Flughafen Hahn Die zweifelhafte Rolle von KPMG

Seite 2/2

Es gab viele Warnzeichen

Zudem sind die Gerichtsprozesse nur eine von vielen Unstimmigkeiten um den Bieter Wang. KPMG weist zunächst selbst in dem Bericht einen weiteren Widerspruch hin. So führte die Firma SYT laut chinesischer Quellen früher den Namen „Best Resources“ und trug laut Impressum der Internetseite immer noch die gleiche Identifikationsnummer. Auf Nachfrage wies SYT gegenüber KPMG darauf hin, dass es zwei Firmen unter dem Namen SYT gebe, die eine gehöre Best Resources, die andere sei jedoch der Bieter.

Spätestens nach dieser Antwort hätte KPMG dem Land wohl von dem Geschäft abraten müssen, wie eine simple Internetrecherche ergibt. Denn der ominöse „Kyle Wang“ dokumentiert sein Leben durchaus auskunftsfreudig auf Facebook. Als Arbeitgeber gibt er dort eine Firma an, die den Lesern des KPMG-Berichts nicht unbekannt ist: „Best Resources“. Er sei dort „Managing Director“, so Wang. Die Antwort von SYT, die Firma habe nichts mit „Best Resources“ zu tun, ist damit nicht zu halten.

So bleibt die Frage, warum KPMG das Land nicht warnte, sondern stattdessen seine Einschätzung von SYT sogar radikal zum Positiven veränderte. Noch im April waren zwei der sechs Ampeln, die die Beurteilung zusammenfassen, gelb, eine aufgrund der Unklarheiten bei den Anteilseignern sogar knallrot. Jede weitere Recherche hätte diese Zweifel eigentlich erhärten müssen. Stattdessen lösten sie sich innerhalb von sechs Wochen in Luft auf, die Ampeln wurden grün. Was genau in diesen sechs Wochen passiert ist, lässt sich nicht im Detail nachvollziehen.

Treffen in einem Restaurant statt im Unternehmen

KPMG gab kurz nach dem Verkauf Anfang Juni an, man habe sich selbst vor Ort von der Seriosität des Bieters überzeugt. Auch diesen Besuch dokumentiert Kyle Wang auf seiner Facebook-Seite. Bilder zeigen ihn mit seinen beiden Geschäftspartnern und dem KPMG-Vertreter auf einer Shanghaier Dachterrasse und im Separee eines offensichtlich noblen Restaurants.



Wangs Kommentar: „Treffen mit KPMG-Manager in einem 'open top restaurant' für Deutschland-Projekt arrangiert, ich denke das wird eine gute Chance.“ Wurde es. Warum der KPMG-Vertreter sich den Bildern zufolge damit zufrieden gab, Wang in einem „open top restaurant“ zu treffen, wird sein Geheimnis bleiben. Ein Besuch im Büro hätte wohl vieles klären können.

Keine rechtlichen Schritte gegen KPMG geplant

Auch in den Wochen danach hätte es sich für KPMG gelohnt, das Facebook-Profil von Kyle Wang zu verfolgen. Am 1. Juni, wenige Tage vor Vertragsunterzeichnung, lädt Wang weitere Fotos hoch, diesmal aus Deutschland. Zusammen mit seinem Anwalt und dem deutschen Geschäftspartner sieht man Wang in einem Besprechungsraum sitzen, im Hintergrund ist ein Flipchart zu sehen. Erkennbar darauf drei Textblöcke, bezeichnet als „option“ eins, zwei und drei. Die zweite und dritte Option sind nicht lesbar, die erste zumindest teilweise: „bank guarantee“ lesen wir da.



Es gehört dann nicht mehr viel Fantasie dazu, zu vermuten, dass Herr Wang und seine Mitstreiter noch Tage vor dem Kauf darüber beraten mussten, wie sie ihre Bonität unter Beweis stellen könnten. Am Ende lieferten sie einen Bankauszug, an dessen Echtheit es inzwischen massive Zweifel gibt.

Trotz allem meidet das Land den Streit mit KPMG. Man plane „keine rechtlichen Schritte“ gegen die Gesellschaft, so ein Sprecher des Mainzer Innenministeriums. Stattdessen wolle man die Fehler „gemeinsam mit KPMG aufklären“. Auch im weiteren Verkaufsprozess soll die Gesellschaft beteiligt bleiben. Womit sich die Prüfer dieses Vertrauen verdient haben, wird das Geheimnis des Ministeriums bleiben.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%