Als Willie Walsh, Chef der IAG genannten Mutter von British Airways (BA) und Iberia, am heutigen 8. November die Zahlen für die ersten neun Monate des aktuellen Geschäftsjahrs verkündete, war er extrem selbstbewusst. „Das sind starke Zahlen, denn alle unsere Töchter haben einen Gewinn im Quartal geschafft“, jubelte der gebürtige Ire.
Das klingt gut. Denn bisher gab es eigentlich nur Verluste seit BA im Januar 2011 die spanische Iberia schluckte – und aus Höflichkeit gegenüber den vom Verlust der Heimatlinie gebeutelten Spanier seitdem unter dem Kunstnamen IAG firmiert.
Leider hat Walshs Sicht einen Nachteil. Vom operativen Gewinn bleibt am Ende bleibt fast nichts davon übrig. Und was unterm Strich als Nettoergebnis steht, stammt nicht aus dem klassischen Fluggeschäft von BA und Iberia. Das von Walsh bejubelte operative Ergebnis von 657 Millionen Euro – immerhin respektable fast fünf Prozent Umsatzrendite – schrumpft nach Einmaleffekten durch die Sanierung und Steuern auf gerade mal 77 Millionen Euro. Mit anderen Worten ein Betrag, bei dem der Finanzchef entscheiden kann, ob er das Unternehmen mit ein paar kleinen Änderungen in der Bilanzierung in der Gewinn- oder der Verlustzone landen lässt.
Allein das wäre bereits ein wenig unangenehm. Denn nach neun Monaten beendet eine Fluglinie traditionell ihre stärkste Zeit im Jahr, weil in der Sommerurlaubszeit davor die Flieger am vollsten und die Durchschnittspreise am höchsten sind. Danach im Herbst haben die Linien zwar wieder mehr Geschäftsreisende mit teureren Tickets. Aber weil weniger Touristen buchen, haben die Airlines auch mehr Plätze, die sie wenn überhaupt nur mit Sonderangeboten füllen können. Also muss eine Linie im dritten Quartal so viel verdienen, dass es das ganze Jahr rettet. Das ist IAG aber trotz einer operativen Marge von 12,8 Prozent bei British Airways nicht gelungen.
Noch peinlicher jedoch: Die 77 Millionen stammen am Ende bestenfalls zum kleinsten Teil von den Premiumlinien British Airways oder Iberia, deren tolle Leistung im Atlantikverkehr Walsh heute so lobte. Das IAG-Ergebnis rettet am Ende vor allem die Billigtochter Vueling. Der Discounter aus Barcelona verdiente immerhin 139 Millionen Euro.
Lufthansa und Air France-KLM geht es ähnlich
Nun kann sich IAG-Boss Walsh trösten, dass es seinen Hauptwettbewerbern Lufthansa und Air France-KLM ähnlich geht. Bei Lufthansa frisst der teure Umbau nicht nur die Ersparnis durch den niedrigeren Spritpreis auf. Die Umsetzung des Score-Programms kostet auch einen Großteil seiner Sparerfolge. So flossen von den fast einer Milliarde Kostensenkungen gerade mal 171 Millionen ins Ergebnis. Das liegt auch daran, dass die Kosten steigen, wenn ein Unternehmen schrumpft. Denn die Airline muss fixe Ausgaben für Verwaltung, Personal und Gebühren auf weniger Flugtickets verteilen. Dazu drücken die Lufthansa die lange verschobenen Investitionen in neue Flieger und Produkt. Immerhin ist bei Lufthansa das Kerngeschäft gesünder als bei IAG. Denn das Nettoergebnis ist mit 247 Millionen am Ende höher als der Gewinn der Billigtochter Germanwings.
Ziemlich finster sieht es bei Air France-KLM aus. Hier ist bereits das operative Ergebnis nach neun Monaten mit 183 Millionen - oder einem Prozent vom Umsatz – im Bereich, wo der Finanzchef quasi würfeln kann, ob er rot oder schwarz bilanzieren will. Das liegt vielleicht auch daran, dass Air France-KLM als einzige der drei großen Europäer im Billigflugbereich mit ihren Marken Hop und Transavia noch vergleichsweise zurückhaltend agiert. Doch so gut die Billigableger von IAG und Lufthansa auch sind. Sie verblassen neben Ryanair und Easyjet, die mit einem Gewinn in Höhe von wohl zehn Prozent vom Umsatz ihr Geschäftsjahr beenden.