
Die EU-Kommission gibt dem Medienmagnaten Rupert Murdoch grünes Licht für den Zusammenschluss seiner europäischen Pay-TV-Sender zum größten Fernsehkonzern des Kontinents. Der britische Bezahlsender BSkyB darf seine Schwestergesellschaften Sky Deutschland und Sky Italia übernehmen, wie die Kartellwächter am Donnerstag in Brüssel mitteilten.
Verkäufer ist Murdochs US-Fernsehkonzern 21st Century Fox, der bisher an allen drei Unternehmen beteiligt ist. Die Kommission sei nach eingehender Prüfung zu dem Ergebnis gelangt, dass das Vorhaben wettbewerbsrechtlich unbedenklich sei, weil sich die Tätigkeiten der drei beteiligten Unternehmen lediglich räumlich ergänzten.
Das Imperium des Rupert Murdoch
Rupert Murdoch kam 1931 in Australien zur Welt. Das Unternehmertum liegt in der Familie: Sein Vater kaufte sich in die Zeitungskette News Limited ein, Sohn Rupert erbte sie 1952 – und baute sie zu einem Medienimperium aus, zu dem heute neben den Zeitungen in aller Herren Länder auch der Buchverlag Harper Collins, Internetbeteiligungen, Fernsehsender und mit „20th Century Fox“ ein legendäres Hollywood-Studio gehören.
Begonnen hat alles mit der Zeitung „The News“ aus dem australischen Adelaide, die der damals Anfang 20-jährige Rupert von seinem Vater übernahm. Später verleibte sich Murdoch in Großbritannien die renommierte Londoner „Times“ ein, außerdem das Massenblatt „Sun“. Die britische Sonntagszeitung „News of the World“ stampfte Murdoch nach einem Abhörskandal kurzerhand ein. Im Jahr 2007 landete Murdoch einen seiner größten Coups, indem er den US-Konzern Dow Jones übernahm, den Herausgeber Wirtschaftsblatts „Wall Street Journal“.
Flaggschiff des Konglomerats sind die amerikanischen Fox-Fernsehsender, die wegen ihrer konservativen Ausrichtung berühmt-berüchtigt sind. Hier ist aber auch die Heimat der Kultsendung „Die Simpsons“. Die gelbe Zeichentrick-Familie mit Oberhaupt Homer und der guten Seele Marge nimmt in vielen Folgen den Sender und seinen Patriarchen selbst auf die Schippe.
In Deutschland hält Murdoch die Mehrheit am Bezahlsender Sky – sein Sohn James ist Vorsitzender des Aufsichtsrates.
Murdoch erkannte früh die Chancen des Internet und traute sich als einer der ersten großen Verleger, Geld für Nachrichten im Netz zu verlangen. Mit einem anderen Projekt erlitt er indes Schiffbruch: Das einstmals größte Online-Netzwerk MySpace ist nach dem Siegeszug von Facebook heute nur noch ein Schatten seiner selbst.
2013 spaltete Murdoch sein Imperium in zwei Reiche auf: die profitable Filmsparte 21st Century Fox und das schwächelnde Verlagsgeschäft News Corp.
Damit bündelt der gebürtige Australier seine Bezahlsender in Deutschland und Österreich, Großbritannien und Irland sowie Italien zu einer schlagkräftigen Einheit. Er verspricht sich davon eine größere Einkaufsmacht beim Erwerb von Spielfilmen und Fußballübertragungsrechten. Formal verringert Murdoch allerdings seinen Einfluss bei den Sendern in Deutschland, wo 21st Century Fox bisher die Mehrheit hält, und Italien, wo der US-Konzern noch allein das Sagen hat. Denn an der künftigen Dachgesellschaft BSkyB hält 21st Century Fox lediglich 39 Prozent - für Murdoch allerdings immer noch genug, um sein Gewicht geltend zu machen.
Dienstleister
Während die Murdoch-Gesellschaften die Transaktion in Italien unter sich allein ausmachen, musste BSkyB den Minderheitsaktionären von Sky Deutschland nach deutschem Recht ein Übernahmeangebot unterbreiten. Dessen Höhe ließ allerdings erkennen, dass die Briten sich auch mit dem komfortablen Mehrheitspaket von 57 Prozent begnügen würden, das 21st Century Fox ihnen zugesagt hat. BSkyB bietet noch bis 15. Oktober 6,75 Euro je Sky-Deutschland-Aktie. Das ist annähernd so viel, wie das Papier bereits vor der Bekanntgabe des Plans im Juli an der Börse kostete. Auf ein höheres Gebot wird nicht spekuliert: Der Kurs lag in den vergangenen Wochen stets knapp darunter.
Die drei Sky-Sender kommen bisher auf einen Gesamtumsatz von 14 Milliarden Euro und liegen damit weit vor der RTL-Gruppe, die ebenfalls in mehreren europäischen Ländern aktiv ist und zuletzt 5,9 Milliarden Euro erlöste.
Während Sky von Abo-Erlösen lebt, stützt sich RTL überwiegend auf Werbeeinnahmen. In Deutschland setzen die mächtigen öffentlich-rechtlichen Sender zusammen 8,3 Milliarden Euro im Jahr um, überwiegend Rundfunkgebühren und Werbeeinnahmen.