Fluglinie Bei der Lufthansa kehrt die Krise zurück

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Die Konkurrenz zwingt Lufthansa zu Sparkursen

Dazu hat der Wettbewerb mit den Billigfliegern eine neue Dimension erreicht. Die Geizlinien schließen nicht nur die Lücke zu den etablierten Linien, weil sie auf besseren Service setzen. Das Netz der Preisbrecher an Non-Stopp-Verbindungen in Europa ist inzwischen so dicht, dass die Lufthansa zunehmend einen ihrer wichtigsten Vorteile verliert.

Bislang buchten vor allem Geschäftsleute die höheren Tarife der Lufthansa, weil sie dank der vielen Verbindungen bequem den Flug wechseln konnten. So verloren sie kaum wertvolle Arbeitszeit, wenn ihre Termine länger oder kürzer liefen, als geplant.

Die Sparprogramme der Lufthansa

Doch inzwischen fliegen die Billigheimer viele Strecken so oft, dass auch eilige Manager bei ihnen kurzfristig einen passenden Flug finden. Dagegen wird eine spontane Umbuchung bei Lufthansa immer schwerer. Wegen der volleren Flieger ist im Ernstfall kein Platz mehr frei, wenn ein Kunde umdisponiert.

Kampf gegen die Krise

Nun will Lufthansa gegen die Krise kämpfen. Finanzchefin Menne hat angekündigt, weitere Flüge zu streichen. Sie hofft, die verbliebenen besser und mit weniger Rabatten verkaufen zu können.

Doch das wird nicht reichen. Die Lufthansa muss ihr aktuelles Sparprogramm Score aufstocken. Und zwar am besten nicht nur um die 650 Millionen, die jetzt für das geplante Sparziel fehlen, sondern um einen höheren Betrag. Dafür muss sich die Lufthansa stärker und gründlicher ändern, als bisher geplant.

Weitere Probleme belasten die Lufthansa

Denn die Fluggesellschaft leidet nicht nur unter dem Preisverfall und dem wachsenden Wettbewerb, sondern auch unter anderen Dingen. Das beginnt bei immer neuen Überraschungen: So verliert die Lufthansa 60 Millionen Euro, weil sich Venezuela weigert, den Umsatz mit den im Land verkauften Tickets zu einem angemessen Wechselkurs zu tauschen.

Problematischer ist, dass die Lufthansa hierzulande unter Bedingungen arbeitet, die der heutige Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber mal „Wettrennen mit einer Werkzeugkiste auf dem Buckel“ nannte. Da sind zum einen anderswo unbekannte staatliche Belastungen wie die deutsche Sondersteuer namens Luftverkehrsabgabe.

Oder, dass sich die staatliche Flugsicherung in Deutschland zwar privatisiert nennt, aber nach wie vor wie eine Behörde bei steigenden Ausgaben ihre Gebühren anheben darf, statt wie ein echtes Unternehmen sparen zu müssen.

Problemfall Pilotengehalt

Weil sich daran vorläufig wenig ändern wird, muss die Lufthansa die Dinge ändern, die in ihrer Macht stehen. Und das sind ihre vergleichsweise üppigen Arbeitskosten. Dazu zählen aber nicht nur die hohen Pilotengehältern, sondern zumindest ebenso die umständlichen Arbeitsweisen.

So arbeiten die Konzernzentrale in Frankfurt und die Verwaltungen der Töchter in Hamburg oder Köln noch zu oft parallel. Dadurch dauern Neuerungen, die ein Billigflieger quasi über Nacht beschließt und umsetzt, oft Monate. 

Dazu erledigt die Lufthansa noch zu viele Arbeiten im teuren Inland, statt sie wie ihre Wettbewerber an Töchter oder Dienstleister in günstigere Länder zu verlagern.

Das alles muss Spohr nun angehen und möglichst bereits die ersten Ansätze verkünden, wenn er Anfang Juli sein Regierungsprogramm vorstellt. Und vielleicht war das auch einer der Gründe für die heutige Gewinnwarnung. Denn sie zeigt: Das von vielen mit dem Wechsel vom etwas kühlen Alt-Chef Franz zum leutseligen Spohr erhoffte Ende des Reformkurses fällt nicht nur aus. Spohr erhöht den Reformdruck sogar.

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