Fußball Europas Clubs werden zum Spielball der Milliardäre

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Uefa will Finanzregeln verschärfen

Die Fußballclubs und ihre Inhaber
Celtic Glasgow Quelle: REUTERS
Juventus Turin Quelle: dpa
FC Valencia Quelle: dpa
Paris Saint-Germain Quelle: dpa
FK Schachtar DonezkUkraineMehrheitseigentümer: Rinat AchmetowUmsatz: k.A. Trikotsponsor: SCM (Holding)Spielerkader: 24Marktwert des gesamten Kaders: 147 Millionen Euro Achmetow ist Chef der Holding System Capital Management (SCM) und kontrolliert mehr als 30 Kohle- und Stahlunternehmen. Quelle: dapd
Dortmund Quelle: REUTERS
Real Madrid Quelle: dapd

Auch wenn deutsche Clubs mit ihrem Finanzgebaren als regelrechte Musterschüler dastehen, betrifft der finanzielle Raubbau jenseits der Grenzen auch sie: Europas Fußballverband Uefa will das Treiben eindämmen, indem er nun schrittweise verschärfte Finanzregeln einführt. Die wichtigsten Punkte:

  • Break-even-Regel: Die jährlichen Einnahmen, die der Club aus dem Fußballspiel erzielt – Eintrittsgelder, Spielertransfers, Werbung, TV-Erlöse – müssen die Ausgaben übertreffen. Investitionen in Sachanlagen wie Stadien oder Nachwuchsakademien sind jedoch ausgenommen.
  • Schuldengrenze: In den Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 dürfen Clubs noch Verluste bis zu 45 Millionen Euro machen, wenn ein Investor diese ausgleicht. Danach sinkt die Schuldengrenze auf 30 Millionen Euro innerhalb von zwei Spielzeiten und soll noch weiter nach unten gedrückt werden. Auf wie viel genau, ist noch nicht bekannt. Fest steht, dass die Uefa erste Sanktionen im nächsten Winter aussprechen will. Der Verband wird jedoch bereits ein Absinken der Schulden honorieren und "die Gesamtsituation" begutachten.

"Financial Fair Play ist überlebensnotwendig"

"Das Prinzip", sagt Gianni Infantino, Generalsekretär der Uefa, "ist nicht weltbewegend: Du sollst nicht mehr ausgeben als einnehmen." Die Sanktionen reichen vom Verbot, neue Spieler zu verpflichten, bis zur Aberkennung von Meistertiteln und einem Startverbot in der Champions League.

Uefa-intern und auch bei den großen Vereinen gilt der Kampf gegen das Finanz-Doping als mindestens ebenso wichtig wie die Abwehr organisierter Wettbetrüger. So gravierend die Manipulationen auch sind, langfristig birgt das Finanzthema mindestens ebenso viel Sprengstoff. "Financial Fair Play ist überlebensnotwendig, um im Fußball ein Horrorszenario wie in der Euro-Krise zu vermeiden", sagt FC-Bayern-Chef Rummenigge, der auch der europäischen Club-Vereinigung ECA vorsteh: "Wir haben heute Clubs, die hängen völlig am Tropf ihrer Mäzene."

Ob der gute Wille der Uefa reicht, ist allerdings fraglich. Denn im Fußball prallen inzwischen wie im harten Kapitalismus diametral verschiedene Interessen und Geschäftsmodelle aufeinander.

Kampf der Interessen

Auf der einen Seite stehen etwa rendite-orientierte US-Investoren hinter Manchester United und dem FC Liverpool gemeinsam mit vereinseigenen Clubs wie dem FC Bayern und Borussia Dortmund zusammen und fordern schärfere Finanzregeln – weil sie mit begrenzten Mitteln haushalten müssen.

Auf der anderen Seite agieren Oligarchen, Weltkonzerne wie Gazprom oder die Scheichs aus Katar und Abu Dhabi. Sie wissen entweder nicht, wohin mit ihren Milliarden, oder wollen Märkte erobern, egal, was es kostet. Sie fürchten deshalb, die neuen wirtschaftlichen Fair-Play-Regeln könnten den Status quo erhalten und Etablierte wie Manchester United, Real Madrid oder den FC Bayern vor Emporkömmlingen schützen. Scheich Al-Khelaifi, Chef des neureichen Paris Saint-Germain, sagt: "Wir werden weiter investieren – andere tun das seit 20 Jahren. Wir sind erst seit anderthalb Jahren dabei und sollen aufhören, Geld auszugeben? Das ist unfair."

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