Fraport Fluglotsen streiken aus Solidarität mit

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) weitet die Streiks am Frankfurter Flughafen drastisch aus. Auch die Mitglieder am Tower Frankfurt legen am Mittwoch die Arbeit nieder.

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Wer Deutschland lahmlegen kann
Gewerkschaft der Flugsicherung: Die GdF beziffert ihren Organisationsgrad auf deutlich mehr als 80 Prozent der etwa 2000 Fluglotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS). Auch in den anderen Berufsgruppen für den unmittelbaren operativen Betrieb, zum Beispiel Techniker und Flugdatenverarbeiter, sei die Quote ähnlich hoch. Das Personal (vor allem Fluglotsen, aber auch Techniker und Ingenieure) arbeitet in vier Kontrollzentren und in den Towern der 16 internationalen Flughäfen Deutschlands. Quelle: dapd
Die Gewerkschaft der Flugsicherung hat gerade einmal knapp 3000 Mitglieder - der Flugsicherung. Trotzdem ist ihre Macht groß, denn wenn die Fluglotsen in den Ausstand treten, darf kein Flugzeug mehr abheben. Erst kürzlich drohte die GdF, durch einen Streik den gesamten Flugverkehr lahmzulagen. Dann sagte sie den Ausstand aufgrund der Vulkanasche-Wolke zunächst ab und einigte sich schließlich noch vor einem Streik mit den Arbeitgebern. Quelle: dpa
Unabhängige Flugbegleiter Organisation: Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation hat , nach eigenen Angaben mehr als 10.000 Mitglieder. Sie vertritt das Kabinenpersonal der Fluggesellschaften. Flugbegleiter gründeten sie 1992, da sie sich von den großen Gewerkschaften nicht ausreichend gut vertreten sahen. Streiks der UFO-Beschäftigten bei Lufthansa wurden im vergangenen Jahr in letzter Minute mit einer Tarifeinigung abgewandt. Auch derzeit verhandelt UFO wieder mit Lufthansa. Quelle: dpa
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (Fahrpersonal): Von den rund 11.000 Zugbegleitern der Deutschen Bahn sind nach GDL-Angaben 30 Prozent GDL-Mitglied, also etwa 35.000 Mitglieder. Die kleine Gewerkschaft sorgte vor allem mit ihren Streiks im Winter 2007/2008 für Aufsehen, als zwar nur wenige der Lokführer ihre Arbeit niederlegten, den Bahnverkehr damit aber massiv mit beeinträchtigten. Quelle: dpa
Die GDL vertritt das gesamte Fahrpersonal, neben den Lokführern also auch etwa Zugbegleiter. Ihr Tarifvertrag mit der Deutschen Bahn gilt trotzdem nur für Lokführer - auch für die der anderen Bahngewerkschaften. Die GDL wehrt sich gegen den Kurs von Transnet und GDBA, denen sie eine zu große Nähe zur Bahn vorwirft. Quelle: dpa
Transnet: Die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands hat die Eisenbahner ebenfalls vertreten, fusionierte am 30. November 2010 jedoch mit der Verkehrsgewerkschaft GDBA zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die bei ihrer Gründung 240.000 Mitglieder hatte. Die GDL wirft der Konkurrenz-Gewerktschaftlern stets eine zu große Nähe zu der Deutschen Bahn vor. Quelle: dpa
Vereinigung Cockpit (Flugkapitäne): Die VC vertritt rund 8200 Piloten aller deutschen Fluggesellschaften. Als die VC-Piloten bei Deutschlands größter Fluggesellschaft Lufthansa streikten, hoben nur noch wenige Flugzeuge ab. Meist geht es den Streikenden darum,  Erreichtes gegen Einschnitte zu verteidigen. Quelle: dpa

Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) will ihren Streik in Frankfurt am Main noch einmal verschärfen. Am Mittwoch sollen neben den Vorfeldmitarbeitern auch die Lotsen der Deutschen Flugsicherung am Tower ihre Arbeit niederlegen und zwar von 5.00 bis 11.00 Uhr, wie die Gewerkschaft am Dienstagmorgen mitteilte. Betroffen seien etwa zwölf Mitarbeiter, sagte Bundesvorstand Markus Siebers auf dapd-Anfrage. „Wenn alle teilnehmen, dann gehen wir davon aus, dass eigentlich nichts mehr fliegt“, sagte Siebers. Nur noch Notverkehr solle am Mittwochmorgen möglich sein. Der Streik am Tower sei eine Maßnahme der Solidarität mit den Vorfeldmitarbeitern im Arbeitskampf gegen den Flughafenbetreiber Fraport.

Rechtliche Probleme des Unterstützungsstreiks sieht Siebers nicht. „Er ist sehr verkürzt und betrifft nur eine kleine Gruppe“, sagte er. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sei gewahrt. Dem hatte die Deutsche Flugsicherung bereits am Montag widersprochen. Der Tarifstreit betreffe allein die Gewerkschaft und den Flughafenbetreiber, sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung GmbH. „Ein Fluglotsenstreik wäre unverhältnismäßig“, sagte der Sprecher.

Der Frankfurter Flughafen in Zahlen

Bisher streiken in Frankfurt nur die knapp 200 Vorfeldmitarbeiter. Flughafenbetreiber Fraport sichert durch den Einsatz von Aushilfen die Abfertigung mehr als 80 Prozent der Flüge und lässt den Streik damit bislang weitgehend ins Leere laufen. Eine Ausdehnung des Streiks hatte die GdF bereits am Montag angedroht. Jedes der 3.500 GdF-Mitglieder könne sich an einem Ausstand beteiligen, sagte Gewerkschaftssprecher Matthias Maas.
Außerdem solle ein Streik der Vorfeldmitarbeiter in Frankfurt nicht mehr wie bisher 24 Stunden vorher angekündigt werden. Der bis Donnerstag geplante Ausstand auf dem Vorfeld könnte daher ohne vorherige Ankündigung fortgesetzt werden, sagte Maas.

Fraport nannte die Androhung von Solidarstreiks „maßlos überzogen“. Es könne nicht sein, dass ein zu 100 Prozent im Bundesbesitz befindliches Unternehmen, das ein vom Staat garantiertes Monopol ausübe, in einen privatrechtlichen Tarifstreit hinein gezogen werde. Hier sei die Bundesrepublik gefordert.

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