FIFA Die wichtigsten Fragen zum FIFA-Skandal

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Konsequenzen für die FIFA und Reaktionen der Sponsoren

Was wusste Sepp Blatter?

Der FIFA-Boss gehört nicht zum Kreis der Beschuldigten. Ob er trotzdem von den Zahlungen wusste, ist bislang nicht bekannt. Er steht dennoch massiv in der Kritik: Hochkaräter aus der Welt des Fußballs fordern bereits ein Ende der Regentschaft des Schweizers. So betonte der Vorsitzende des englischen Fußballverbandes FA, Greg Dyke, er sei nicht von Blatters Erklärung überzeugt, dass die FIFA das Vertrauen der Fußballfans wiedererlangen könne, indem sie ihre Bemühungen im Kampf gegen Korruption erhöhe. „Es gibt keinen Weg, um Vertrauen in die FIFA wiederaufzubauen, während Sepp Blatter nach wie vor da ist.“ Die Spitze des europäischen Dachverbandes UEFA hatte sich am Mittwoch in bislang nicht gekannter Deutlichkeit gegen Blatter positioniert und eine Verschiebung des Kongresses samt Wahlen gefordert.

Finden die Präsidentenwahlen trotzdem statt?

Laut der FIFA sollen die Wahlen trotzdem stattfinden. Liefe alles nach Plan, würde dann am Donnerstag im Hallenstadion der 65. FIFA-Kongress beginnen.

Uefa-Chef Michel Platini hat Joseph Blatter unter Tränen dazu aufgefordert, sein Amt niederzulegen. Doch der amtierende Fifa-Präsident lehnte ab. Die Uefa hat deshalb beschlossen, die Wahl nicht zu boykottieren, sondern ihre Stimmen abzugeben - und zwar mehrheitlich für Prinz Ali bin al-Hussein, den einzigen verbliebenen Herausforderer Blatters. Platini rechnet mit 45 der 53 Uefa-Stimmen für den Jordanier.

Was sind die Reaktionen?

Prinz Ali bin al-Hussein sagte nach Bekanntgabe der Festnahmen, die FIFA könne in der Krise nicht so weitermachen wie bisher. Sie brauche eine Führung, die die nationalen Verbände schütze und das Vertrauen von Millionen Fußballfans weltweit wiedergewinne. Führende europäische Fußball-Funktionäre haben das Festhalten am FIFA-Kongressprogramm in Zürich mit den Präsidentschaftswahlen am Freitag nach der Festnahme unter anderem von FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb infrage gestellt. „Es wäre das absolut falsche Signal, wenn unter dem Eindruck dieser Entwicklungen die Agenda des FIFA-Kongresses wie geplant abgearbeitet würde“, sagte der deutsche Liga-Präsident Reinhard Rauball am Mittwoch. „Man darf nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“

Welche Konsequenzen hätte eine Kongressabsage für die FIFA oder ein Boykott durch die UEFA?

Auf den ersten Blick erscheint eine Kongressabsage unmöglich. Der Gesichtsverlust für Blatter wäre riesig. Andererseits ist der Ruf ohnehin ruiniert und mit einer Verschiebung könnte man den Willen zur Erneuerung sogar noch besser verkaufen. Ein Boykott durch die UEFA wäre bedrohlicher. Die wirtschaftlich stärkste und numerisch zweitgrößte Konföderation auf Konfrontationskurs würde die Fußball-Welt entzweien.

Allein verhindern kann die UEFA eine Wiederwahl Blatters ohnehin nicht. Mit ihren 53 Stimmen stellt sie nur rund ein Viertel aller 209 FIFA-Mitgliedsländer. Ein kollektives Fernbleiben der wirtschaftlich stärksten Konföderation vom Kongress würde die FIFA aber vor eine echte Zerreißprobe stellen.

Was ist die Strategie von Joseph Blatter?

Zuerst schien es, als wolle Blatter die Krise wieder einmal aussitzen. Dann meldete er sich bei der Eröffnungsveranstaltung des Fifa-Kongresses in Zürich doch zu Wort. Der Korruptionsskandal um den Fußball-Weltverband habe Schmach und Schande über den Fußball gebracht, sagte Blatter bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach den jüngsten Vorwürfen. "Ich kann nicht ständig auf alle aufpassen. Wenn Menschen Falsches tun wollen, werden sie auch versuchen, es zu verbergen." Die Fifa habe das Vertrauen verloren und müsse morgen damit beginnen, es zurückzugewinnen.

Was bedeuten die Untersuchungen der Schweizer Justiz für die WM 2018 und 2022?

Noch ist in der WM-Frage nichts Entscheidendes passiert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und tut dies vermutlich auf deutlich professionellere und unabhängigere Weise, als es die FIFA-Ethikhüter je haben tun können. Tatsächlich wurden die Durchsuchungen im FIFA-Hauptquartier erst durch die Strafanzeige des Weltverbandes angestoßen. Nun darf mit Spannung abgewartet werden, was die eidgenössischen Ermittler aufspüren - auch bei ihren angekündigten Verhören der Wahlmänner aus dem FIFA-Exko von 2010.

Wie wahrscheinlich ist eine Neuvergabe der Turniere?

Für eine Neuausschreibung gibt es noch keine konkreten Anzeichen. Erst wenn die Schweizer Ermittler tatsächlich belastbare Beweise für Korruption finden, könnte diese Diskussion eine juristisch tragbare Grundlage finden. Der Imageschaden für die FIFA und ihre WM-Ausrichter Russland und Katar wäre aber immens. Spätestens dann müsste es auch zu einer Neubesetzung der FIFA-Spitze kommen. Im Fall der Fälle ist Deutschland natürlich immer eine Gastgeber-Option.

Wahrscheinlich ist eine Neuvergabe jedoch nicht. De Gregorio betonte, dass an den WM-Vergaben nicht gerüttelt werde. "Die Weltmeisterschaften 2018 und 2022 finden in Russland und Katar statt. Ich fange nicht an zu spekulieren", sagte der Medienchef.

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