Was das kostet, zeigt eine Übersicht der Beratung Unex Management Consulting für einen Airbus A321 mit 200 Passagieren auf einer Europastrecke. Demnach schlägt jede Minute Verzögerung bereits ohne eine EU-Entschädigung im Schnitt mit knapp 100 Euro zu Buche.
40 Euro davon entfallen auf die direkten Kosten der Fluglinie. Sie muss vor allem Kunden mit Anschlussflügen umbuchen. Zudem braucht sie mehr Personal zur Betreuung und muss Leute aus der Reserve holen, wenn die vorgesehene Crew früher als gedacht das Ende ihrer zulässigen Arbeitszeit erreicht. Dazu kommen die Kosten für den laufenden Betrieb, gleichzeitig entgehen der Linie Einnahmen aus dem laufenden Betrieb, weil die Maschine nicht fliegt.
Verspätung Airbus A321 pro Minute | Kosten in Euro |
Umbuchung | 13 |
Zusätzliches Personal | 9 |
Passagierbetreuung | 8 |
Entgangener Umsatz in der Wartezeit | 6 |
Laufende Kosten in der Wartezeit | 4 |
40 | |
Ertragsverluste (Passagier bucht andere Airline etc.) | 54 |
94 | |
Quelle: Unex Management Consulting |
Bis zu 240 Euro pro Passagier kostet es die Airline, einen Flug komplett zu streichen. Hier rechnen die Berater bei einem Airbus A321 für jeden der 200 Passagieren zwar nur mit gut 50 Euro Grundkosten, auch weil bei einer Streichung die knapp 20 Euro Betriebskosten entfallen. Dafür setzen die Berater hier zumindest die Hälfte der niedrigsten EU-Entschädigung für Pannenflüge an. Höher ist auch der Umsatzverlust, denn bei einer Flugabsage verlieren die Airlines mehr Passagiere an die Konkurrenz als bei einer Verspätung.
Flugstreichung (Airbus A321) pro Passagier | Kosten in Euro |
Umbuchung | 40 |
Personalkosten | 5 |
Flugzeug | 14 |
Passagierbetreuung | 2 |
Zusatzkosten Flughafen | 8 |
Gesparte Flugkosten | -17 |
52 | |
Passagierentschädigung | 125 |
177 | |
Ertragsverluste (Passagier bucht andere Airline etc.) | 65 |
242 | |
Quelle: Unex Management Consulting |
Die Höhe des Betrags hängt dabei stark an der Flugzeuggröße. Bei einem Großraumjet wie einem Airbus A330 und einer Langstreckenverbindung rechnen die Berater mit knapp 400 Euro pro Passagier, wenn es der Airline nicht gelingt, den Kunden am Ende doch noch auf einem eigenen Flug unter zu bringen.
Das ist jedoch gerade im Sommer nicht leicht. In der Hauptreisezeit sind die Maschinen in der Regel bis zu 90 Prozent ausgebucht. Dann braucht die Airline rein rechnerisch fast zehn Flüge, um die beim Ausfall einer Verbindung stehen gelassenen Kunden ans Ziel zu bringen. Im Urlaubsverkehr etwa zu einer Mittelmeerinsel klappt nicht mal das immer.
Wozu das führt, erlebten diese Woche viele Griechenlandurlauber. Weil nach mehrtägigen Computerproblemen Hunderte Reisende am Flughafen von Rhodos gestrandet waren, mietete der britische Reisekonzern Thomas Cook kurzerhand einen Superjumbo Airbus A380 mit 500 Sitzen an, um seine Kunden überhaupt nach Hause zu bringen.
Trotz der hohen Kosten ist es für die Airlines nicht leicht, die Belastung zu mindern. Ideal wäre es, einen Puffer durch Ersatzflugzeuge samt Besatzung zu schaffen. „Doch auch das verursacht hohe Kosten“, so Oliver-Wyman-Berater Matthias Völker. Der Ersatz wird am Ende nur ein oder zwei Mal die Woche gebraucht, muss aber die ganze Zeit bezahlt werden.
In diesem Sommer ist es sogar fast unmöglich, einen Ersatz vorzuhalten. Reservejets von anderen Fluglinien oder Kurzfristvermietern sind kaum zu bekommen. „Alles, was in Europa fliegen kann, ist derzeit schon für jemanden unterwegs“, so ein führender Airline-Manager.