Was steht für Bahnchef Lutz auf der Agenda?
Die wichtigste Aufgabe für Lutz: Er muss es endlich schaffen, dass die Güterbahntochter DB Cargo aus der Krise kommt. Seit Jahren fährt das Unternehmen hinter den selbst gesteckten Zielen hinterher und fährt Millionen-Verluste ein. Lutz muss einen Vorstand finden, der das Zeug dazu hat, die Sanierung erfolgreich voran zu treiben. Ob er das der BVG-Chefin Nikutta zutraut, ist ungewiss. Die zweite wichtige Aufgabe: Beim Thema Digitalisierung hat die Bahn erheblichen Nachholbedarf. Das betrifft weniger das WLAN in den ICE-Zügen. Dort setzt die Bahn inzwischen neue Technik ein, die sogar ganz gut funktioniert. Allerdings arbeitet der Schienennetzbetreiber DB Netz noch sehr stark mit analogen Abläufen wie Fax und Papier. Hier könnte ein neuer Digitalisierungs-Vorstand neue Impulse bringen. Im Gespräch für den Posten ist Noch-Siemens-Vorstand Siegfried Russwurm. Allerdings braucht auch diese Personalentscheidung jetzt vor allem das Okay von Lutz.
Was wird aus dem Sanierungsprojekt „Zukunft Bahn“?
Ex-Bahnchef Grube leitete Ende 2015 einen Sanierungsprozess ein, der den gesamten Konzern betraf. Grund waren Sonderabschreibungen bei der Güterbahntochter DB Cargo, die den Konzern das erste Mal seit Jahren ins Minus drückten. Grube definierte im Rahmen des Projekts „Zukunft Bahn“ rund 50 Maßnahmen, mit denen die Bahn verlässlicher, pünktlicher und kundenfreundlicher werden will. Kritiker halten die Maßnahmen für richtig. Gleichwohl warfen sie dem ehemaligen Manager vor, viel zu spät reagiert zu haben. Es ist wohl auch diese Erfahrung, dass sich die Politik nun für Lutz entschieden hat, also jemanden, der sich nicht erst neu einarbeiten muss, wie dies Grube 2009 tun musste, als er Bahnchef wurde. Lutz wird das Reformprojekt ohne Abstriche weiter führen. Schließlich hat er es selbst im Aufsichtsrat vertreten und mitgetragen.
Wie steht die Deutsche Bahn derzeit da?
Die Bahn steht weiterhin stark unter Druck. Zwar sind die Ergebnisse im vergangenen Jahr deutlich besser ausgefallen als ein Jahr zuvor. Doch das liegt vor allem daran, dass die Güterbahntochter 2015 den Konzernverlust zu verantworten hatte. Ohne Sonderbelastung haben sich die Ergebnisse allenfalls nur leicht verbessert. Denn die Güterbahn befindet sich nach wie vor im Krisenmodus. Der Fernverkehr hat zwar mit Sparpreisen ein Gegenmittel gegen die Fernbusse auf der Straße gefunden, aber die gewonnenen Fahrgäste gehen einher mit weniger Marge pro Kunde. Im Nahverkehr hat die Deutsche Bahn außerdem weiterhin wichtige Verträge verloren. Der Marktanteil fällt weiter.