Ex-Bilfinger-Vorstand Raps "Schöne Reden alleine reichen nicht"

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„Tischendorf verstand das eigentliche Geschäft nicht richtig“

Bei richtiger Führung, sagen Sie. Was muss der künftige Vorstandschef Per Utnegaard, der Anfang Juni sein Amt antritt, denn tun?
Es ist ja viel Zeit verlorenen gegangen, bis klar war, wer die Nachfolge von Bodner antritt und wann das geschieht. Zu allererst muss Utnegaard nun den Mitarbeitern, den Kunden und den Aktionären Vertrauen in die Zukunft geben. Allerdings würde es mich nicht wundern, wenn noch die eine oder andere Überraschungen zu Tage tritt, sobald das neue Management alle noch vorhanden Problemfelder analysiert, um notwendige Maßnahmen einzuleiten.

Welche Überraschungen zum Beispiel?
Ich erwarte, dass die eine oder andere Unternehmenseinheit die Gelegenheit des Managementwechsels nutzt, noch schlechtere Ergebnisse als bisher bekannt lieber jetzt als später vorzulegen.

Das macht die Vertrauensbildung nicht leichter – nach vier Gewinnwarnungen, neuen Sparankündigungen und einem Kurssturz von über 90 auf aktuell rund 40 Euro.
Klar: Alle, die mit dem Unternehmen verbunden sind, sind enttäuscht. Da wurde viel Vertrauen zerstört, was über die vergangenen zehn Jahre Schritt für Schritt aufgebaut worden war.

Kann der Großaktionär Cevian, wo die Aufsichtsräte Jens Tischendorf und Cordes Partner sind, sein Investment noch retten?
Ich kann momentan nicht erkennen, welche Zielrichtung Cevian hat. Vielleicht kommt man dort jetzt auch zu der Erkenntnis, dass für das Geschäft, das Bilfinger betreibt, andere Kriterien gelten als für Unternehmen der Produktionsindustrie. Herr Tischendorf ging fehl, als er glaubte, man könne ein Unternehmen wie Bilfinger über betriebswirtschaftliche Kennzahlen optimieren, ohne das eigentliche Geschäft richtig zu verstehen.

Wie kommt Aufsichtsratschef Cordes auf den hierzulande fast unbekannten Utnegaard?
Utnegaards internationale Serviceerfahrung kann für Bilfinger von Vorteil sein. Wesentlich wird sein, wie schnell er als CEO in der Lage ist, Risiken und Chancen in diesem Geschäft einzuschätzen. Nur wer wirklich versteht, wie Projekte und Aufträge im Projekt- und Dienstleistungsgeschäft zu managen sind, kann hier auf Dauer erfolgreich sein.

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