Fußball Europas Clubs werden zum Spielball der Milliardäre

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Wettkampf der Investoren

Der Russe tummelt sich in bester Gesellschaft. Spielt sein Club gegen Manchester United, sitzt mit ihm der US-Investor Malcolm Glazer auf der Tribüne, der den Kultclub 2005 erwarb. Gegen die Queens Park Rangers verfolgt auch der indische Stahlbaron Lakshmi Mittal das Match, dem ein Drittel der Rangers gehört; die Mehrheit hält der malaysische Luftfahrt-Unternehmer Tony Fernandes.

Selbst der 2010 verstorbene deutsch-schweizerische Industrielle Markus Liebherr hatte sich 2009 einen englischen Club gekauft, den FC Southampton.

Das Fass zum Überlaufen aber brachten US-Investoren wie Glazer, George Gillett und Tom Hicks, die englische Vereine in Heuschrecken-Manier kauften und ihnen die Kredite für die Übernahme aufhalsten. Zwar gehört Glazers Elf Manchester United zu den erfolgreichsten der Liga mit Spielergehältern, die heute weniger als 50 Prozent des Vereinsumsatzes ausmachen. Beim Lokalrivalen Manchester City, wo Scheich Mansour aus Abu Dhabi 2008 Thaksins Anteile kaufte, verschlangen die Salärs der Kicker jedoch zuletzt 14 Prozent mehr, als der Club einnahm.

Clubs geben mehr aus, als sie einnehmen

Fußball derart als Spielball für Finanzzocker, das ging der Uefa schließlich zu weit. Damit werden die Zeiten künftig rauer für Teams wie Manchester City, Paris oder auch Schachtar Donezk, die aus ihrem laufenden Geschäft kaum die sagenhaften Kosten decken können, die teure Spieler verursachen. Der Gazprom-Club Zenit St. Petersburg etwa steckte gut 80 Millionen Euro in den Kauf von zwei Stürmern. Allein 50 Millionen Euro gingen für den Brasilianer Hulk drauf, den teuersten Transfer des vergangenen Sommers.

Ähnlich wie Gazprom werfen die Araber mit Geld nach Spielern. Seit die Milliardäre aus dem Morgenland am Spielfeldrand aufgetaucht sind, hat sich die Geldspirale um weitere Windungen gedreht. "Das ist jetzt ein völlig anderes Spiel, eine ganz andere Liga", sagt Szenekenner Grothe. Die Investitionen der Kataris seien nicht mehr mit denen der US-Investoren zu vergleichen. Die haben "die tieferen Taschen". Für sie sei Fußball "ein strategisches Werkzeug unter mehreren, um ihr ganzes Land umzubauen und auf neue Füße zu stellen."

Höhere Einnahmen durch Erfolge

Vor diesem Hintergrund ist zweifelhaft, ob die Uefa-Regeln tatsächlich Fair Play und damit die Chancengleichheit fördern. Denn die Erfolge der vergangenen Saison nähren die Einnahmen der laufenden Spielrunde und damit die sportlichen Chancen der Clubs: Chelsea etwa kassierte für das gewonnene Champions-League-Finale gegen den FC Bayern im vergangenen Mai fast 60 Millionen Euro von der Uefa. Der FC Bayern kam immerhin noch auf knapp 42 Millionen.

Zusätzlich wurde Gazprom Sponsor von Chelsea und dürfte mit der Geldspritze dafür sorgen, dass die Londoner den Fair-Play-Radar auf dem Papier einhalten. Ironie der Geschichte: Chelsea-Eigentümer Abramowitsch hatte den größten Teil seines Vermögens 2005 mit dem Verkauf seiner Anteile am russischen Mineralölkonzern Sibneft gemacht. Der Käufer damals: Gazprom. Wie genau die Uefa den Sponsorvertrag beäugen wird, muss sich zeigen. Die Verbandsoberen hatten im Sommer selber einen Vertrag mit Gazprom geschlossen, der den Konzern drei Jahre lang zu einem von sechs Werbepartnern der Champions League macht.

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