Wie viele Bohrer benötigt es, um das IT-Netz der Lufthansa lahmzulegen? Eine Kabelschaden auf einer Frankfurter Baustelle hat am Mittwoch zu einem Chaos bei der Airline geführt. Computersysteme fielen aus, und es gab Verspätungen und Ausfälle für Tausende Passagiere mit Verbindungen über das Drehkreuz Frankfurt. Dort fielen bis zum Mittag 230 von 1000 geplanten Flügen aus.
Bereits am Dienstag wurden gegen 17 Uhr bei Bauarbeiten an der Frankfurter S-Bahnlinie S6 mehrere Glasfaser-Kabel der Deutschen Telekom beschädigt. Dabei durchtrennte ein Betonbohrer vier Kabel in fünf Metern Tiefe, zusätzlich floss Beton rein, so ein Sprecher der Deutschen Telekom. In der Nacht wurde dann damit begonnen, Ersatzkabel zu verlegen. „Die Situation verbessert sich kontinuierlich“, heißt es bei der Telekom. Trotzdem kam es am Morgen zu dem Ausfall bei der Lufthansa.
Durch das in Frankfurt durchtrennte Kabel war der Flughafen vor Ort Hauptbetroffener der Störung. Zunächst hieß es, die Störungen träten weltweit auf, das entpuppte sich aber als falsch. „Natürlich hat die Störung weitreichende Folgen“ kommentiert Lufthansa-Sprecherin Sandra Kraft gegenüber der WirtschaftsWoche, „wenn ein Flugzeug nicht starten kann, weil es in Frankfurt nicht landen darf, hat das teilweise Folgewirkungen unterschiedlicher Art“. Für den Donnerstag rechne man wieder mit einem weitgehend normalen Ablauf.
Bei Bauarbeiten an einer Bahnstrecke in Frankfurt hat ein Bohrer mehrere unserer Glasfaser-Kabel durchtrennt. Infolge dessen kommt es auch bei der #Lufthansa zu IT-Problemen. Wir arbeiten weiter mit Hochdruck an der Instandsetzung. Die Situation verbessert sich kontinuierlich. https://t.co/qV5iMtSkp4
— Deutsche Telekom AG (@deutschetelekom) February 15, 2023
Die Flugsicherung sperrte Frankfurt für Landungen, damit das Drehkreuz nicht mit Flugzeugen vollläuft. Flüge wurden etwa nach Nürnberg, Köln oder Düsseldorf umgeleitet, sagte ein Sprecher der Flugsicherung. Kurz darauf sagte die Lufthansa ihre sämtlichen Starts in Frankfurt ab. „Viele Flugzeuge konnten durch die Störung ihre Parkpositionen nicht verlassen“, kommentiert ein Sprecher des Flughafen Frankfurts gegenüber der WirtschaftsWoche. Dadurch konnten ankommende Flugzeuge nicht mehr landen. Nach mehreren Stunden Sperre seien nun aber wieder Landungen möglich.
Der Fall zeugt auch von einer gewissen Ironie: Nachdem die IT-Probleme von einer Baustelle der Deutschen Bahn ausgelöst wurden, wurden die Fluggäste gebeten, auf die Bahn auszuweichen.
Trotz Computerausfall: Verdi hält an Flughafenstreik fest
Zehntausende Passagiere müssen sich auch am Freitag auf Ausfälle und Verspätungen gefasst machen. Die Gewerkschaft Verdi kündigte bereits in der Nacht an, die Flughäfen München, Frankfurt, Hamburg, Stuttgart, Dortmund, Hannover und Bremen ganztägig lahmlegen zu wollen - und weitet damit den Tarifstreit im öffentlichen Dienst aus. Die Beschäftigten der Betreibergesellschaften werden häufig nach den Tarifverträgen der Kommunen bezahlt.
Der Warnstreik soll am frühen Freitagmorgen beginnen und in der Nacht auf Samstag enden. Hilfslieferungen zu den Erdbebenopfern in die Türkei und nach Syrien sollen vom Streik ausgenommen sein. Nach der Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi stellt der Frankfurter Flughafen für Freitag seinen regulären Passagierbetrieb ein. Das teilte Deutschlands größter Airport am Mittwochabend mit. Zuvor hatten die Flughäfen München und Hamburg angekündigt, den regulären Passagierbetrieb am Freitag auszusetzen.
Mit Material der dpa.
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