Fußball Europas Clubs werden zum Spielball der Milliardäre

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Misstrauen gegenüber den Arabern

Welche Fußballclubs ihre Sponsoren glücklich machen
Platz 20Die Wolfsburger landeten auf Platz 20. Auch Sponsor VW kann dem VfL offenbar nicht dabei helfen, über sein dauerhaft mieses Image hinwegzukommen. In einer weiteren Studie des Marktforschungsinstut mafo.de verbanden die Befragten den Verein mit Schlagworten wie „Söldnerverein“ und „Geld“.Markenindex: 39,82 Quelle: dpa
Platz 24Für den FC Augsburg wird es schwer, hochzukommen. Trotz Aufstieg in die erste Liga reicht es für die Augsburger nur für den vorletzten Platz. Keine Überraschung also, dass Augsburgs Marcel De Jong sich schon vor Scham auf den Boden wirft. Auch Sponsor AL-KO wird sich darüber kaum freuen können.Markenindex: 38,22 Quelle: dapd
Platz 16Der FC Freiburg hat die Wende geschafft. In der Hinrunde noch Tabellenletzter liegen die Freiburger jetzt im Mittelfeld. Das gilt auch für das Ranking der bekanntesten und beliebtesten Fußballvereine Deutschlands.Markenindex: 43,32 Quelle: dapd
Platz 13Der 1. FC Kaiserslautern hat den Abstiegskampf verloren. Bei der Markenmeisterschaft landet der Verein trotzdem noch im Mittelfeld. Dort tümmeln sich auch andere erfolgslose Vereine.Markenindex: 44,72 Quelle: dpa
Platz 14Kein Grund zur Freude auch bei Maskottchen Herthinho und Roman Hubnik: Die Hertha hätte sich wohl einen besseren Platz erhofft. Da ist vielleicht auch für Trikotsponsor Deutsche Bahn der Zug bald abgefahren.Markenindex: 44,48 Quelle: dpa
Platz 18Vielleicht hatte 1899 Hoffenheim einfach noch nicht genug Zeit, sich ein gutes Image zu erarbeiten. Mit dem „Retortenklub“-Ruf im Rücken ist das aber auch nicht einfach. Der Schriftzug des Solarherstellers Suntech brachte die Spieler bisher auch noch nicht zum strahlen. Da hilft nur: Am Ball bleiben.Markenindex: 41,96 Quelle: dpa
Platz 15Torjubel bei den Hannoveranern Jan Schlaudraff (l.) und Karim Haggui. In der Bundesliga liegt Hannover 96 aktuell auf Platz 7, auf das Markenranking färbte das jedoch nicht ab.Markenindex: 44,35 Quelle: dpa

Die Gazprom-Connection ist nicht die einzige enge Verbindung der Uefa mit Geschäftspartnern, die Zweifel an einer harten Durchsetzung der neuen Regeln nähren. Dies gilt auch für den Einstieg der Katari bei Paris Saint-Germain über deren Firma Qatar Sports Investment (QSI). Zum QSI-Management gehört nämlich ausgerechnet Laurent Platini, der Sohn des Uefa-Präsidenten. Der Verbandschef selbst, der heute über das Fair Play wachen soll, war im November 2010 bei einem Abendessen im Élysée-Palast zu Gast, bei dem Frankreichs damaliger Staatspräsident Nicolas Sarkozy Scheich Tamim Al-Thani aus Katar sowie die Eigner von Paris Saint-Germain begrüßte.

Ein halbes Jahr später stimmte Uefa-Chef Platini für Katar als Ausrichter der Fußball-WM 2022; im Sommer darauf stiegen die Araber bei Paris Saint-Germain ein, und Katars Fernsehsender Al Jazeera kaufte die französischen Übertragungsrechte.

Seitdem schaut die Fußballwelt mit Argusaugen auf die Aktivitäten der Araber. Der erste Lackmustest gilt dem Vertrag zwischen Paris Saint-Germain und der Tourismusbehörde von Katar, der die Kicker zu Urlaubswerbern macht.

Uefa-Regeln werden nur auf dem Papier erfüllt

Die Dienste sollen Paris Saint-Germain angeblich rückwirkend zum vergangenen Sommer bis 2016 jährlich 150 Millionen Euro einbringen. Das wäre doppelt so viel, wie der Verein 2010/11 einnahm. Für Kenner der Szene riecht das nach gezielter Camouflage, um dem Club zu Einnahmen zu verhelfen und auf dem Papier die Uefa-Regeln zu erfüllen.

Kritik musste bereits Manchester City von den anderen Clubs auf der Insel einstecken. Anlass war ein Sponsoringvertrag mit der Fluggesellschaft Etihad, wie die Club-Eigner aus Abu Dhabi. Darin garantieren die Araber dem Verein mehr als 400 Millionen Pfund innerhalb von zehn Jahren. Nun muss die Uefa mit Druck von Investoren anderer Clubs rechnen.

Damit steht die Uefa vor einem Dilemma. Will sie ernsthaft gegen Manchester oder Paris vorgehen, muss sie nachweisen, dass die Deals zu überhöhten Preisen abgeschlossen wurden. Das stellt die Verbandsanwälte jedoch vor eine Herausforderung. Und eine Niederlage in einem Rechtsstreit, meint Jurist Koch, werden die Regelhüter kaum riskieren wollen: "Das würde einen Präzedenzfall setzen."

Tatsächlich sei "ein ganzes Heer von Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten damit beschäftigt, nach Schlupflöchern und Ausnahmen zu stöbern, damit weiter groß investiert werden kann", sagt Koch. Dadurch droht die Uefa in Arbeit zu versinken. "Das ist ein immenser Aufwand", so Koch, "die Uefa bekommt die Buchhaltung von knapp 600 Vereinen vorgelegt."

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