Flugverbot Boeing parkt 737 Max inzwischen auf den Mitarbeiterparkplätzen

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Testflüge rund um Seattle

Das ist auch bitter nötig. Denn bereits jetzt ist absehbar, dass die Probleme um die 737 Max für Boeing teuer werden. Die Entschädigungen für die Angehörigen der Toten könnten sich auf bis zu eine halbe Milliarde Dollar summieren. 

Dazu verlangen die Fluglinien Schadenersatz. Weil sie ihre Maschinen nicht einsetzen können, mussten Linien wie Tuifly oder Norwegian Ersatzflieger zu hohen Kosten mieten und Flüge absagen. Den Betrag schätzen Experten auf monatlich bis zu 200.000 Dollar pro Maschine. Das wären bei bislang 387 bereits ausgelieferten Maschine und derzeit rund 100 verspäteten Fliegern bis zu 300 Millionen Dollar.

Auch darum starten nach wie vor Probe- und Testflüge rund um Seattle. Das zeigen etwa Aufzeichnungen des Flugüberwachungsportal Flightradar24.

TestflugDiese unternehmenseigene Boeing 737 Max 7 startete zu einem kurzen Testflug auf dem Boeing Field, um eine halbe Stunde später wieder dort zu landen. Vermutlich testete das Unternehmen hier jene neue Software, die Abstürze künftig verhindern soll. Quelle: Screenshot/Flightradar24

Dabei testet Boeing offenbar einerseits eine neue Version der Software, die Abstürze wie die des Lion-Air-Fluges 610 und des Ethiopian-Airlines-Fluges 302 zukünftig verhindern soll. Zum anderen überführt das Unternehmen immer wieder Maschinen aus dem 737-Werk im benachbarten Renton zum Boeing Field. So hob den Daten zufolge am 19. Mai eine 737 Max 9 in Renton ab, flog zum etwa 200 Kilometer östlich gelegenen Flughafen Moses Lake, an dem einst der Boeing-Bomber B52 gebaut wurde, um dort wieder zu starten und schließlich auf dem Boeing Field zu landen. Die nagelneue Maschine ist ihrer Registrierung zufolge für die US-Fluggesellschaft United Airlines vorgesehen.

Am 15. Mai startete laut Flightradar24 zudem eine Boeing-eigene 737 Max 7 mit der Seriennummer N7201S auf dem Boeing Field, um eine Runde zum südwestlich gelegenen Capitol State Forest zu fliegen. Dabei stieg die Maschine auf etwa fünf Kilometer Höhe, um dann stufenweise zu sinken und 30 Minuten später wieder am Startflughafen zu landen. Vermutlich handelte es sich hierbei um einen Test der neuen Software.

ÜberführungsflugDiese Boeing 737 Max 9 startete am Produktionsort Renton bei Seattle und landete später auf dem benachbarten Boeing Field in Seattle, wo inzwischen der Platz knapp wird. Quelle: Screenshot/Flightradar24

Wie lange der Produktionstopp noch dauert und der Platzmangel zunimmt, ist derzeit nicht klar. Optimisten wie Michael O’Leary, Chef des größten europäischen 737-Kunden Ryanair, gehen davon aus, dass die ersten Maschinen schon Ende Juni, Anfang Juli wieder in den Liniendienst starten.

Das dachte auch die US-Flugaufsichtsbehörde FAA lange Zeit. Inzwischen will sie sich jedoch nicht wieder festlegen. „Es dauert so lange es dauert“, erklärte der amtierende FAA-Chef Dan Elwell Anfang der Woche. „Wenn es ein Jahr braucht, bis wir alles beisammen haben, was wir brauchen, dann wird das so sein.“

Abgestellt und nicht vergessenIm kalifornischen Victorville hat die US-Airline Southwest ihre Flotte an Boeing 737 Max geparkt, solange das Flugverbot für den Flugzeugtyp besteht. Quelle: Planet

Deutlich vorsichtiger als noch Anfang Mai sind auch die US-Fluglinien. Allen voran American Airlines, für deren Auftrag sich Boeing 2011 zum offenbar voreiligen Bau der Max entschlossen hat. „Wenn unsere Piloten den Verbesserungen nicht uneingeschränkt zustimmen, wird die Maschine nicht fliegen“, erklärte American Vorstandschef Doug Parker am Mittwoch.

Es sieht also so aus, als ob Boeing besser noch ein paar Flugplätze zum Parken seiner Jets anmieten sollte.

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