FIFA Der Weltfußballverband macht zum ersten Mal seit 13 Jahren Verluste

Während die FIFA 2015 das erste Mal seit 13 Jahren rote Zahlen schrieb, hat ihr ehemaliger Chef Sepp Blatter über drei Millionen Euro erhalten. Der Weltverband muss einen Verlust von 110 Millionen Euro verbuchen.

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Der Weltverband des Fußballs steckt nach dem Korruptionsskandal des vergangenen Jahres tief in der Krise. Quelle: AP

In der schwersten Finanz-Krise der FIFA seit mehr als einem Jahrzehnt hat sich Joseph Blatter mit einem fürstlichen Gehalt in den Ruhestand verabschiedet. Der inzwischen gesperrte frühere Präsident erhielt 2015 3,32 Millionen Euro vom Fußball-Weltverband, teilte die FIFA am Donnerstag in ihrem Finanzbericht mit. Darin enthalten war im Jahr des immensen Korruptionsskandals auch eine variable Zahlung von knapp 400 000 Euro für sein 40-jähriges Dienstjubiläum. Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte die FIFA einen Verlust von 109,8 Millionen Euro - das erste Minus seit 2002.

Für das Ergebnis machte der Verband unter anderem „unvorhergesehene Kosten“ wie Anwaltsgebühren und Kosten für außerplanmäßige Treffen verantwortlich. Im Vorjahr hatte die FIFA noch einen Gewinn von 127 Millionen Euro verbucht. Die Rücklagen schrumpften um 165 Millionen auf 1,206 Milliarden Euro. Durch gesteigerte Einnahmen rechnet die FIFA derzeit für den Finanzzyklus bis 2018 noch mit einem Gewinn von 90 Millionen Euro, dies ist allerdings mehr als eine halbe Milliarde weniger als in der Prognose von 2014.

„Ich glaube, dass wir mit den jüngst verabschiedeten Reformen die Kurve bekommen haben und dass die FIFA stärker als je zuvor daraus herausgeht“, sagte der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino. „Ich verspreche, dass ich dies während meiner Präsidentschaft schaffen werde und die FIFA in eine strahlende und nachhaltige Zukunft führe, so dass wir wieder unseren vollen Fokus auf den Fußball richten können.“

Mit der zuletzt beschlossenen Statuten-Änderung wird die Veröffentlichung des Gehalts auch für den Blatter-Nachfolger künftig zur Regel. Der für sechs Jahre gesperrte Blatter, der am Donnerstag beim Internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch gegen das Urteil der FIFA-Ethikkommission einlegte, hatte aus seinem Salär stets ein großes Geheimnis gemacht. Das Gehalt fällt etwas geringer als erwartet aus - 2015 war allerdings kein Jahr mit einer lukrativen Weltmeisterschaft. Blatter war Ende Februar 2016 von Infantino abgelöst worden.

Der inzwischen entlassene Generalsekretär Jérôme Valcke bekam vergangenes Jahr 1,94 Millionen Euro. Die Mitglieder des Exekutivkomitees, unter ihnen auch der zurückgetretene DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, erhalten eine jährliche Kompensation von 270 000 Euro.

Mit der Millionen-Entlohnung lagen Blatter und Valcke beispielsweise deutlich über Thomas Bach, der als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees eine Kompensation von 225 000 Euro für seine per Statuten ehrenamtliche Tätigkeit erhält.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wird Infantino als FIFA-Präsident künftig weniger verdienen als sein eigener Generalsekretär. Der noch nicht benannte Top-Manager wird zum bestbezahlten Vertreter des Weltverbandes werden.

Vor allem die Anwalts- und Beratungskosten durch die Korruptionsaffäre fressen momentan ein Loch in die Finanzen. Es wird derzeit über einen lukrativen Sponsorenvertrag gemunkelt. Auch mit der jüngsten Forderung nach Entschädigung gegen Ex-Funktionäre, die in den US-Ermittlungen beschuldigt sind, könnte sich aber die wirtschaftliche Lage aufbessern. In dem Antrag bei den amerikanischen Behörden hatte die FIFA diese Woche erstmals einen Stimmenkauf bei der WM-Vergabe 2010 an Südafrika anerkannt.

Südafrikas Sportminister wies jedoch erneute Bestechungsvorwürfe deutlich zurück und griff seinerseits die FIFA an. Der Weltverband müsse seine Anschuldigungen zurücknehmen, dass es im Vorfeld des Zuschlags für Südafrika zu einer Zahlung von Schmiergeld in Höhe von zehn Millionen US-Dollar gekommen sei, sagte Fikile Mbalula am Donnerstag der örtlichen Nachrichtenagentur News24 zufolge. Die Zahlung sei damals von den betroffenen FIFA-Gremien abgesegnet worden. Auch Brasiliens Fußballverband reagierte verärgert auf die Millionen-Entschädigungsforderungen der FIFA gegen drei frühere CBF-Präsidenten.

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