
Heute geht es wieder los – wird Ingolstadt erster Tabellenführer, bleibt Werder drin, kommt Bayern über 0:0 gegen den HSV hinaus? Wo droht der erste Trainerrauswurf? So oder ähnlich denken viele voller Vorfreude und warten sehnsüchtig auf die Übertragungen der Spiele. Heute Abend überträgt die „Sportschau“ live, danach in den bekannten Zusammenfassungen. Wer in der ersten Halbserie der Bundesligasaison 2015/16 weitere Spiele live sehen will, muss ins Stadion gehen oder das Bezahlfernsehen kaufen.
Als wäre dies nicht schon schlimm genug, hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor einigen Wochen die Berichterstattungs-Rechte an den Olympiaden der Jahre 2018 bis 2024 an die Firma Discovery Communications, die unter anderem den Sender Eurosport betreibt, für etwa 1,3 Mrd. Euro verkauft. Das Unternehmen wird nicht nur großflächig berichten, sondern verpflichtet sich auch noch, einen Olympiakanal einzurichten. Auch wurden offenbar moderne Angebote im Internet und via Mobiltelefonie vereinbart.
ARD und ZDF, bzw. deren Zuschauer, räumen damit die erste Reihe, zumindest bei Olympia. Mit dem Hinweis auf die zahlreichen eigenen Reportagen rund um Olympia einschließlich politischer Hintergrundberichte – die es woanders nicht gäbe – wird bei ARD und ZDF erst einmal gejammert, um gleich anschließend mehr Möglichkeiten der Verbreitung der Inhalte im Netz zu fordern. Man wäre sonst nicht wettbewerbsfähig. Außerdem empören sich nun wieder viele bei den Öffentlich-Rechtlichen, dass Sport im Bezahlfernsehen angeboten wird. Der arme Zuschauer!
Die umsatzstärksten Fußballclubs
Everton
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 144,1 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 100,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Newcastle United
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 155,1 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 111,9 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Galatasaray
Position im Vorjahr: 16
Umsatz 2014*: 161,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 157,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Inter Mailand
Position im Vorjahr: 15
Umsatz 2014*: 164,0 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 164,5 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
SSC Neapel
Position im Vorjahr: -
Umsatz 2014*: 164,8 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 116,4 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Atlético Madrid
Position im Vorjahr: 20
Umsatz 2014*: 169,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 120,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Schalke 04
Position im Vorjahr: 13
Umsatz 2014*: 213,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 198,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Tottenham Hotspur
Position im Vorjahr: 14
Umsatz 2014*: 215,8 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 172,0 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
AC Mailand
Position im Vorjahr: 10
Umsatz 2014*: 249,7 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 263,5 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Borussia Dortmund
Position im Vorjahr: 11
Umsatz 2014*: 261,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 256,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Juventus Turin
Position im Vorjahr: 9
Umsatz 2014*: 279,4 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 272,4 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Liverpool
Position im Vorjahr: 12
Umsatz 2014*: 305,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 240,6 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Arsenal
Position im Vorjahr: 8
Umsatz 2014*: 359,3 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 284,3 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Chelsea
Position im Vorjahr: 7
Umsatz 2014*: 387,9 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 303,45 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Manchester City
Position im Vorjahr: 6
Umsatz 2014*: 414,4 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 316,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Paris Saint-Germain
Position im Vorjahr: 5
Umsatz 2014*: 474,2 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 398,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Barcelona
Position im Vorjahr: 2
Umsatz 2014*: 484,6 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 482,6 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
FC Bayern München
Position im Vorjahr: 3
Umsatz 2014*: 487,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 431,2 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Manchester United
Position im Vorjahr: 4
Umsatz 2014*: 518,0 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 423,8 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Real Madrid
Position im Vorjahr: 1
Umsatz 2014*: 549,5 Mio. Euro
Umsatz 2013*: 518,9 Mio. Euro
*Exklusive Transfererlöse
Quelle: Deloitte
Es zeigt sich hierin vor allem ein Besitzstandsdenken im fortgeschrittenen Stadium. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen hat sich in den vergangenen Jahren krakenhaft ausgebreitet. Zahlreiche neue Sender, die zumeist das Programm der 1970er und 1980er wiederholen, und ein ausuferndes Internetangebot fallen zuvorderst auf. Dagegen bräuchte man nichts einzuwenden, wenn da nicht ein kleiner Haken wäre. Das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender ist auch ein Bezahlfernsehen. Allerdings handelt es sich um Angebot, das man nicht ablehnen kann. Denn niemand, der in einem Haushalt lebt, kann sich der Gebühr verweigern, unabhängig davon, ob er oder sie überhaupt einen Fernseher, ein Radio oder einen Computer besitzt.
