Emirates-Chef Tim Clark Europas Airlines sollen sich nicht so anstellen

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„Der Sturm wird alle Fluglinien treffen“

In den USA wollen Politiker die Linien aus der Golfregion bremsen, weil die wegen staatlicher Subventionen gegen geltendes Luftfahrtrecht verstoßen und Arbeitsplätze bei US-Fluglinien gefährden.

Wir haben keinen Punkt des bestehenden Luftverkehrsabkommens gebrochen. Wir haben nie Subvention bekommen. Die jüngsten Vorwürfe kenne ich bisher nur lückenhaft aus den Medien. Aber wir werden sie lesen, wenn man sich offiziell bei uns meldet. Doch Parolen an die U-Bahn in Washington zu sprayen ist etwas anderes als einen Prozess wie Erwachsene zu betreiben. Wir sehen keine Probleme in den USA.

Beim neuen A320neo sind die Triebwerksprobleme auch 15 Monate nach der ersten Auslieferung nicht gelöst. Weil sich auf den Werkflughäfen die halbfertigen Maschinen häufen, belastet das Programm die Konzernkasse.
von Rüdiger Kiani-Kreß

Aber der von der US-Regierung verhängte Einreisestopp für bestimmte islamische Länder hat sie doch getroffen, selbst wenn der von den Gerichten wieder einkassiert wurde.

Ja, und zwar spürbar. Nach dem Reisebann sank die Geschwindigkeit bei Neubuchungen für unsere USA-Flüge über Nacht um gut ein Drittel. Wo wir sonst 100 Tickets in derselben Zeit verkauft hatten, waren es jetzt nur noch 65. Das haben wir bis heute nicht vollständig wettgemacht, aber der Effekt lässt nach. Denn nun reisen die Menschen mit uns statt in den Westen in Richtung Osten nach Asien, Ozeanien, Singapur oder Malaysia

Wieviel schwerer machen denn politische Unsicherheiten, Terroranschläge und Katastrophen Ihr Geschäft?

Früher hatten wir ein, zwei Großereignisse pro Jahr, die Anschläge des 11. September 2001 in den USA, der Tsunami im Indischen Ozean 2004 oder die isländische Aschewolke 2010. Heute haben wir jeden Monat ein, zwei Ereignisse. Sicher, die Lage in Afrika oder Lateinamerika ist gerade keine schöne Geschichte. Aber in China wachsen wir kräftig. Und wir sind profitabel.

Aber Billig-Langstrecken-Linien wie Norwegian, Scoot oder Air AsiaX expandieren und setzen auch Ihnen zunehmend zu.

Wir spüren das nicht. Doch für die Branche gilt: Da zieht ein Sturm auf und der wird alle Fluglinien von USA bis Asien treffen. Doch auch wenn die neuen Geschäftsmodelle wie Norwegian in vielem effizienter arbeiten als etablierte Linien: auch für sie können unruhige Jahre kommen. Die neuen Anbieter haben wenige Möglichkeiten gegenüber etablierten Airlines zu sparen, etwa indem sie statt großer teurer Flughäfen kleine Airports anfliegen. Dazu ist die Frage, ob die Nachfrage in diesem Segment ausreicht.

Die besten Airlines der Welt
Das RankingDie Auszeichnung für die Airline des Jahres von Skytrax basiert auf einer Fluggastbefragung, die seit 1999 durchgeführt wird. Ausgewertet werden die Daten von rund 18 Millionen Passagieren aus über 160 Ländern. Die Angebote an Bord sowie die Services der Fluggesellschaften an den Flughäfen werden bewertet. Die „Skytrax World Airline Awards “ gelten als angesehenste Auszeichnung für die Luftfahrtbranche. Quelle: dpa
Platz 10: Garuda IndonesiaDie indonesische Airline Garuda arbeitete sich in die Top Ten vor. Im Vorjahr stand sie noch auf Platz 11. Quelle: REUTERS
Platz 9: Hainan AirlinesGleich drei Plätze aufwärts ging es für Hainan. Die Fluggesellschaft erhielt auch den Preis als beste chinesische Airline und erhielt den Award "Best China Airline Staff Service". Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: dpa
Lufthansa Quelle: dpa
Eva Air Quelle: dpa
Platz 5: Cathay Pacific Airways Im Vorjahr lag die Fluglinie noch auf Platz 4. In diesem Jahr ist Cathay Pacific Airways um einen Platz abgesackt. Quelle: REUTERS

Sie haben angekündigt, Emirates umzubauen. Was haben Sie vor?

Wie jedes moderne Unternehmen schauen wir ständig, wie wir besser werden können. In allen Branchen muss man sich anpassen und wir tun das, etwa indem wir auf Digitalisierung setzen.

Dafür haben sie vor zwei Jahren einen Umbau ihrer IT und ein neues Reservierungssystem angekündigt. Seitdem war davon nichts mehr zu hören.

Auch wenn wir nicht dauernd darüber reden, arbeiten wir nach wie vor mit Hochdruck an der Digitalisierung. Jeder im Unternehmen soll die Daten haben, die er für seine Entscheidungen braucht. Doch die Verzögerung ist auch meine Schuld. Damit wir das System nicht bald wieder umbauen müssen, habe ich darauf bestanden, dass es offen ist für künftige Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik und vor allem Blockchain. Die Technik wird wie ein Sturm durch die Branche gehen und könnte die heutigen Reservierungssysteme ersetzen. Das haben wir im Blick. Wir müssen immer auf alles vorbereitet sein.

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