So überwies die MK AG einer Privatfirma von Ulrich Marseille eine siebenstellige Summe, anscheinend damit diese ihre Schulden bei einem Konkurrenten begleichen konnte. Zudem kaufte die MK AG 2010 von Estella-Maria Marseille einen Altenpflegedienstleister für 6,5 Millionen Euro, obwohl laut der Ersteinschätzung eines Gutachters das Unternehmen viel weniger wert sein sollte. Zudem sollen in dem Gutachten Mietverpflichtungen des Unternehmens nicht berücksichtigt worden seien.
Familie Marseille würde sich mit Deals zulasten der MK AG zwar selbst schaden, da sie Großaktionär ist. Wenn aber die Unternehmen, die den Profit einstreichen, ihnen zu 100 Prozent gehören, dürften sie insgesamt finanziell gewinnen.
Ulrich Marseille ist der Boss bei der MK AG – ob er ein Amt innehat oder nicht. Das ist auch deshalb möglich, weil im Aufsichtsrat neben seinem Kumpel Thomas Middelhoff, früher Chef des pleitegegangenen Handelskonzerns Arcandor, und Ex-Bild-Chefredakteur Hans Hermann Tiedje Marseilles Ehefrau sitzen.
Hausverbot für Marseille
Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Streit zwischen der Marseille-Fraktion und den Vorständen. Die Ex-Vorstände Thomas Klaue und Stefan Herzberg erteilten dem Großaktionär angeblich wegen laufender Eingriffe in die Geschäftsführung gar ein Hausverbot.
Ein Hamburger Aktienrechtler soll ihnen bescheinigt haben, dass dies unter den damals gegebenen Umständen die einzige Möglichkeit war, um selbst keine juristischen Probleme zu bekommen. Sowohl Klaue als auch die MK AG bestätigten, dass es das Hausverbot gab, äußerten sich aber nicht zu den Gründen.
Kurz nach dem Vorfall und anderer skurriler Vorgänge (siehe oben Artikel "Kampf der Maulwürfe") wurde Klaue gefeuert. Herzberg ging nach acht Monaten freiwillig. Wie viele andere auch: Laut einer internen Statistik lag die Fluktuationsquote in der Hauptverwaltung zwischen Frühjahr 2010 und Frühjahr 2011 bei 69 Prozent. Im Durchschnitt blieben die Ex-Mitarbeiter gerade einmal zweieinhalb Jahre.