Sogar einen Betrug vermag die Allianz noch als Erfolg zu verkaufen. Als Deutschlands Versicherungsprimus gestern seine „Pläne für eine langfristische strategische Partnerschaft“ mit dem US-Vermögensverwalter Voya Financial bekannt gab, verlor er kein Wort über die eigentlichen Hintergründe. Dabei darf die Konzern-Tochter Allianz Global Investors wegen eines Vergleichs mit US-Behörden jahrelang kein eigenes Geschäft mehr mit US-Fonds machen. Nur deshalb der Deal mit Voya.
Anstatt darüber ein ehrliches Wort zu verlieren, freute sich Tobias Pross, CEO von Allianz Global Investors (GI) laut Mitteilung, „ein neues Kapitel in der Entwicklung von Allianz GI mit einem Partner in den USA zu beginnen, der unsere eigenen Stärken und unsere Marktstellung ergänzt und langfristiges Wachstum für beide Unternehmen anstrebt“. Die Beteiligung der Allianz an Voya „unterstreicht unser Engagement für den globalen Erfolg des bald vergrößerten Unternehmens.“
Der schöne PR-Sprech verkleistert die Wahrheit. Der beabsichtigte Zusammenschluss erfolgt aus der Not heraus. Er ist Folge eines Betrugs, der für US-Pensionskassen Milliardenverluste bedeutete und den Allianz-Konzern nun rund 6 Milliarden Dollar an Strafen und Entschädigungen kostet.
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Liebe Allianz. wie wäre es mal mit ein bisschen Transparenz und Selbstkritik? Vorschlägen, wie so etwas künftig mindestens deutlich erschwert und besser noch verhindert werden könnte? Auch nach Monaten, in denen jegliches Fehlverhalten zunächst völlig abgestritten, dann aber mit dem Einschreiten der US-Finanzaufsicht SEC und des amerikanischen Justizministeriums nicht mehr ausgeschlossen werden konnte, wird der Fall in München stets kleingeredet.
Allianz-Chef Oliver Bäte spricht von einem „sehr kleinen, spezialisierten Teil“ von Allianz GI. Angeblich sind es nur drei verirrte Schafe in einer großen Gemeinschaft völlig integrer Konzernmitglieder, die den Schaden verursachten. Und am wichtigsten ist doch jetzt, dass die Aktie wieder steigt und die Dividende gesichert ist. Wer’s glaubt…
Einen Haken an die Sache zu machen und zum Tagesgeschäft überzugehen, wäre jetzt der nächste große Fehler. Auch bei der Deutschen Bank begannen Skandale mit Einzelnen, bei VW ebenfalls und bei Siemens sowieso. Die Liste ließe sich fortsetzen. Allianz-Chef Bäte muss aufräumen. Diesen Respekt schuldet er den Versicherten und Investoren, die ihm ihr Geld anvertrauen. Und auch den wirklich integren Beschäftigten.
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