Alternativ dazu kann allerdings auch das Szenario eintreten, dass Sky nur noch einen Teil der Live-Rechte erwirbt – beispielsweise den kompletten Samstag – und ein anderer Anbieter sich beim Rest bedient. Dann allerdings müsste bei Sky jemand die Streichhölzer suchen und den Scheiterhaufen für die Reklamepappen anfachen.
Was das für den jetzt anstehenden Verkaufsprozess bedeutet, lässt sich in zwei Worten sagen: höhere Mathematik. Es wird höllisch kompliziert. Die Sky-Führung muss sich genau überlegen, was ihnen das Recht wert ist, wirklich alle Spiele im Fernsehen live zeigen zu dürfen – mit der Einschränkung, dass ihr ein Wettbewerber auf einem noch nicht ganz so häufig genutzten Übertragungsweg wie dem Internet Konkurrenz macht. Es dürfte den Wert der Rechte für Sky ein Stück weit mindern.
Was aber folgt daraus für den Wert der tatsächlich noch exklusiven Rechtepakete, die Sky alternativ zum Komplettszenario kaufen könnte, die aber den Nachteil in sich tragen, eben nicht mehr vollständig zu sein?
Nicht wesentlich trivialer ist die Lage für die Liga: Nach welchem Modell fließt das meiste Geld an die Vereine? Wie groß ist der Druck auf Sky, Höchstpreise für alle Spiele zu bieten, wenn die Exklusivität eingeschränkt ist? Ist dieses Verfahren so angelegt, dass am Ende wirklich die erhofften mehr als ein Milliarde Euro für Bayern, Borussen und alle anderen fließen? In Frankfurt werden sie große Rechenschieber brauchen, um alle Varianten durch zu kalkulieren.
Hinzu kommt: Welche neuen Mitspieler lassen sich tatsächlich durch das neue Vergabe-Szenario in das Milliardenspiel hineinziehen? Denn dies ist die andere Dimension des spannenden Fußball-Pokers: Für DFL-Boss Christian Seifert ist diese eine Rechtevergabe zwar immens wichtig. Doch sie ist zugleich auch die letzte vor der nächsten, die 2020 ansteht. Seifert denkt meist ein paar Schritte weiter.
Ihm wäre es sicher sehr recht, wenn bereits in dieser Runde mindestens einer jener Akteure zumindest mit einem ersten Appetizer zum Zuge käme, dem man zutraut, in einigen Jahren mit richtig viel Geld zurückzukehren: Warum sollte nicht Amazon jetzt mal ein Probepaket Live-Spiele kaufen?
Für Sky wie für alle anderen Beteiligten steht damit zumindest eines fest: Noch nie war es so anspruchsvoll wie heute, das einfachste Spiel der Welt zu verkaufen.