
Eigentlich hätte Fraport-Chef Stefan Schulte in Alarmstimmung sein müssen, als am 16. Februar die Vorfeldlotsen am Frankfurter Flughafen erstmals ihre Arbeit niederlegten. Bereits seit November leidet er unter wachsenden Protesten gegen den Ausbau des umsatzstarken Airports. Und nun drohte der Betrieb in Frankfurt durch die eigenen Leute von der Flugfeldaufsicht und die Einweiser in den schwarz-gelben „Follow-Me“-Fahrzeugen zum Erliegen zu kommen. Denn: „Ohne die Kollegen darf sich kein Flugzeug auf dem Areal bewegen“, sagt, vor Kraft und Selbstbewusstsein strotzend, Markus Siebers, Vorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF). In der sind die 200 Spezialisten organisiert.
Doch dem Anführer der Arbeiteraristokratie am Frankfurter Flughafen könnte langfristig die Luft ausgehen. Die Art und Weise, wie Airport-Chef Schulte schon jetzt die Streikenden vom Flugfeld teilweise ins Leere laufen lässt, dürfte erst der Anfang vom langsamen Ende der elitären Betriebskampfgruppe sein.
Zwar ist beim Kampf Fraport versus Lotsen auch nach gut zwei Wochen keine Einigung absehbar. Doch schon jetzt steht fest: Die Folgen sind viel geringer als bei vergleichbaren Ausständen von Splittergewerkschaften - und dürften künftig noch geringer ausfallen. Beim Streik der Lufthansa-Piloten im Februar 2010 oder dem Streik der Lokführer der Deutschen Bahn 2008 galt noch weitgehend: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“, wie es in einem alten Arbeiterlied heißt.
Der Rat eines Kollegen: In jedem Fall Hart Bleiben
Jetzt, beim Ausstand der Flugfeldleute, fiel nach Angaben von Fraport an keinem Streiktag mehr als ein Fünftel der Flüge aus. Der für Fraport und den Hauptkunden Lufthansa besonders wichtige Langstreckenverkehr fand sogar zu bis zu 90 Prozent wie geplant statt. „Das ist nicht schlechter als bei einem Tag mit einem kleineren Unwetter“, sagt ein Fraport-Manager.
Damit ist Vorstandschef Schulte auf bestem Wege vorzuführen, wie Unternehmen Spartengewerkschaften auf Dauer ausbremsen können. Ob bei der Lufthansa, der Deutschen Bahn oder vielen Krankenhäusern: Vorbilder gibt es genug.
So gelang es 2009 dem Flughafen Stuttgart, die Lotsengewerkschaft GdF in die Knie zu zwingen, indem er die Arbeit der wichtigen Vorfeldkontrolleure an die Überwachungslotsen im Flughafen-Tower übergab. Die eigenen insgesamt neun Vorfeldmitarbeiter wurden dadurch überflüssig und entlassen. Darum hat der Chef eines anderen deutschen Flughafens Schulte dem Vernehmen nach auch geraten, in jedem Fall hart zu bleiben.