Fußball Europas Clubs werden zum Spielball der Milliardäre

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Fußball wird vom Sport zum Business

Daher rüsten die Geldprotze, ehe die Regeln voll greifen, ihre Teams auf: ob mit zigmillionen dicken Finanzspritzen, hoch dotierten Werbeverträgen, Trikotsponsoring und Tourismuswerbung. Vereine wie der Katar-Club Paris, Manchester City mit Scheich Mansour aus Abu Dhabi im Kreuz oder der von Gazprom finanzierte Club Zenit St. Petersburg werden zu Prüfsteinen, wie ernst es die Uefa mit ihren eigenen Regeln nimmt.

Verbandspräsident Michel Platini, einst selbst ein gewiefter Kicker, tänzelt auf Stollenschuhen durch ein Minenfeld.

Jahrzehntelang war Fußball mehr Sport als Business. Das änderte sich dramatisch ab Mitte der Neunzigerjahre.

Spielergehälter steigen immer weiter

Den Anpfiff zum Milliardenspiel gab 1995 der Europäische Gerichtshof mit seinem sogenannten Bosman-Urteil, benannt nach dem belgischen Fußballprofi Jean-Marc Bosman. Die Richter kippten die bislang gültigen Transferregeln, indem sie urteilten, ein Fußballprofi dürfe nach Ablauf seines Arbeitsvertrags ablösefrei den Verein wechseln. Die Folge war, dass Spielergehälter und Ablösesummen, die Vereine zahlen müssen, wenn sie einen Profi aus einem laufenden Vertrag herauskaufen wollen, dramatisch stiegen. Damit setzte sich europaweit eine Gehalts- und Verschuldungsspirale der Vereine in Gang.

Gleichzeitig flossen mit dem Aufkommen der privaten Fernsehsender immer höhere Einnahmen durch Übertragungsrechte in die Clubkassen. So verfünffachten sich in Deutschland allein zwischen 1992 und 2002 die Erlöse aus der TV-Vermarktung von 74 Millionen Euro auf 358 Millionen Euro. Ab der kommenden Saison überweist allein der Bezahlsender Sky jährlich gut 500 Millionen Euro an die Liga.

Zum regelrechten Finanzturbo wurde die Champions League mit den besten Teams Europas, die ebenfalls Mitte der Neunzigerjahre die Uefa erfand. "Mit der Champions League haben sie ein Monster geschaffen", sagt Philipp Grothe, der in London die Sportvermarktungsagentur Kentaro führt. Die Übertragungsrechte der Königsklasse brachten noch mehr ein.

Das wirtschaftliche Risiko steigt

Zugleich lockten 100 Millionen Zuschauer und mehr vor den Fernsehern globale Unternehmen an, für sich auf Banden oder Trikots zu werben. Erfolgreiche Vereine koppelten sich finanziell immer mehr vom Rest ihrer Ligen ab. Gleichzeitig wuchs das wirtschaftliche Risiko: Wer scheitert und aus der höchsten Klasse fliegt, dem fehlen schnell die Einnahmen, seine teuren Kicker weiter zu finanzieren.

Der Einnahmen-Booster Champions League führte auch dazu, dass sich Investoren wie die Fliegen auf Englands Premier League stürzten. Vereine wechselten reihenweise so lange die Besitzer, bis alle wichtigen Clubs heute Investoren gehören. "Die Premier League ist die investorenfreundlichste Liga der Welt", sagt Sportvermarkter Grothe. "Für Engländer ist es inzwischen ganz normal, wenn Investoren sich an einem Club beteiligen oder ihn übernehmen." Anders als in Deutschland existiert in England keine Beschränkung wie die 50+1-Regel. Die sorgt dafür, dass der Mutterverein stets mehr als die Hälfte der Stimmrechte an seinem Profi-Ableger hält. Damit lässt die Bundesliga zwar einen Verkauf von Clubanteilen an Investoren zu, aber nur bis unter 50 Prozent.

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