Bei der Übernahme der Ferienfluglinie Condor rechnet der neue Haupteigentümer, der Finanzinvestor Attestor, mit einem endgültigen Abschluss spätestens Anfang Juli. „Wir erwarten das Closing vor der Sommerpause“, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Manager der WirtschaftsWoche. Zwar seien noch nicht alle rechtlichen Probleme mit der EU geklärt. „Doch es gibt smarte Lösungsvorschläge“, so der Manager. Die Bundesrepublik und das Land Hessen wollen den Neustart unterstützen, indem sie auf die Rückzahlung von 150 Millionen Euro aus einem Kredit über 550 Millionen Euro der staatlichen Förderbank KfW verzichten, mit dem sich Condor bislang in der Luft hält. Dies steht aber noch unter dem Vorbehalt einer beihilferechtlichen Genehmigung durch die Europäische Union.
Das Bundeswirtschaftsministerium sei in die Verhandlung mit der EU eingebunden. „Darum sind wir zuversichtlich, dass das klappt“, heißt es in Verhandlungskreisen. Ein Unternehmenssprecher wollte sich zum konkreten Zeitplan nicht äußern.
Der kriselnde Ferienflieger Condor hatte mit Attestor nach langer Zitterpartie vor Kurzem einen neuen Mehrheitseigner präsentiert: Attestor, ein Verwalter von 5,5 Milliarden Euro Vermögen von Universtitätsstiftungen und Familiy-Offices, ist bisher nicht in der Luftfahrt engagiert. Der Investor will 51 Prozent der Condor-Anteile übernehmen und 200 Millionen Euro frisches Eigenkapital einbringen sowie weitere 250 Millionen Euro zur Modernisierung der betagten Condor-Langstreckenflotte. Sämtliche 4050 Arbeitsplätze sollen erhalten werden.
Condor war schon 2019 durch die Pleite des damaligen Mutterkonzerns Thomas Cook in Existenznot geraten und hatte sich im Rahmen eines Schutzschirm-Insolvenzverfahrens saniert. Die geplante und bereits fest vereinbarte Übernahme durch die polnische Luftfahrt-Holding PGL, bekannt durch die Marke Lot, war wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 in letzter Minute abgesagt worden. Mit dem neuen Eigentümer Attestor soll Condor nun der Neustart gelingen.
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