




Wenig erzürnt Etihad-Chef James Hogan mehr als der Vorwurf, seine Fluglinie sei ein hochsubventioniertes Staatsunternehmen. „Wir sind ein rein wirtschaftlich betriebenes Unternehmen und bekommen keine Staatshilfen“, bescheidet der bullige Manager jede Anfrage nach Subventionen aus den sehr tiefen Taschen der Familie Al Nahyan, die das Ölemirat Abu Dhabi in jeder Hinsicht beherrscht.
Da hat Hogan offenbar eine grundlegend andere Definition von Staatshilfe als der Rest der Welt. Laut einem Bericht der australischen Tageszeitung Sydney Morning Post hat Etihad auf nicht datierten Präsentationen für Investoren mit einer besonders umfangreichen Finanzierung durch ihre staatliche Anteilseigner geworben.
Königliches Dekret
Danach hatte die Linie durch ein „Law 53 of 2008“ genanntes königliches Dekret einen Kredit von rund drei Milliarden Dollar erhalten. Laut Dokumenten ist das Darlehen zinslos und wird erst im Jahr 2027 fällig. Dazu kommen ein hohes Eigenkapital, das trotz in einer „Präsentation für den Kronprinz“ genannten Verlusten von gut 2,4 Milliarden Dollar in den Jahren 2007 bis 2010 noch bei 3,5 Milliarden Dollar liegt. Etihad hat die Dokumente trotz wiederholter Aufforderung bislang nicht kommentiert.

Für Hogan ist die Nachricht vor allem peinlich, für Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer können sie hingegen gefährlich werden. Die Dokumente der Sydney Morning Post verstärken den Eindruck, dass Etihads Engagement bei Air Berlin sowie bei anderen Linien wie Etihad Regional in Schweiz oder möglicherweise der maroden Alitalia gegen EU-Recht verstoßen und damit den Bestand der drei Fluglinien gefährden können.
Wie ein Geschenk
Die angeschlagene Air Berlin etwa halten angesichts von Verlusten in Höhe von rund einer Milliarde Euro in den vergangenen zweieinhalb Jahren derzeit vor allem Finanzhilfen ihres größten Anteilseigners Etihad über Wasser. Das tat sie zuletzt über eine komplizierte Wandelanleihe, die praktisch einem Geschenk entspricht.
Diese Hilfen sind von der Bundesregierung noch nicht endgültig geprüft. Sie verstärken die Zweifel, ob Air Berlin noch unabhängig handelt oder tatsächlich von Etihad beherrscht wird und damit europäisches Luftfahrtrecht bricht. Denn das schreibt vor, dass eine in der EU beheimatete Airline die Betriebserlaubnis verlieren kann, wenn das Geschäft faktisch von Investoren kontrolliert wird, die aus einem Land kommen, das nicht zur EU gehört.
Das erzürnt vor allem die europäischen Wettbewerber von etablierten Fluglinien wie Lufthansa bis zu Easyjet und anderen Billigfliegern. Die ungewöhnliche Allianz drängt die EU Kommission darauf, alle Mitgliedstaaten zu einer strengen Überprüfung des EU-Rechts aufzufordern. Dabei geht es neben der Frage der Beherrschung auch um Frage unzulässiger staatlicher Hilfen.
„Es ist jetzt noch offensichtlicher, dass Etihad staatlich finanziert ist“, so ein hochrangiger der Airline. „Und es nicht einzusehen, dass Staatshilfen außereuropäischer Geldgeber weniger illegal sein sollen als die in langen Kämpfen endlich beendeten Subventionen europäischer Länder an marode Staatlinien.“