Fernbusmarkt Warum 80 Prozent Marktanteil kein Monopol sind

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Flixbus hat zunächst Glück

Doch ist gibt Zweifel, ob der reine Blick auf das Geschäft mit den Fernbussen den Markt in angemessener Weise abgrenzt. Rechtlich gesehen klopfen Kartelljuristen einen relevanten Markt immer nach räumlichen und sachlichen Erwägungen ab. Die örtliche Marktabgrenzung dürfte unstrittig sein: Der deutsche Markt für Personenbeförderung.



Aber bei der sachlichen Abgrenzung ist die Bewertung schwieriger. Flixbus argumentiert, in Konkurrenz zum Luft-, Schienen- und motorisierten Individualverkehr zu agieren. Allein die zig Millionen Autofahrer, die täglich in ihr Auto steigen, um ans Ziel zu kommen, würden den Markt für die Personenbeförderung also aufblähen. Die 80 Prozent Marktanteil von Flixbus bei den Fernbussen seien deshalb in Wahrheit ein Minderheitsanteil. „Bahn und Fernbus haben selbst zusammen nur einen Anteil von 15 Prozent im Gesamtverkehrsmarkt“, argumentiert Flixbus-Chef André Schwämmlein.

Doch Juristen sehen das anders. „Es gibt gute Argumente, den Markt enger zu ziehen“, sagt Kartellrechtler Struwe. Man könnte allein schon differenzieren zwischen Endverbrauchern und Geschäftsreisenden. Für berufliche Vielflieger sind Fernbusse keine ernsthafte Alternative, genauso wenig wie für Vielfahrer mit dem Zug oder Autofahrer. Fernbusse konkurrierten also allenfalls mit den Mitfahrgelegenheiten. „Es kann daher gut sein, dass das Kartellamt zu dem Ergebnis käme, dass Flixbus in Teilmärkten eine marktbeherrschende Stellung innehat und reguliert werden müsste.“

„Unternehmen sehen immer einen großen Markt, das Kartellamt definiert den Markt oftmals kleiner“, sagt Struwe. Am Ende haben Behörden möglicherweise sogar den längeren Hebel. „Das Kartellamt erhält bei der Annahme eines kleineren Marktes automatisch mehr Einflussmöglichkeiten, da die Marktmacht der beteiligten Unternehmen hierbei steigt.“

Flixbus hat also zunächst Glück, dass es wegen der hohen Umsatzschwellen noch nicht in den engeren Fokus der Kartellbehörde gerät. Wahrscheinlich dürfte sich Flixbus sogar noch die Bustöchter der Deutschen Bahn einverleiben, ohne dass die Bonner Behörde aktiv würde. Doch daran dürfte zunächst einmal die Deutsche Bahn selbst kein großes Interesse haben.

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