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Die Begründung für diesen Konsumzwang liegt im Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehen und in der angeblich hohen Qualität des Programms – gerade im Vergleich zu den Privaten.
Und damit schließt sich der Kreis. Denn die guten politischen Features zu Sportveranstaltungen gehören zum Bildungsauftrag. Insofern hängt es nicht von den Übertragungsrechten für den Sport ab, ob die öffentlich-rechtlichen Sender von den Baustellen in Katar oder den Bestechungen bei der Fifa berichten – ihr Bildungsauftrag legt es ihnen nahe.





Zum Bildungsauftrag gehören auch die Nachrichten, Natur- oder Geschichtssendungen, und Kulturveranstaltungen. Viele Sendungen sind in der Tat informativ und tragen zur Bildung bei. Natürlich ist es grenzwertig, die großen Samstagsshows mit Schlagerstars und -sternchen als Kultur zu bezeichnen. Und ob die Vorläufe im Kraulen bei der Olympiade oder das die Übertragung des Spiels Bayern gegen den HSV zum öffentlichen Bildungsauftrag gehören, ist ebenfalls zweifelhaft.
Das bessere Kriterium ist deshalb die Frage, ob das Angebot auf dem Markt auch eine Chance hätte, wenn es nicht durch Zwangsbeiträge alimentiert wird. Der Erfolg des Bezahlfernsehens im Sport, speziell in der Fußball-Bundesliga, spricht eindeutig dafür. Viele Sendungen der Privaten (auch ohne Pay-TV oder Pay-per-view) haben hohe Einschaltquoten. Auch die großen Schlagershows werden von vielen gesehen. Es scheint also ein Markt zu bestehen, schließlich zahlen die Leute auch Eintritt für die Sendungen und gehen zu den Konzerten. Man kann also auf ein privates Angebot hoffen und braucht keine Zwangsfinanzierung durch die Bürger, die von sich aus keinen Fußball sehen wollen oder beim deutschen Schlager Bauchschmerzen bekommen.
Zudem ist eine hohe Qualität durch die Öffentlich-Rechtlichen nicht durchgängig gewährleistet. Die schon erwähnten Geschichts- und Natursendungen sowie die Nachrichtenprogramm sind oftmals gut, in der Politik kann die Nähe zum Staat aber nur selten verleugnet werden. Hingegen sind viele andere Sendungen qualitativ niedrig einzuschätzen. Endlos-Soaps, Richter- und Kuppelshows dienen der reinen – und anspruchslosen – Unterhaltung; die zahlreichen Talkshows können noch nicht mal das. Umso erstaunlicher ist es, dass die öffentlich-rechtlichen hier fleißig mitkonkurrieren und dafür Geld ausgeben. Gute Filme kommen dafür im Spätprogramm, das Kleine Fernsehspiel ist längst Vergangenheit. Quote scheint wichtiger als Qualität oder Bildung zu sein.
Zurück zum Ausgangspunkt: Es ist überdies berechtigt, neben der Bildungskomponente die Qualität der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung im Sport anzuzweifeln. Die Qualen, die der gewöhnliche Fußballfan bei den Übertragungen der deutschen Länderspiele bei ARD oder ZDF zu erleiden hat, müssten eigentlich die Zahlung einer Gebühr ausschließen und stattdessen Schmerzensgelder erlauben. Insofern kann das sportinteressierte Publikum sich nur über die Entscheidung des IOCs freuen. Die Berichterstattung bei Olympia wird vermutlich ab 2018 besser. Für die kritische Hintergrundberichterstattung leisten wir uns das öffentlich-rechtliche Fernsehen – bei 8 Mrd. Euro pro Jahr nicht zuviel verlangt. Bis dahin freuen wir uns über den Fußball und drehen den Ton leise. Viel Spaß dabei!