Fluggesellschaft Emirates Antinori: "Wir beschleunigen immer stärker"

Emirates-Vorstand Thierry Antinori spricht über das Wachstum der Fluglinie, den neuen Flughafen in Dubai und warum sich Deutschland selbst schadet, wenn es die Airline aus den Emiraten nicht in mehr Orten landen lässt.

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Thierry Antinori ist bei Emirates Vorstand für Vertrieb, Marketing, das Touristikgeschäft und die Fracht.

Herr Antinori, Sie sind nach einer langen Karriere bei europäischen Fluglinien seit gut zwei Jahren bei Emirates. Was war Ihre größte Umstellung?

Die Schnelligkeit, in der sich das Unternehmen wandelt und vor allem das starke Wachstum.

Zur Person

Aber Lufthansa ist zu Ihrer Zeit dort auch stark gewachsen.

Aber bei Emirates habe ich den Eindruck, wir beschleunigen immer stärker. Wir haben heute mit aktuell deutlich mehr als 40 Millionen Passagieren eine Größe, die wir eigentlich erst in zwei Jahren erreichen wollten. Wir haben in den vergangenen zwölf Monaten 24 neue Flugzeuge bekommen, darunter 14 Superjumbos Airbus A380, haben neun neue Flugziele und 7154 neue Mitarbeiter eingestellt, darunter 970 aus Europa. Und zu guter Letzt konnten wir unseren Markenwert um rund ein Drittel weiter steigern.

Bekommt Ihr Wachstum einen Dämpfer in diesem Jahr, wenn an Ihrem Hauptflughafen Dubai von Mai bis Juli eine Landebahn wegen Renovierung geschlossen wird?

Nein. Wir werden keine Strecke stilllegen, nur ein paar von ihnen etwas weniger oft fliegen und ein paar ältere Flugzeuge am Boden lassen. Weil es danach wie gewohnt weitergeht, werden wir auch in diesem Jahr deutlich wachsen.

Was ist denn Ihr nächstes Ziel?

Im Jahr 2020 werden wir 260 bis 270 Maschinen haben, davon mehr als 90 A380, und 70 Millionen Passagiere befördern. Wachsen werden wir dabei vor allem in Afrika, Asien und den USA.

Und wo werden Sie all die A380 einsetzen?

Überall. Wir werden in London nach bisher fünf Maschinen im Flughafen Heathrow bald auch eine im Flughafen Gatwick einsetzen. Und auch in den USA werden wir sicher bald mehr als unsere heute drei A380 sehen.

Müssen Sie bei dem Tempo nicht bald vom überlasteten heutigen Flughafen in Dubai zum neuen Al Maktoum International Airport?

Nein, vorläufig nicht. Bislang werden nur unsere reinen Frachtflugzeuge dort starten und landen. Unser Passagierverkehr aber nicht. Den können wir nicht aufteilen ohne unseren Umsteigeverkehr zu erschweren.

Wann ziehen Sie denn komplett um?

Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das entscheidet unser Eigentümer, die Regierung von Dubai.

"Seit 2006 weltweit über 55 neue Strecken"

Der Emirates-Airbus A380 steht in Hamburg auf dem Rollfeld des Airbus-Werks. Quelle: dpa

Einige Fluglinien fürchten, Emirates könnte die anderen Fluglinien in den neuen Airport drängen und den bisherigen allein nutzen.

Das wird nicht passieren. Die Regierung von Dubai hat ganz klar gesagt, sie will einen fairen Wettbewerb und Offenheit für alle Fluglinien, aber keinen Vorteil für uns. Diese liberale Einstellung haben ja nicht alle Länder zum Flugverkehr.

Sie meinen Deutschland, wo Sie vergeblich versuchen mehr Städte als die vier bisher angeflogenen Ziele anzusteuern?

Genau.

Aber es gibt doch ein Verkehrsabkommen zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten, dem auch Ihre Regierung zugestimmt hat.

