Fastfood-Filialen „Wir brauchen bei Burger King schlicht nicht mehr so viele Sitzplätze“

Whopper-Menü von Burger King Quelle: AP

Der Fastfoodriese Burger King setzt künftig auf To-Go-Shops an Bahnhöfen und Tankstellen und will mit Veggie-Burgern punkten. An Preiserhöhungen führe aber kein Weg vorbei, sagt Deutschlandchef Cornelius Everke. 

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WirtschaftsWoche: Herr Everke, vor zwei Jahren haben Sie den Chefposten bei Burger King Deutschland übernommen. Gab es seither eigentlich noch andere Themen als Corona für Sie?
Cornelius Everke: Inzwischen rücken wieder andere Themen in den Vordergrund: Vor allem der Krieg in der Ukraine hält uns alle in Atem. Aber klar, in den vergangenen beiden Jahren stand die Bewältigung der Pandemie ganz oben auf der Agenda. Das fing an meinem ersten Arbeitstag Mitte April 2020 an: Ich bin zur deutschen Burger-King-Zentrale nach Hannover gefahren und die gesamte Stadt befand sich im Lockdown, alles war geschlossen. Das war geradezu gespenstisch. In der Verwaltung haben wir schnell auf Remote Work umgeschaltet und in den Restaurants ging es vor allem darum, das Geschäft stabil zu halten, unsere Franchisepartner zu unterstützen und alle Möglichkeiten zu nutzen, unsere Gäste weiter zu versorgen.

Wie hat das funktioniert?
In Summe sind wir gut durch die Krise gekommen. Natürlich ist das Geschäft zunächst eingebrochen. 2020 haben wir deutlich Umsatz verloren, aber schon 2021 konnten wir auf bestehender Fläche wieder ordentlich wachsen. Wir haben aber schon im Vorfeld die Voraussetzungen dafür geschaffen.

Zur Person

Welche waren das? 
Schon lange vor Corona haben wir beispielsweise mit der Digitalisierung des Geschäfts begonnen. Wir hatten auch schon einen Lieferservice aufgebaut, der inzwischen für einen zweistelligen Umsatzanteil steht. Zudem hat uns geholfen, dass ein Großteil der Burger-King-Restaurants über Drive-in-Angebote verfügt. Man kann bequem ranfahren und die Bestellung kontaktlos mitnehmen. Das hat viele Gäste überzeugt und uns dazu veranlasst, an einigen Standorten sogar über eine zweite Drive-in-Spur nachzudenken. Vor Corona lag der Anteil unserer Drive-in-Bestellungen bei rund 33 Prozent, in der Pandemie hat sich der Anteil zeitweise auf 50 Prozent erhöht.

Wo haben Sie außerdem angesetzt?
Durch die Einführung unseres neuen Markenauftritts haben wir für Sichtbarkeit für Burger King gesorgt, haben sehr stark an den Produkten gearbeitet und mit der King's Selection erstmals eine Premium-Plattform eingeführt. Zudem haben wir uns das Thema Plant-based (also rein pflanzliche Produkte) frühzeitig ganz genau angeschaut und sind in diesem Bereich Vorreiter.   

Strömen die Menschen inzwischen wieder verstärkt in Ihre Restaurants?
In der Tendenz steigen aktuell die Gästezahlen in unseren Restaurants. Trotzdem hat sich das Geschäft geändert: Die Randzeiten erodieren. Während in der Mittags- und Nachmittagszeit viel Betrieb herrscht, kommen morgens noch immer deutlich weniger Gäste, um sich auf der Fahrt ins Büro noch einen Kaffee zu holen, oder etwas zum Frühstücken mitzunehmen. Das liegt zum einen daran, dass jetzt viele Menschen im Homeoffice arbeiten und die berufliche Mobilität auch generell noch eingeschränkt ist. Zum anderen glauben wir aber, dass sich das Verhalten der Menschen über die Pandemie hinaus verändert hat. Die Coronazeit hat Entwicklungen vielfach angestoßen und beschleunigt, die in den kommenden Jahren weiter Bestand haben werden. 

Von welchen Trends und Entwicklungen sprechen Sie? 
Zum einen hat das ganze Thema Digitalisierung durch die Pandemie einen Schub bekommen. Immer mehr Gäste bestellen und bezahlen kontaktlos per App oder an digitalen Terminals in unseren Restaurants. Hinzu kommen Lieferungen und Drive-In-Orders. Das hat beispielsweise Auswirkungen auf das Design künftiger Standorte: Wir brauchen bei Burger King in Zukunft schlicht nicht mehr so viele Sitzplätze: Statt 90 bis 120 Plätze reichen vielerorts 60 bis 90 Plätze. Und an einzelnen Standorten werden wir sogar ganz darauf verzichten. 

Und dort müssen Ihre Gäste dann stehen?
Nein, wir sehen erhebliches Wachstumspotenzial für Kleinflächen und To-Go-Konzepte, die ohne Sitzplätze auskommen. Das sind speziell eingerichtete Stores für Hochfrequenzstandorte wie Bahnhöfe und Tankstellen. Die ersten Tests laufen, im kommenden Jahr wird die Expansion Fahrt aufnehmen. Da der Platz sehr beschränkt ist, werden wir ein Kernsortiment anbieten, natürlich mit unseren Plant-based- und Premium-Produkten. 

Sie verkaufen schon seit einiger Zeit mehr vegetarische Produkte. Wie kommt das bei Ihren Kunden an? 
Jeder fünfte Whopper, den Burger King in Deutschland verkauft, ist mittlerweile pflanzenbasiert. Das Interesse nach vegetarischen und veganen Alternativen ist also enorm und hat in der Pandemie sogar noch zugenommen. Viele Menschen setzen sich bewusster mit ihrem Essen auseinander. Sie wollen wissen, was in ihrem Burger drin ist, oder überlegen sich sehr genau, ob sie wirklich jeden Tag Fleisch essen möchten. Darauf reagieren wir. Ziel ist es, unsere Vorreiterrolle bei Veggie-Angeboten weiter auszubauen. Eines Tages werden wir sicherlich mehr pflanzliche Alternativen verkaufen als Fleisch.

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Noch bestellen die meisten ihrer Gäste aber klassische Burger. Werden die jetzt angesichts steigender Kosten teurer? 
Wir schauen uns die Preise jedes einzelnen Produkts momentan sehr genau an. Das müssen wir auch, denn in den vergangenen Monaten ist fast alles teurer geworden: Von Energie über Personal bis zum Fleisch und anderen Lebensmitteln. Burger King hat wie die gesamte Branche im Grunde keine andere Wahl, als die Kostensteigerungen teilweise weiterzugeben. Uns geht es zugleich aber auch um einen tiefergehenden Wandel: Selbstverständlich wird Burger King einerseits immer Value-Angebote bieten, aber andererseits gehen wir mit unseren pflanzenbasierten Alternativen und unserer Premiumlinie King's Selection neue Wege. Für Premium sind unsere Gäste auch bereit, etwas mehr zu zahlen.

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