Fluggesellschaften Erfolgreich mit dem Billig-Pendant

Warum sich Billig-Airlines als Tochterunternehmen für Lufthansa und Co rechnen.

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Mit ihrer Billigfluglinie German Wings ist die Lufthansa bereits seit längerem im Metier der Billigflieger aktiv. Quelle: dpa/dpaweb

Wer heute nach dem passenden Flug sucht, weicht gerne von den großen Airlines ab, und recherchiert, ob es nicht vielleicht doch ein günstigeres Angebot einer Billig-Airline gibt. Was wie ein erbitterter Konkurrenzkampf wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als lukratives Zweitgeschäft für renommierte Fluggesellschaften. Größen wie Lufthansa und Singapore Airlines verfügen bereits oder planen eigene Billig-Pendants. Die Branche wächst und wächst.

Die größte Billigfluglinie der Welt ist gleichzeitig die zweitgrößte Fluggesellschaft im internationalen Vergleich: Southwest Airlines. 1973 traten die Gründer Rollin King und Herb Kelleher in den USA mit der Idee an, Passagiere mit möglichst niedrigen Preisen in ihre Flugzeuge locken. Das Motto: Weniger Service, aber dafür auch günstig.

Was folgte, war eine Erfolgsgeschichte. Heute beherrscht SouthWest mit rund 84 Millionen Passagieren pro Jahr den Markt der Billigflieger. Schärfster Konkurrent ist die US-amerikanische Fluggesellschaft Delta Airlines.

Der Trend zur Billig-Tochter

King und Kelleher fanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Nachahmer. Neue Billig-Airlines wie Ryanair und Easyjet mischten den internationalen Luftverkehr auf. Weltweit folgten auch renommierte Fluggesellschaften dem Trend. Sie erweitern ihr Angebot oder gründen Tochterfirmen und positionieren sich damit neu am Markt.

Erst im Oktober 2011 gab die spanische Fluggesellschaft Iberia bekannt, dass sie ab Mitte 2012 eine neue Tochter abheben lassen will. Die Billig-Airline mit dem Namen Iberia Express soll mit vier Flugzeugen starten und Kurz- und Mittelstrecken von und nach Madrid anbieten. Man wolle der Konkurrenz der Billigfluggesellschaften Paroli bieten, so Iberia.

Singapore Airlines mit Scoot am Start

Singapore Airlines will 2012 mit einer Tochtergesellschaft in die Billigflug-Sparte einsteigen. Quelle: dpa

Auch ganz neu dabei: Singapore Airlines. Ab 2012 will die asiatische Fluggesellschaft mit dem Billig-Ableger Scoot bei den Low-Budget-Flügen mitmischen. Erste Ziele der Airline sollen Australien und China sein. Langfristig sind Flugrouten nach Europa geplant. Auch die Air France-KLM-Gruppe arbeitet an einem Billigangebot – Details sind noch nicht bekannt.

Dass große Fluggesellschaften jetzt eigene Billig-Airlines einkaufen oder gründen, ist nicht überraschend. Von Konkurrenz im eigenen Haus, müsse dabei auch gar nicht die Rede sein, der Begriff der Konkurrenz sei schlichtweg falsch, sagt Eva-Maria McCormack Pressesprecherin des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

Billigtochter erweitert die Zielgruppen

„Es handelt sich hier um unterschiedliche Geschäftsmodelle. Die Fluggesellschaften richten sich mit unterschiedlichen Angeboten an unterschiedliche Zielgruppen“, erläutert McCormack. Früher hätten sich die Geschäftsmodelle allerdings deutlicher unterschieden.

„Es ist ein allgemeiner Trend, dass sich die Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften aufeinander zu bewegen. Große Fluggesellschaften öffnen sich mit ihrem Geschäftsmodell, und auch andere Märkte zu bedienen. Klassische Billigflieger dagegen versuchen, auch attraktiver zum Beispiel für Geschäftsreisende zu werden.“

Deutsches Doppelpack: Lufthansa und German Wings

Auch die Fluggesellschaften Air France und KLM planen gemeinsam ein Billigflug-Projekt. Wie dieses genau aussieht, ist noch nicht klar. Quelle: dpa

Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa holte sich bereits vor einigen Jahren eine Billigfluglinie ins Haus. Seit 2009 gehört die Fluggesellschaft German Wings vollständig zur Lufthansa Gruppe. Bereits bei der Gründung der Billig-Airline 1998 war Lufthansa indirekt beteiligt.

Seit 2009 ist die Niedrig-Preis-Fluggesellschaft vollständiges Mitglied der Lufthansa-Familie und ergänzt, so Lufthansa-Pressesprecher Florian Grenzdörfer, das Angebot der Gruppe. Wer günstig von A nach B kommen will, aber auch Zusatzleistungen verzichten kann, der bekomme genau das bei der German Wings.

Die Lufthansa biete mehr, unterscheidet Grenzdörfer die Ziele der beiden Fluglinien. „Dabei geht es nicht um Konkurrenz, sondern um das Ergänzen. Wir geben innerhalb der Gruppe den verschiedenen Unternehmen die Chance insbesondere ihre Zielgruppe zu erreichen. “ In der Summe sei man dann wieder vereint.

Die Konzepte verschwimmen
Wo sich Fluggesellschaften früher klar als Qualitäts- oder Billig-Airline positionierten, findet heute eine Verschmelzung statt. Auch die Lufthansa bietet heute „Schnäppchen-Preise“ auf Routen quer durch Europa. Die Tochter German Wings bedient die preissensiblen Reisenden arbeitet gleichzeitig aber auch an Angeboten für anspruchsvollere Geschäftsreisende. Dafür trennt sie sich zum Beispiel von einigen Sitzreihen und schafft mehr Beinfreiheit.

Eine Airline, eine Zielgruppe – dieses Konzept gilt nicht mehr. Die Günstig-Flieger wie Ryanair müssen sich auf Konkurrenz einstellen, und zwar von der Seite, der sie noch vor kurzem das Geschäft abgraben wollten: Iberia, Air France, Singapore Airlines und vielen mehr.

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