




Der bisher längste Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn ist nach einer Woche vorbei. Der achte Ausstand im aktuellen Tarifstreit sei wie geplant am Sonntagmorgen um 9.00 Uhr beendet worden, sagte ein Sprecher der Lokführergewerkschaft GDL in Frankfurt am Main. Nach Angaben der Bahn wird es aber noch eine Weile dauern, bis der bundesweite Zugverkehr wieder normal rollt. GDL-Chef Claus Weselsky betonte, vorerst keine weiteren Streiks zu planen. „Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient - und die Bahn eine Nachdenkpause zum Reagieren“, sagte Weselsky der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S.).
Nähere Angaben zur Länge der „Pause“ machte Weselsky zunächst nicht. Zuvor hatte er mit neuen Streiks gedroht, falls die Bahn nicht auf die GDL-Forderungen eingehe. Der einwöchige Ausstand sei ein „absoluter Erfolg“ gewesen, sagte Weselsky der „Saarbrücker Zeitung".
Am Sonntag blieb noch vor allem im Fernverkehr ein Ersatzfahrplan in Kraft. „Die GDL hat das Streikende zeitlich hinter den normalen Betriebsbeginn gelegt und das macht es schwer, die Fahrzeuge zu disponieren und auch die Mitarbeiter dort hin zu bringen, wo sie sein müssen“, sagte ein Bahnsprecher. Im Fernverkehr seien 250 Züge im Einsatz. „Aber wir arbeiten mit Hochdruck daran, dass rund 50 zusätzliche Züge eingesetzt werden können.“
Auch die viel größere Gewerkschaft EVG, die mit der GDL konkurriert, erwägt mittlerweile, den Personenverkehr lahmzulegen. Ihr Vorsitzender Alexander Kirchner sagte der „F.A.S.“, es gebe noch zwei Verhandlungstermine im Mai, dann müsse ein Abschluss erreicht sein. „Wenn wir nicht vorankommen, schließen wir Streik nicht aus. Aber wir streiken nicht, nur weil andere streiken.“
Um Arbeitskämpfe bei der Bahn in Zukunft zu vermeiden, plädiert der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dafür, alle 20 000 Lokführer zu verbeamten. „Der exzessive Streik der GDL ist eine ungewollte Folge der Bahnreform“, sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag der „Bild am Sonntag“. „Wenn keine Vernunft einkehrt, müssen Lokführer wieder verbeamtet werden. Wir dürfen unser Land nicht lahmlegen lassen.“
Fahrgastrechte während des Bahnstreiks
Das hängt von der Verspätung ab. Kommt die Bahn mindestens eine Stunde zu spät am Ziel an, werden 25 Prozent des Fahrpreises erstattet. Die Hälfte des Preises wird bei einer Verspätung ab zwei Stunden zurückgezahlt.
"Fahrgäste, die aufgrund von streikbedingten Zugausfällen, Verspätungen oder Anschlussverlusten ihre Reise nicht wie geplant durchführen können, können ihre Fahrkarte und Reservierung im DB Reisezentrum oder in den DB Agenturen kostenlos erstatten lassen", schreibt die Bahn. Fahrgäste, die ihre Reise gar nicht antreten, können ihr Ticket auch nach dem ersten Gültigkeitstag erstatten lassen.
Fahrkarten, die in einem DB Reisezentrum, einer DB Agentur oder am DB Automaten gekauft wurden, können nur dort erstattet werden. Für Online-Tickets gibt es ein Erstattungsformular: http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Fällt ein Zug streikbedingt aus, können Reisende den nächsten - auch höherwertigen - Zug nutzen. In diesem Fall wird bei zuggebundenen Angeboten, wie beispielsweise Sparpreis-Tickets, auch die Zugbindung aufgehoben. Ausgenommen hiervon sind regionale Angebote mit erheblich ermäßigtem Fahrpreis (Schönes Wochenende-, Quer-durchs-Land- oder Länder-Tickets) sowie reservierungspflichtige Züge.
Nur im äußersten Notfall: "Wird aufgrund eines Zugausfalls oder einer Verspätung eine Übernachtung erforderlich und ist die Fortsetzung der Fahrt am selben Tag nicht zumutbar, werden dem Fahrgast angemessene Übernachtungskosten erstattet", heißt es von der Bahn. Wichtig: Um die Kosten erstattet zu bekommen, muss das Original der Hotelrechnung eingereicht werden.
Über die Fahrgastrechte informiert die Bahn auf ihrer Homepage: http://www.bahn.de/p/view/service/fahrgastrechte/faq_fahrgastrechte.shtml
Details zu den Rechten während des Streiks stehen auf dieser Seite:
http://www.bahn.de/p/view/home/info/streik_gdl_042015.shtml
Die kostenpflichtige Servicenummer lautet: 0180/699 66 33
Wenn es einmal Streit gibt, übernimmt die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr: https://soep-online.de/
Lokführer mit Beamtenstatus, derzeit rund 5000, fallen nicht unter den Tarifvertrag und dürfen nicht streiken. Sie wurden noch vor der Privatisierung der Bahn 1994 eingestellt.
Der Ausstand hatte im Güterverkehr am Montag und im Personenverkehr am Dienstag begonnen. Vor allem in Ostdeutschland, wo die Lokführergewerkschaft GDL stärker organisiert ist, rollten nur etwa 15 Prozent der Züge. Im Westen waren es bis zu zwei Drittel. In Ballungszentren war zudem der S-Bahn-Verkehr betroffen. Die GDL will in dem seit Monaten stockenden Tarifkonflikt für alle Berufsgruppen des Zugpersonals eigene Tarifverträge erstreiten.