Fluglinien Wie die Airlines ihren Aufschwung verzocken

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Überkapazitäten und fehlende Innovationen

2.      Fehler: Lemminghafte Überkapazität

Tatsächlich tun die meisten Unternehmen das Gegenteil davon. Statt nur Strecken zu fliegen, die langfristig Geld bringen, versuchen besonders die alten Marktführer verlorenen Boden gut zu machen und ihren Marktanteil wieder auf frühere Werte zu erhöhen.

Lufthansa, IAG und andere haben zwar angesichts steigender Ölpreise sicherheitshalber ihre Wachstumspläne für den Rest des Jahres etwas gestutzt. Doch auch nach dem neuen Plan soll das Lufthansa-Angebot immer noch um sechs Prozent steigen. IAG will mindestens fünf Prozent drauf legen. „Die fliegen mit ihren alten, ineffizienten Jets viele Strecken, die sie bei höheren Kerosinpreisen einstellen müssen“, sagt Easyjet-Chefin McCall.

Wenn es auf der Bordtoilette nicht mehr müffelt
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Das müffelfreie Klo Quelle: PR
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Dahinter steckt auch ein Denken, das Ökonomen gesunden Wettbewerb nennen - und andere Bosheit. Die etablierten Linien wie Air France und Lufthansa fliegen mit ihren alten abgeschriebenen Jets oft billiger als das Gros der Billigflieger. Denn die Finanzierung der neuen Jets kostet Easyjet & Co mehr diese Maschinen im Vergleich zu den betagten Flotten der Etablierten beim Sprit einsparen.

Der Druck der Etablierten auf die Billigen hilft keiner der beiden Seiten. Die Discount-Airlines haben so viele neue Jets bestellt, dass sie diese selbst dann einsetzen müssen, wenn es wenig Geld bringt. So übersteigt das Angebot die Nachfrage. Und am Ende müssen alle Airlines ihre Flieger zu Kampfpreisen füllen – und wenn wie in den vergangenen Wochen der Sprit teurer wird, zahlen alle drauf.

3.      Fehler: Fehlende Innovation

Auch ohne die unerwarteten Probleme mit den neuen Jets ist die Neigung zu Neuerungen in der Branche traditionell gedämpft. Daran sind zum einen die Hersteller wie Airbus und Boeing schuld. Für Flüge im Airbus Superjumbo A380 und Boeings Dreamliner 787 zahlen zwar noch heute viele Passagiere mehr als für Reisen in anderen Jets. Doch die Hersteller scheuen weitere Neuerungen. Stattdessen rüsten sie alte Flugzeuge mit neuen Triebwerken aus. Denn sie haben sich gerade an diesen Modellen die Finger verbrannt, weil die wegen technischen Problemen verspätet und teurer kamen.

Aber auch die Airlines selbst sind in Sachen neue Serviceidee eher scheu. Bislang beschränken sich bei den etablierten Linien die Neuerungen vor allem darauf, bei den bestehenden Tarifen einen Teil der Leistung wie Gratisgepäck oder kostenloses Catering zu streichen.

Wie es geht, haben Easyjet und zuletzt Ryanair gezeigt. Ausgerechnet der Vorreiter in Sachen Serviceabstriche hat bewiesen, dass selbst geizige Schnäppchenjäger für Zusatzangebote wie schnellere Sicherheitskontrollen mehr Geld ausgeben, wenn sie als Erste an Bord dürfen. Mit solchen Extras kassieren die Iren inzwischen fast jeden vierten Euro und machen den Preisverfall bei den Ticketpreisen mehr als wett.

Umdenken bei den Airlines

Immerhin: So wenig sich bei den beiden ersten Punkten tut, in Sachen Innovation haben die etablierten Linien die Zeichen der Zeit erkannt. Die Lufthansa etwa hat bereits eine Art internes Lab, wie Konzerne ihre Hofnarren-Inseln in Sachen Innovation nennen. Und auch andere Linien wie Air France denken über ähnliches nach.

Ob das allerdings reicht, die Gespräche bei der Iata-Jahrestagung 2017 unbeschwerter zu machen, ist mehr als offen.

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