FIFA Zehn Fakten, damit Sie beim FIFA-Skandal mitreden können

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6. Wer kann die FIFA retten?

Es ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Aber: Der Verdacht liegt nahe, dass der Fußballweltverband von korrupten Sportfunktionären infiltriert ist. Ein Neuanfang kann aus dem bisherigen Personalstamm nicht gestemmt werden.

Für Fußballfans sympathisch erscheint eine Lösung, wonach ein (finanziell unabhängiger) ehemaliger Top-Fußballer die FIFA-Führung übernimmt. Nein, nicht Michel Platini, an dessen fußballerisches Können keine Zweifel bestehen, der aber ebenfalls zu viel Stallgeruch hat. Eher ein Luis Figo aus Portugal, der bisher zwar an Auslosungen für Fußball-Wettbewerbe teilgenommen hat, nicht aber an sportpolitischen Abstimmungen. David Ginola, ehemalige französische Flügelflitzer und England-Legionär, könnte europäische Fußballballfans ebenfalls überzeugen.

Aber wen schert bei der FIFA schon, was der Fan will. Es müssen die Funktionäre überzeugt werden, um gewählt zu werden. Das scheint weder Luis Figo noch David Ginola zu gelingen.

Interpol schreibt FIFA-Bosse zur Fahndung aus
In Zürich haben Schweizer Behörden am 27. Mai 2015 eine Razzia gegen hohe Fifa-Funktionäre durchgeführt. Am frühen Morgen wurden im Auftrag der US-Justiz neun Fußballbosse festgenommen. Das bestätigte das Schweizer Bundesamt für Justiz. Das gelang, weil alle Personen zum großen Kongress des Weltfußballverbandes nach Zürich gereist waren. Quelle: AP
Die Verdächtigen wurden in Auslieferungshaft genommen. Ihnen droht die Abschiebung in die USA. Den Personen wird von amerikanischen Ermittlern Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen. Laut Schweizer Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar. Dies sind die Verdächtigen. Quelle: Reuters
Jeffrey WebbIn Auslieferungshaft: Webb ist seit 2012 CONCACAF-Präsident und Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees. Inzwischen zählt er als Fifa-Vizepräsident zu den Stellvertretern von Joseph Blatter. Seine Verhaftung kam überraschend, hatte er sich innerhalb der Fifa doch für ein striktes Vorgehen gegen Korruption und Missmanagement stark gemacht. Zudem hatte er sich für die Veröffentlichung des Garcia-Berichts ausgesprochen. Quelle: dpa
Eugenio Figueredo Quelle: dpa
José Maria Marin Quelle: dpa
Rafael Esquivel Quelle: dpa
Julio Rocha Quelle: Reuters

7. Warum boykottieren die großen Sponsoren die FIFA nicht?

Als Medienereignis ist die Fußball-Weltmeisterschaft viel zu attraktiv, um einfach mit dem Verband brechen zu können. Zur Erinnerung: Allein das WM-Finale schauten mehr als 700 Millionen Menschen. Immer im Bild: Die Marken-Logos und Bandenwerbung der Sponsoren. Sie alle waren nach der Weltmeisterschaft deutlich bekannter als zuvor. Und dank des Siegs des deutschen Kaders bei der WM verkaufte Adidas allein bis Jahresende 2014 drei Millionen Deutschland-Trikots. Da zahlt der Sportausrüster dann auch vergleichsweise gerne 30 Millionen Dollar an die FIFA.

Die Gefahr, dass das schlechte Image der FIFA auf die Marken abfärbt, ist dabei eher eine theoretisch. Schon beim Anstoß zum WM-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Gibraltar, werden die Fangesänge die kritischen Berichte übertönen und die Fahnenschwenker die Imagesorgen weitgehend wegwischen.

Potenzielle Kandidaten für die Blatter-Nachfolge

Die offiziellen Äußerungen der großen Sponsoren lesen sich deshalb wie aus dem Lehrbuch für Krisen-PR: Blatter Rücktritt sei zu respektieren heißt es und ist „ein positiver Schritt.“ (Coca Cola) oder „der erste Schritt in die richtige Richtung“ (Visa und Adidas im Chor). Freilich müsse nun auch alles getan werden um das „Vertrauen der Leute zurückzugewinnen“ (Cola) und eine Führungsstruktur aufzubauen, „die die höchsten ethischen Standards sicherstellt“ (Hyuandai).

So distanziert man sich als Konzern zwar von all dem Bösen, nicht aber nicht vom Verband selbst. Kernbotschaft der Mitteilungen: Korruption ist böse, Fußball toll - nun trinkt Limonade und bezahlt sie mit unseren Kreditkarten. Wer als Unternehmer glaubt, ihm Rahmen der Fußballereignisse gut für sich werben zu können, wird über Schattengeschäfte abseits des Spielfelds hinwegsehen können.

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