Die Gazprom-Connection ist nicht die einzige enge Verbindung der Uefa mit Geschäftspartnern, die Zweifel an einer harten Durchsetzung der neuen Regeln nähren. Dies gilt auch für den Einstieg der Katari bei Paris Saint-Germain über deren Firma Qatar Sports Investment (QSI). Zum QSI-Management gehört nämlich ausgerechnet Laurent Platini, der Sohn des Uefa-Präsidenten. Der Verbandschef selbst, der heute über das Fair Play wachen soll, war im November 2010 bei einem Abendessen im Élysée-Palast zu Gast, bei dem Frankreichs damaliger Staatspräsident Nicolas Sarkozy Scheich Tamim Al-Thani aus Katar sowie die Eigner von Paris Saint-Germain begrüßte.
Ein halbes Jahr später stimmte Uefa-Chef Platini für Katar als Ausrichter der Fußball-WM 2022; im Sommer darauf stiegen die Araber bei Paris Saint-Germain ein, und Katars Fernsehsender Al Jazeera kaufte die französischen Übertragungsrechte.
Seitdem schaut die Fußballwelt mit Argusaugen auf die Aktivitäten der Araber. Der erste Lackmustest gilt dem Vertrag zwischen Paris Saint-Germain und der Tourismusbehörde von Katar, der die Kicker zu Urlaubswerbern macht.
Uefa-Regeln werden nur auf dem Papier erfüllt
Die Dienste sollen Paris Saint-Germain angeblich rückwirkend zum vergangenen Sommer bis 2016 jährlich 150 Millionen Euro einbringen. Das wäre doppelt so viel, wie der Verein 2010/11 einnahm. Für Kenner der Szene riecht das nach gezielter Camouflage, um dem Club zu Einnahmen zu verhelfen und auf dem Papier die Uefa-Regeln zu erfüllen.
Kritik musste bereits Manchester City von den anderen Clubs auf der Insel einstecken. Anlass war ein Sponsoringvertrag mit der Fluggesellschaft Etihad, wie die Club-Eigner aus Abu Dhabi. Darin garantieren die Araber dem Verein mehr als 400 Millionen Pfund innerhalb von zehn Jahren. Nun muss die Uefa mit Druck von Investoren anderer Clubs rechnen.
Damit steht die Uefa vor einem Dilemma. Will sie ernsthaft gegen Manchester oder Paris vorgehen, muss sie nachweisen, dass die Deals zu überhöhten Preisen abgeschlossen wurden. Das stellt die Verbandsanwälte jedoch vor eine Herausforderung. Und eine Niederlage in einem Rechtsstreit, meint Jurist Koch, werden die Regelhüter kaum riskieren wollen: "Das würde einen Präzedenzfall setzen."
Tatsächlich sei "ein ganzes Heer von Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten damit beschäftigt, nach Schlupflöchern und Ausnahmen zu stöbern, damit weiter groß investiert werden kann", sagt Koch. Dadurch droht die Uefa in Arbeit zu versinken. "Das ist ein immenser Aufwand", so Koch, "die Uefa bekommt die Buchhaltung von knapp 600 Vereinen vorgelegt."