Essens-Lieferdienst Delivery Hero macht Börsengang offiziell

Es dürfte einer der größten Tech-Börsengänge des Jahres werden: Delivery Hero nimmt Kurs aufs Frankfurter Parkett. Die IPO des Lieferdienstes könnte bis zu eine Milliarde Euro schwer werden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Das Hauptquartier von Delivery Hero in Berlin. Quelle: REUTERS

Immer mehr Unternehmen nehmen Kurs auf die Frankfurter Börse. Vergangene Woche hatte die WirtschaftsWoche bereits davon berichtet, nun kündigte Delivery Hero ("Lieferheld", "Foodora", "Pizza.de") es offiziell an: Der der Essens-Lieferdienst wird ebenfalls an die Börse gehen. Der Börsengang könnte Finanzkreisen zufolge bis zu eine Milliarde Euro schwer werden. Auch die Restaurant-Kette Vapiano hat ihre Börsenpläne bereits öffentlich gemacht. Weitere Unternehmen stehen in den Startlöchern, um noch vor der Sommerpause ihr Debüt auf dem Parkett zu feiern.

Delivery Hero selbst will nach eigenen Angaben mit der Ausgabe neuer Aktien rund 450 Millionen Euro einnehmen. Darüber hinaus wollen Altaktionäre um den Großaktionär Rocket Internet weitere Papiere verkaufen. Ein Insider hatte Reuters vor wenigen Wochen gesagt, insgesamt könne der Börsengang bis zu eine Milliarde Euro schwer werden, je nachdem wie viele Anteilsscheine Rocket Internet auf den Markt wirft. Insgesamt werde Delivery Hero mit mehr als 3,5 Milliarden Euro bewertet. Damit steht Frankfurt vor einem der größten Technologie-Börsengänge des Jahres.

Der Berliner Start-Up-Investor Rocket Internet hält rund 35 Prozent an Delivery Hero, der südafrikanische Technologie- und Infrastruktur-Investor Naspers zehn Prozent. Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg wollte sich in einer Telefonkonferenz mit Journalisten nicht zum Gesamtvolumen des Börsengangs äußern.

"Der Gang an die Börse wird uns ermöglichen, das Unternehmen weiterzuentwickeln und uns zusätzliches Kapital verschaffen, um unsere Führungsposition im Markt für Essensbestellung und -lieferung weiter auszubauen", sagte Östberg. Mit den Erlösen aus dem Börsengang will der Konzern Schulden tilgen, in das Geschäft investieren und den Kaufpreis für die Ende Mai angekündigte Übernahme des Essens-Lieferdiensts Carriage aus Kuwait zahlen. Weitere Zukäufe schloss Östberg nicht aus. Expandieren wolle Delivery Hero vor allem in bestehenden Märkten.

Das 2011 gegründete Unternehmen ist in mehr als 40 Ländern vertreten und zählt mehr als 6000 Beschäftigte. Delivery Hero liefert Menüs aus mehr als 150.000 Restaurants aus. Bislang schreibt das schnell wachsende Start-up rote Zahlen. 2016 verringerte sich der bereinigte operative Verlust (Ebitda) auf 116 Millionen Euro von 175 Millionen im Vorjahr. Man nähere sich der Gewinnzone immer weiter an, sagte Östberg, ohne einen Zeitpunkt für das Erreichen zu nennen. Delivery Hero werde weiter wachsen und sich nicht zum Gewinn sparen. Im vergangenen Jahr stieg der bereinigte Umsatz um 71 Prozent auf 347 Millionen Euro.

Für den Großaktionär Rocket Internet ist Delivery Hero ein Hoffnungsträger. Es wäre die erste Emission einer Firma aus dem Portfolio des Investors seit dessen Schritt an den Aktienmarkt im Oktober 2014. Doch die Aktionäre zeigten sich unbeeindruckt: Die Rocket-Internet-Aktie notierte am Dienstagmittag 0,4 Prozent niedriger bei 21,41 Euro.

Vor Delivery Hero hat vergangene Woche bereits die Restaurant-Kette Vapiano ihre Börsenpläne öffentlich gemacht. Das Unternehmen selbst will rund 85 Millionen Euro für die Eröffnung neuer Lokale einsammeln, daneben wollen die Altaktionäre einen Teil ihrer Beteiligung zu Geld machen. Das Emissionsvolumen dürfte sich Finanzkreisen zufolge damit auf rund 200 Millionen Euro belaufen, der gesamte Börsenwert von Vapiano auf rund 600 Millionen Euro. Sowohl Vapiano als auch Delivery Hero nannten noch keinen genauen Zeitpunkt für die Erstnotiz. Doch in der Regel folgt sie rund vier Wochen nach der offiziellen Ankündigung entsprechender Pläne.

Neben Vapiano und Delivery Hero bereiten Insidern zufolge auch der hessische Lkw-Zulieferer Jost-Werke und der Lebensmittel-Lieferdienst Hellofresh den Gang aufs Frankfurter Parkett vor. Auch der Recycling-Spezialisten Befesa könnte den Weg an die Börse finden. Die Beteiligungsfirma Triton habe das Unternehmen ins Schaufenster gestellt, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen vor wenigen Tagen der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sollen noch im Sommer Anteile im Wert von 450 bis 500 Millionen Euro inklusive neuer Aktien im Wert von 100 Millionen Euro an die Frankfurter Börse gebracht werden. Der Elektromotoren-Hersteller Aumann hat in diesem Jahr bisher als einzige Firma diesen Schritt geschafft. Für Investoren hat sich das Engagement bislang gelohnt: Die Aumann-Aktien, die zu 42 Euro ausgegeben wurden, kosteten am Dienstag rund 59 Euro.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%