Ferienflieger gerettet Condor geht an polnische Airline LOT

Condor konnte nach der Pleite von Thomas Cook Ende September 2019 nur mit Hilfe eines Staatskredits über 380 Millionen Euro weiterarbeiten. Quelle: imago images

Der angeschlagene Ferienflieger Condor hat einen neuen Käufer gefunden und kann weiterfliegen. Bis zuletzt waren drei Investoren im Rennen. Am Ende hat sich die polnische Staatslinie LOT durchgesetzt.

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Der Ferienflieger Condor hat nach monatelanger Suche einen Käufer gefunden – und sich damit aus der Insolvenz des britischen Mutterkonzerns Thomas Cook gerettet. Die polnische Airline LOT wird Condor übernehmen. Das hat der Ferienflieger am Freitagmorgen auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main bekanntgeben. Die hatte das Unternehmen am Morgen einberufen, „um gemeinsam mit dem neuen Eigentümer von Condor über die Zukunft von Deutschlands beliebtestem Ferienflieger zu informieren“, hieß es in einer Mitteilung.

Condor soll nach dem Verkauf an LOT weiter unter ihrer Marke fliegen. „Die Marke Condor bleibt, wie sie ist“, sagte Condor-Vorstandschef Ralf Teckentrup. Beide Marken seien stark und würden getrennt auftreten, erklärte auch LOT-Vorstandschef Rafal Milczarski.

Schon vor der Pressekonferenz sickerten Informationen über den neuen Eigentümer durch: „LOT bekommt den Zuschlag“, sagte ein mit dem Vorgang Vertrauter der Nachrichtenagentur Reuters am Freitagmorgen. Zwei weitere Insider konnten das bestätigen.

Das 1928 gegründete Staatsunternehmen LOT verfügt über eine Flotte von rund 90 Maschinen und beschäftigt 700 Piloten sowie weitere gut 1300 Mitarbeiter. Die von Rafal Milczarski geführte LOT befördert rund zehn Millionen Passagiere jährlich. Sie hat zwar einen guten Ruf in der Branche, unter anderem weil sie früh in die Star Alliance der Lufthansa eintrat und die Chancen durch Boeings Leichtbauflugzeug Dreamliner 787 erkannte. Zuletzt agierte sie allerdings etwas glücklos: Die verspätete Lieferung der 787 und das Wachstum von Billiglinien wie Wizz Air und Ryanair in Polen setzten ihr so stark zu, dass die Lufthansa vor rund zehn Jahren eine Übernahme plante, diese aber wegen des hohen Risikos lieber ruhen lies.

Was genau LOT mit Condor nun will, konnte sich bis zuletzt keiner so recht vorstellen. Denn im Urlaubsgeschäft ab Deutschland ist die Linie kaum aktiv. Neben der LOT mischten bis zuletzt noch zwei Investmentgesellschaften im Bieterwettbewerb um Condor mit: Apollo Global Management aus New York und Greybull Capital aus London.

Condor und seine rund 4900 Beschäftigten konnten nach der Pleite von Thomas Cook Ende September nur mit Hilfe eines auf sechs Monate befristeten Staatskredits über 380 Millionen Euro weiterarbeiten. Der Bund und das Land Hessen unterstützten Condor, weil das Unternehmen unverschuldet in Schwierigkeiten geraten sei und gute Aussichten auf einen Fortbestand habe Der Bund soll zudem seine Staatshilfen zurückerhalten. Die Investition von LOT werde es Condor ermöglichen, das von der staatlichen Förderbank KfW erhaltene Darlehen „vollständig zurückzuzahlen“, teilte der Ferienflieger mit. Das Darlehen werde im April zurückbezahlt, sagte Condor-Chef Teckentrup.

Mehr zum Thema: Warum eine Übernahme durch das Apollo-Konsortium Condor den größten Nutzen gebracht hätte, lesen Sie hier.

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