Aber es stammt aus der Zeit vor dem Mauerfall und ist mehr als ein Vierteljahrhundert alt. Inzwischen sind fast alle Länder liberaler als Deutschland. Seitdem wir 2006 erstmals Hamburg als vierte deutsche Stadt angeflogen haben, sind weltweit über 55 neue Strecken dazugekommen. In fast jedem Land landen wir in der Hauptstadt, wenn die auch ein Wirtschaftszentrum ist, mit ganz wenigen Ausnahmen wie Bern in der Schweiz, Brüssel, Brasilia in Brasilien oder Canberra in Australien. Das alles passt nicht zu Deutschland.

Warum?

Deutschland lebt von Wettbewerb und Offenheit und hat durch eine Reihe kluger Entscheidungen wie dem Abbau von Regulierungen und Hemmnissen die Basis für sein Wachstum gelegt. Dazu passt diese Begrenzung der Flugziele für uns nicht. Aber wir können damit leben und sorgen nun eben anderswo für Wachstum.

Die Politik fürchtet offenbar eine Schwächung der Lufthansa und der vielen Arbeitsplätze in Deutschland.

Nun - wir schaffen auch Jobs. Aber sehen Sie sich doch Mal die Größenordnung an. Die deutschen Flughäfen hatten im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Passagiere. Wir haben heute in vier Städten knapp zwei Millionen Passagiere und mit einer weiteren vielleicht eine weitere halbe Million. Wie können diese nicht mal zwei Prozent eine Bedrohung sein? Der Markt ist groß genug. Aber wir können damit leben. Berlin wird ohne uns nicht leiden. Aber es verschenkt Wachstum. Wo wir hinfliegen, kommen jede Menge Touristen, zum Beispiel aus China, die überdurchschnittlich viel Geld ausgeben. Die Regierung muss die Bürger vertreten und nicht die Airlines. Aber die Welt ist groß genug.

Scheich Ahmed fliegt lieber Linie als Privatjet

Emirates Airline Konzernchef Tim Clark Quelle: AP

Haben Sie schon mit unserem neuem Verkehrsminister Alexander Dobrindt gesprochen?

Mein Chef Tim Clark hat ihn angeschrieben. Aber noch hatten wir keinen persönlichen Kontakt. Aber das wird sich sicher bald ändern.

Lufthansa will im Wettbewerb mit Ihnen durch mehr Service bestehen und hat dafür wie viele andere als eine Neuerung eine Premium Economy Class mit besserem Service als zusätzliche Klasse neben First, Business und klassischer Economy eingeführt. Werden Sie das auch tun?

Die Premium Economy ist sicher ein gutes Produkt. Doch wir brauchen dies nicht. Denn unsere Economy ist bereits Premium und wir werden sie weiter verbessern. Aber meine Meinung hat sich, seit ich bei Lufthansa war, nicht geändert. Ich befürchte, dass uns dies Passagiere in der Business Class kosten könnte und am Ende Erträge.

Stattdessen hat Emirates im vergangenen Jahr einen Privatjet angeschafft, den Sie vermieten. Wollen Sie das ausbauen?

Stimmt. Dieser Jet vom Typ Airbus A319 war unser Neuzugang Nummer 25 im vergangenen Jahr. Aber die Geschichte dahinter ist eine andere. Tim Clark hatte bei unserem Großauftrag die Gelegenheit wirklich sehr günstig das Flugzeug zu kaufen. Es passt allerdings als kleineres Flugzeug mit nur einem Mittelgang nicht zu unserer Flotte aus größeren Jets mit zwei Mittelgängen. Aber weil es Anfragen gab, hat Tim ihn genommen.

Dann ist er zu unserem Chef Sheikh Ahmed bin Saeed Al-Maktoum gegangen und hat gesagt „Eure Hoheit, ich habe mir erlaubt noch ein Flugzeug zu kaufen, einen Airbus A319 CJ, bei dem das CJ nicht für Corporate Jet also Privatflugzeug steht, sondern für Chairman Jet, also Flugzeug des Verwaltungsratschefs. Scheich Ahmed hat sich bedankt. Doch er benutzt ihn nicht sehr oft, weil er in der Regel mit unseren Linienjets fliegt, um näher am Service und dem Unternehmen zu sein. Also haben wir die Möglichkeit, das Flugzeug zu vermieten. Und die Nachfrage ist gut.

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