Sind Sie daran nicht mit schuld? Mit Ihrer Zweitmarke „Frisör der kleinen Preise“ hat Klier doch selbst ein Discount-Konzept etabliert.
Das Experiment der Discount-Friseure ist gescheitert. Der ursprüngliche Ansatz war die Tatsache, dass sich rund ein Drittel der Deutschen von Bekannten oder Familienangehörigen die Haare schneiden lässt. Diesen Markt wollten wir erschließen. Stattdessen wanderten aber vor allem Kunden aus klassischen Salons zu den Discount-Anbietern ab. Spätestens die Einführung des Mindestlohns zwingt jetzt die Wettbewerber und uns dazu, solche Modelle zu überdenken.
Was heißt das für Ihre Billigmarke?
Wir verabschieden uns von der Discount-Marke „Frisör der kleinen Preise“. Die rund 170 Salons werden bis August nach und nach auf die neue Marke „Haarboxx“ umgestellt. Alle Standorte bleiben erhalten, aber das Ladendesign wird sich etwas ändern, um die Wertigkeit stärker herauszustellen. Erhalten bleibt das Baukastenkonzept. Die Kunden können entscheiden, ob sie zum Beispiel selbst föhnen wollen, und müssen nicht die klassische Paketleistung nehmen.
Zur Saxonia-Holding, zu der die Klier-Gruppe zählt, gehört auch ein Mehrheitsanteil an der Friseurkette Essanelle. Im Sommer wollen Sie das Unternehmen von der Börse nehmen. Was wird sich ändern?
Im operativen Geschäft bleibt alles beim Alten. Essanelle wurde immer als selbstständige Einheit geführt, daran ändert sich nichts. Es gibt auch keine Synergieeffekte, die für eine engere Anbindung sprechen.
Warum nimmt Klier Essanelle dann von der Börse?
Die Notierung ist mit erheblichen Kosten verbunden, die wir einsparen möchten. Bisher wussten wir nicht, wie die Rahmenbedingungen für den Mindestlohn aussehen würden und ob für uns eventuell der Zugang zum Kapitalmarkt wichtig werden könnte. Jetzt wissen wir, woran wir sind, und können uns den Aufwand sparen.
Es gibt heute schon an jeder Ecke einen Friseursalon. Wo wollen Sie in Zukunft noch wachsen?
Der Markt ist gut besetzt, zugleich aber sehr fragmentiert, was uns langfristig Expansionschancen eröffnet. Wichtiger als ein weiterer Ausbau des Filialnetzes ist für uns aber erst das qualitative Wachstum.
Was meinen Sie damit?
Es geht zum Beispiel darum, Trends noch schneller zu erkennen, die Mitarbeiter noch besser zu schulen und unseren Kunden die entsprechenden Leistungen anzubieten. So sehen wir etwa bei vielen Fußballstars ein gesteigertes Beauty-Bewusstsein, was ihre Haare anbelangt. Trends auf dem Feld schlagen dann indirekt auch auf die Salons durch.
Sie meinen Haartransplantationen wie bei Jürgen Klopp, Trainer des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund. Spüren Sie bei Klier denn schon einen Klopp-Effekt?
Das nicht, aber wir registrieren eine stärkere Nachfrage von Herren für Haarfärbungen oder -tönungen. Das ist eigentlich eine Frauen-Domäne und wer die Prozedur als Mann in Anspruch nimmt, fühlt sich dabei vielleicht etwas komisch. Deshalb müssen wir überlegen, wie wir eine Dienstleistung so gestalten, dass sie für den Mann angenehmer wird. So gibt es Farbprodukte, die sich in fünf Minuten auftragen lassen. Die Färbung soll nicht auffallen, schnell gehen und unkompliziert sein. Mit solchen Angeboten könnten wir uns vom Wettbewerb stärker abheben.