Es bleibt weiter spannend im Poker um die Megafusion zwischen den Immobilienkonzernen Vonovia und Deutsche Wohnen. „Das neue Angebot spiegelt noch immer nicht den Wert der Deutsche Wohnen wider“, sagte Fondsmanager Michael Muders von der Union Investment, die nach eigenen Angaben rund 2,5 Prozent an dem Unternehmen hält, in einem Interview mit Bloomberg. Er deutete an, dass er einen Kaufpreis von um die 60 Euro je Aktie für gerechtfertigt halten würde.
Vonovia hatte am Sonntag angekündigt, das Angebot für die Deutsche Wohnen um 1 Euro auf nun 53 Euro je Aktie erhöhen zu wollen, nachdem die vorherige Offerte im Juli knapp an der Mindestannahmeschwelle gescheitert war. Mit dem Schritt hofft der Konzern jene Anleger umzustimmen, die ihm zunächst gefehlt hatten, um 50 Prozent der Anteile zu erreichen.
Nach Einschätzung der Union Investment liegt schon der Nettovermögenswert (NAV) der Deutsche Wohnen bei etwa 56 Euro je Aktie. „Zusätzlich zum NAV sollten die Aktionäre der Deutsche Wohnen einen Anteil an den Synergien und Steuervorteilen bekommen, die derzeit ausschließlich den Vonovia-Aktionären zugutekommen“, sagte Muders. „Vonovia müsste also auf die 56 Euro noch ein paar Euro draufpacken.“
Muders zufolge ist die Dynamik am Berliner Immobilienmarkt, wo die Deutsche Wohnen stark vertreten ist, enorm. Der gekippte Mietendeckel in der Hauptstadt habe das noch beschleunigt.
Eine Sprecherin der Vonovia bezeichnete das neue Angebot als finanziell attraktiv, weil es einen signifikanten Aufschlag gegenüber dem Kurs der Deutsche Wohnen vor Bekanntgabe des Zusammenschlusses am 24. Mai biete. Von der Deutsche Wohnen hieß es, der überwiegende Teil der Investoren sei so wie das Management von der Sinnhaftigkeit der Transaktion überzeugt.
DZ Bank rechnet mit Erfolg
Optimistisch zeigten sich am Dienstag die Aktien-Analysten der DZ Bank. Sie erklärten, dass der neue „Übernahmeversuch nun erfolgreich verlaufen sollte“. Union Investment gehört zur DZ Bank Gruppe.
Auch Jonas Nahry, Portfoliomanager bei der Flossbach von Storch AG, äußerte sich zuversichtlich. „Wir halten den Preis, den Vonovia für Deutsche Wohnen jetzt zahlen will, für fair“, sagte er am Mittwoch gegenüber Bloomberg. „Wir orientieren uns dabei weniger am NAV, sondern mehr an Kenngrößen wie etwa Cashflow.“ Flossbach ist Bloomberg-Daten zufolge minimal in Vonovia investiert.
Muders machte aus seiner Skepsis zur geplanten Transaktion kein Geheimnis. „Wir sind uns nicht sicher, ob die Aktionärsinteressen immer noch die höchste Priorität für das Management der Deutsche Wohnen haben“, sagte er. Bei der vorherigen Offerte sei weder von der Vonovia noch der Deutsche Wohnen das Gespräch mit ihm gesucht worden.
Vonovia-Chef Rolf Buch hatte am Montag in einem Interview mit Bloomberg bereits gesagt, die Investorenansprache solle in der neuen Runde verbessert werden. Mit dieser Aufgabe wurde neben Morgan Stanley nun auch zusätzlich die Bank of America betraut. „Wir waren uns anscheinend zu sicher, dass die Übernahme gelingen wird“, sagte Buch.
Beim letzten Übernahmeversuch hatte die Union Investment ihre Aktien nicht angedient. Wie die Entscheidung dieses Mal ausgehen wird, ist unklar. Muders: „Wir halten uns alle Optionen offen und werden bis zum letzten Tag abwarten“.
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