gesteht die Stadt als Bauherr dem Auftragnehmer Hochtief zwar 198 Millionen Euro Nachschlag zu. Doch mehr gibt es nicht. Egal, was noch schiefgeht bei dem Bauabenteuer: Hochtief zahlt. „Die Elbphilharmonie-Risiken wurden auf die Hochtief-Aktionäre verlagert“, kritisiert Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe.

„Dieser Vertrag ist beispiellos, was die Übernahme von Risiken betrifft“, heißt es denn auch zufrieden im Umfeld des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD). Besorgte Hochtiefler sehen das genauso und flüchten sich in Ironie: „Ein Wunder, dass Hochtief nicht auch noch die Zahl der Konzertbesucher garantiert.“

Eröffnung sieben Jahre später

Die Elbphilharmonie wetteifert mit dem Berliner Großflughafen BER, dem Untergrund-Bahnhof Stuttgart 21 und dem Kölner U-Bahn-Bau um den Status des größten Baudesasters der Republik. Die Kosten explodierten von den 2005 genannten 77 Millionen Euro auf nun bestätigte 865 Millionen, wovon 789 Millionen Euro die Stadtkasse belasten. Die einst für 2010 geplante Eröffnung verzögert sich nach heutigem Stand wegen Kompetenzrangeleien und Planungschaos bis 2017.

Seit November 2011 liegt die Baustelle weitgehend brach – unter anderem, weil Hochtief Zweifel hatte, ob der Unterbau nach mehrfachen Planungsänderungen das Dach trägt. Demnächst wird die schon fertige, 650.000 Euro teure Verkleidung der 80 Meter langen Rolltreppe wegen unschöner Risse wieder zu Bauschutt zerkleinert.

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