Neben dem siegreichen Bieter, der SYT, gab es der Landesregierung zufolge zwei weitere Angebote, eines wurde öffentlich bekannt und stammte von einem ehemaligen Staatssekretär, der eine große chinesische Airline als Partner im Boot hatte. Marktkreisen zufolge bot diese Investorengemeinschaft genau wie der andere Anbieter ungefähr das Gleiche: einen symbolischen Kleinstbetrag plus den Kassenbestand des Flughafens – vom siegreichen dritten Angebot liegt beides mindestens zehn Millionen Euro entfernt.
Aus dieser Diskrepanz aber ergeben sich zwei Fragen: Wie kommt die SYT zu einer so viel optimistischeren Einschätzung des Investitionsobjekts Hahn? Und: Kann sie den Preis zahlen? Die Antworten aus der Landeshauptstadt Mainz lauteten, kurzgefasst: Uns doch egal. Und: Wir gehen davon aus. Im Beamtendeutsch las sich das so: „Eine Bewertung der Geschäftsmodelle war aus beihilferechtlichen Gründen nicht möglich.“
Bester Flughafen Deutschlands Geschäftsreisende
Die Auswertung "Bester Flughafen Deutschlands für Geschäftsreisende" ist eine Sonderauswertung des DKI-Testes "Deutschlands bester Flughafen. Dabei wurde besondere Wert auf die für Geschäftsreisende relevanten Angebote der Flughäfen gelegt. Aus diesem Grunde fallen spezielle Angebote für Familien, Shoppingangebote oder auch Entertainmentangebote nicht ins Gewicht. Die Angebote von Meeting-Räumen, Lounges, Officeangebote, spezielle Chauffeurdienste oder Parkangebote für Geschäftsreisende
dafür umso stärker.
Bewertungskriterien:
ab 85,00 Punkte = sehr gut
ab 72,25 Punkte = gut
ab 61,41 Punkte = befriedigend
ab 52,20 Punkte = ausreichend
ab 44,37 Punkte = mangelhaft
ab 00,00 Punkte = ungenügend
Frankfurt Airport
Punkte: 90,3
Note: sehr gut
Flughafen München
Punkte: 85,9
Note: sehr gut
Düsseldorf Airport
Punkte: 80,1
Note: gut
Hannover Airport
Punkte: 66,0
Note: befriedigend
Hamburg Airport
Punkte: 65,8
Note: befriedigend
Köln-Bonn Airport
Punkte: 59,8
Note: ausreichend
Airport Nürnberg
Punkte:54,0
Note: ausreichend
City Airport Bremen
Punkte: 50,0
Note: mangelhaft
Flughafen Stuttgart
Punkte: 48,0
Note: mangelhaft
Flughafen Berlin‐Tegel
Punkte: 41,4
Note: ungenügend
Und: „Von allen Bietern wurden mit Einreichung der Angebote Liquiditätsnachweise über die Fähigkeit zur Kaufpreiszahlung eingeholt. Diese wurden in Form von Kontoauszügen erbracht.“
SYT schweigt bis heute
Inzwischen ist klar: Zweimal lag man völlig daneben. Dabei schien auch die Regierung selbst schon früh Zweifel am Käufer gehegt zu haben. Aus den Unterlagen zum Vertragsschluss gehe hervor, dass eine Bonitätsbewertung der Gesellschaft noch zwei Monate vor Vertragsschluss ein negatives Ergebnis, dargestellt als „rote Lampe“, ergeben habe, berichten diejenigen, die den Vertrag zu Gesicht bekommen haben. Auch das Ministerium merkt an: „Im Falle des Bieters SYT wurde direkt vor Unterzeichnung des Kaufvertrages eine erneute Bestätigung der erforderlichen Liquidität der Gesellschaft per Bankauszug eingeholt.“
So als glaube man selbst nicht ganz, dass jemand bereit sein könnte, für diesen Flughafen, der derzeit im Betrieb jährlich ein zweistelliges Millionenminus einfährt, einen Betrag in ähnlicher Größenordnung zu bezahlen. „Mondpreis“, lästern Konkurrenten.
Direkt vom Bieter ist bis heute nichts zu erfahren. Was daran liegen könnte, dass er nicht ganz einfach zu erreichen ist: Offizielle Kontaktdaten hat das chinesische Duo bei seinem Auftritt mit dem Innenminister nicht hinterlassen, das Ministerium nennt als Ansprechpartner den Frankfurter Anwalt Gunther Weiss, der die SYT berät und seine Räumlichkeiten für den Vertragsschluss zur Verfügung stellte. Er aber wimmelt ab: „Der Investor möchte sich vor Vollzug des Vertrags nicht öffentlich äußern.“ Man könne aber Fragen schicken, er werde sich melden. Was nicht passiert.