Flixbus kauft Europa-Geschäft von Megabus Vom Start-up zum Verkehrsgiganten

2013 starteten drei Gründer mit Flixbus ihren Traum vom Busunternehmen. Jetzt übernehmen sie das Europageschäft von Megabus – und werden zum unangefochtenen Marktführer in Europa. Eine deutsche Erfolgsgeschichte.

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Flixbus Quelle: dpa

Eigentlich wollte der britische Verkehrskonzern Stagecoach den deutschen Markt schwindelig fahren. Mit Schnäppchenpreisen ab einem Euro startete das Unternehmen unter der Marke Megabus Ende 2014 die erste Linie mit Ziel Deutschland. Damals ging es von Brüssel über Köln, Frankfurt und Stuttgart nach München. Das Unternehmen investierte vier Millionen Euro, kaufte neun Busse und wollte so den Markt erobern. Die Busse von Megabus seien größer, deshalb könne man günstigere Preise anbieten, hieß es damals.

Flixbus wächst weiter

Zwei Jahre später kommt es anders als geplant. Stagecoach begräbt seine Ambitionen auf dem europäischen Festland und verkauft das Geschäft nun an den deutschen Konkurrenten Flixbus. Das Münchener Unternehmen will die Megabus-Linien in Deutschland, Italien, Frankreich, Niederlande, Belgien, Spanien und die Linienverkehre nach Großbritannien in ihr internationales Netz integrieren.

Das Unternehmen Flixbus, das 2011 von Jochen Engert, Daniel Krauss und André Schwämmlein gegründet wurde, überrascht damit seine Konkurrenten wie Postbus und Deutsche Bahn erneut. Bereits Anfang 2015 fusionierte Flixbus mit dem deutschen Konkurrenten Meinfernbus. Das Gemeinschaftsunternehmen kommt in Deutschland gemessen an Fahrplankilometern auf einen Marktanteil von 71 Prozent. Weit vor dem Postbus mit zehn Prozent und den Buslinien der Deutschen Bahn (Berlinlinienbus und IC Bus) mit neun Prozent.

Die Entwicklung in Deutschland soll sich nun in Europa wiederholen. Das ehemalige Start-up ist mit rund 100.000 täglichen Verbindungen und 20 Millionen Nutzern pro Jahr bereits der größte Fernbusanbieter in Europa und baut die Marktführerschaft durch die Megabus-Akquisition weiter aus. André Schwämmlein, Flixbus-Gründer und Geschäftsführer, sagt: „Unsere Vision ist grüne und smarte Mobilität, um die Welt zu entdecken.“

Aufstieg zum europäischen Verkehrsgiganten

Wie rasant das europäische Wachstum für das junge Unternehmen voranschreitet, zeigt allein der Blick nach Frankreich. Dort liberalisierte die Regierung den Markt im August 2015. Flixbus startete damals mit 20 Bussen und hatte nach nur drei Monaten bereits 80 Busse unter Vertrag. Inzwischen dürften es mehr als 100 Busse sein.

Der Aufstieg zu einem europäischen Verkehrsgiganten wurde auch deshalb möglich, weil Flixbus selbst keine eigenen Fernbusse betreibt. Das Unternehmen schließt Kooperationsverträge meist mit mittelständischen Busunternehmen. Im Gegenzug stellt das Unternehmen die Buchungsplattformen, übernimmt das Marketing und verantwortet die Fahrpläne. Die Investitionen bleiben damit überschaubar.

Mit Stagecoach, der Mutter von Megabus, hat Flixbus einen ähnlichen Deal vereinbart. Megabus gibt die Verantwortung für Marke, Netzplan und Vertrieb an die Münchener ab, wird aber weiterhin den Betrieb der Busse übernehmen. Die Vereinbarung zeigt damit auch, welche marktführende Stellung Flixbus inzwischen erobert hat. Dem Unternehmen wird zugetraut, den Absatz von Tickets erfolgreich anzukurbeln.

Die Ausrichtung auf Europa ist konsequent. Der 2013 liberalisierte Markt in Deutschland ist inzwischen hart umkämpft. Die Fernverkehrstochter der Deutschen Bahn hat inzwischen mit Niedrigpreisen auf die Straßenkonkurrenz reagiert. Aus diesem Grund konnte das mit Meinfernbus fusionierte Unternehmen Flixbus im vergangenen Jahr auch keine höheren Preise durchsetzen. Die durchschnittlichen Preise sanken sogar. Eine goldene Nase verdient sich im Busmarkt keiner.

Auch Flixbus kämpft damit, die Bilanzen in den schwarzen Bereich zu bekommen. Derzeit sei das Geschäft noch nicht profitabel, heißt es im Unternehmen. Ein Börsengang von Flixbus sei derzeit zwar nicht im Gespräch. Man könne die strategischen Ziele noch aus eigener Kraft stemmen, hieß es. Doch langfristig wurde der Gang an die Börse nicht ausgeschlossen.

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