Ferienfluggesellschaft EU-Kommission genehmigt Überbrückungskredit für Condor

Brüssel hat den Weg für den überlebenswichtigen staatlichen Kredit freigemacht. Condor muss seinen Liquiditätsbedarf nun wöchentlich nachweisen.

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Condor: EU-Kommission genehmigt Überbrückungskredit Quelle: dpa

Aufatmen in der Zentrale der Ferienfluggesellschaft Condor am Frankfurter Flughafen: Die EU-Kommission hat den staatlichen Überbrückungskredit für die Airline am Montagmittag genehmigt.

Nach Ansicht der EU-Kommission verzerren die vom Bund und dem Land Hessen zugesagten Finanzhilfen nicht den Wettbewerb, hieß es in Brüssel. Damit kann Condor nun auf einen auf sechs Monate angelegten Kredit in Höhe von 380 Millionen Euro zugreifen und hat Zeit gewonnen für die Suche nach einem Investor.

Die Genehmigung der EU ist an strenge Auflagen geknüpft. So wird die Summe in Raten ausbezahlt, Condor muss seinen Liquiditätsbedarf wöchentlich nachweisen, erklärte die EU-Kommission. Deutschland habe zudem zugesichert, dafür zu sorgen, dass Condor den Kredit entweder nach sechs Monaten vollständig zurückzahlt oder eine umfassende Umstrukturierung durchführt, um wieder rentabel zu werden.

Condor ist nicht die erste Airline, die von der Bundesregierung einen Massenkredit erhält. Auch der insolventen Air Berlin hatte Berlin vor zwei Jahren einen Kredit über 150 Millionen Euro bewilligt. Der Insolvenzverwalter hat die Summe inzwischen komplett zurückgezahlt. Jetzt müssen noch aufgelaufene Zinsen von rund 27 Millionen Euro getilgt werden.

Condor war unverschuldet durch die Insolvenz der Muttergesellschaft Thomas Cook in Probleme geraten. Einnahmen der Airline aus dem profitablen Sommergeschäft liegen gebunden beim Insolvenzverwalter in London. Damit fehlt Condor Geld, um über den reiseschwächeren Winter zu kommen. Der Überbrückungskredit gibt der Fluggesellschaft nun den nötigen Spielraum.

Die Bundesregierung und das Land Hessen haben den Kredit unter anderem mit dem Verweis auf die Profitabilität von Condor zugesagt. Nach Auffassung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die Airline damit eine gute Zukunftsperspektive. Allerdings gibt es auch Kritik an der Zusage des Bundes und des Landes Hessen.

Condor wirbt gerade mit Billigangeboten um Kunden. Das hat der Airline den Vorwurf eingebracht, auf Staatskosten mit Dumpingpreisen den Wettbewerb zu verzerren. Condor weist die Vorwürfe zurück. Die Kampagne sei langfristig geplant, heißt es in Frankfurt.

Auch wenn Condor-Chef Ralf Teckentrup nun aufgrund der Staatshilfe zuversichtlicher in die Zukunft schauen kann, einfach wird es für den erfahrenen Airline-Manager nicht.

Denn Condor befindet sich im sogenannten Schutzschirmverfahren. Es ist eine Sonderform der Insolvenz in Eigenverwaltung, bei der ein Generalbevollmächtigter und ein Sachwalter über die Geschäftsführung wachen, die im Amt bleibt. Damit kann sich Condor vor möglichen Forderungen etwa des Insolvenzverwalters der Mutter Thomas Cook schützen.

Doch es zeigt sich langsam, dass dieser Schutz nicht uneingeschränkt funktioniert. So musste die Airline am Freitag zwei Flüge nach Djerba in Tunesien absagen. Dort hatte wohl ein Hotelier versucht, Zugriff auf Flugzeuge von Condor zu bekommen, um so seine Forderungen gegenüber Thomas Cook durchzusetzen.

Zwar sieht Condor keine rechtliche Handhabung für eine Pfändung der Jets. Weil das Condor-Management dennoch befürchtete, dass die Flugzeuge vor Ort in Djerba festgesetzt werden würden, sagte man die Verbindung zunächst ab. Sie wurden am Samstag nachgeholt. Dafür beauftragte Condor allerdings Tuifly und Lufthansa, um eine mögliche Festsetzung von Flugzeugen zu umgehe

Der Fall zeigt, dass Condor möglichst bald eine klare Zukunftsperspektive braucht – nicht nur für die eigenen Mitarbeiter, auch für die Partner wie etwa Reiseveranstalter. Informationen über mögliche Investoren sind aktuell aber noch rar.

Genannt wird in der Branche der auf Airlines spezialisierte Finanzinvestor Indigo. Auch die britisch-spanische Airline-Holding IAG soll sich angeblich die Bücher anschauen. Zudem hatten die Reiseveranstalter Schauinsland und DER Touristik ein Engagement bei Condor nicht ausgeschlossen.

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